Blutskinder
Körper einer Prostituierten.
Robert sah ein, dass es unklug gewesen wäre, seine Frau im Geschäft mit der Wahrheit zu konfrontieren. Wahrscheinlich wären sie von Kunden gestört worden, und Erin hätte sich dabei zu leicht aus der Affäre ziehen können. Während sie, jeder in seinem Wagen, nach Hause fuhren, wuchs Roberts Anspannung noch. In seinem Kopf pochte es und von den unzähligen Tassen Kaffee hatte er einen bitteren Geschmack im Mund. Erins Mazda befand sich unmittelbar vor ihm. Mit zusammengebissenen Zähnen fuhr er ganz dicht auf, als ihm einfiel, dass er ihr den Wagen einfach so nebenbei geschenkt hatte.
»In ein paar Wochen hast du Geburtstag«, knurrte er, die Hände krampfhaft um das Lenkrad gekrallt. »Und, was soll ich dir schenken?« Jetzt brüllte er und der Druck in seinen Schläfen wurde noch stärker. »Eine rote Laterne, damit du sie dir hinter die Windschutzscheibe klemmen kannst?« Vor Wut knirschte er mit den Zähnen und grub die Fingernägel ins Lenkrad, während er sich mühsam einen Weg durch den stockenden Verkehr bahnte.
In der Kühle seines Hauses beruhigte sich Robert ein wenig.
In der Annahme, dass Erin mitkommen würde, ging er ins Wohnzimmer, doch gleich darauf hörte er oben die Dusche rauschen. Mehrere Male rief Erin nach ihm, doch er tat so, als hörte er es nicht. Wenn sie mit dem Duschen fertig war, würde er sie zur Rede stellen. Robert fragte sich, wie er jemals wieder mit dieser Frau schlafen sollte.
»Robert, Hilfe! Komm schnell!« Erins Stimme klang so eindringlich, dass er auf der Stelle nach oben ins Bad rannte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Eigentlich ärgerte er sich darüber, dass er so prompt auf ihr Rufen reagierte, und als er dann inmitten des warmen Dampfes im Badezimmer stand, bekam er sofort wieder bohrende Kopfschmerzen.
»Was ist denn los?« Durch die beschlagene Glaswand der Duschkabine konnte er Erins schlanke Gestalt nur undeutlich sehen.
»Sieh mal hier!«, sagte sie. »Mach die Tür auf.«
Robert schob die Duschtür zur Seite. Heiße Tropfen spritzen zu ihm heraus. Seine Frau stand nackt unter dem Wasserstrahl. Sie hatte den Kopf zurückgelegt und fuhr sich mit der Seife zwischen die Beine.
»Zieh dich aus und komm rein!« Als sie mit den Händen über ihre Brüste strich, musste sie kichern. »Du bist so verschwitzt! Komm, lass dich von mir waschen.« Erin warf ihm einen Kuss zu. Ihr blondes Haar war dunkel vor Nässe und klebte ihr am Kopf.
Robert blinzelte. In dem Schleier aus Wasserdampf wirkte Erin noch schöner als sonst. Noch geheimnisvoller. Dieses Geheimnisvolle, das sie umgab, war es auch gewesen, was ihn angezogen hatte. Er hatte nichts von ihr gewusst und ihr folglich nach Belieben Eigenschaften zuschreiben können. Erin hatte nie viel über ihre Vergangenheit erzählt, höchstens, wenn er sie direkt danach fragte. Bisher war das kein Problem gewesen, sondern hatte eher einen ganz besonderen Reiz für ihn gehabt. Anfangs hatte es ihn so fasziniert, dass er immer mehr Zeit mit Erin verbringen wollte, bis er schließlich zu einer festen Beziehung bereit war. Als sie heirateten, fühlte sich Robert, als wäre er mit einer schnittigen Jacht in See gestochen, auf dem Weg in unbekannte Gefilde. Ihr gemeinsames Leben hatte ihm so viel Glück geschenkt, dass er sich Tag für Tag nach mehr sehnte.
Jetzt, im Badezimmer, hatte er das Gefühl, als befände er sich auf einem sinkenden Schiff mitten auf stürmischer See. Er beobachtete die lasziven Gesten seiner Frau und fragte sich, ob es überhaupt genug Seife geben konnte, um Erin in seinen Augen wieder vollständig reinzuwaschen.
Plötzlich packte sie ihn beim Arm und zog ihn näher. Er verlor das Gleichgewicht und stolperte vollständig bekleidet in die Dusche. Erin warf den Kopf in den Nacken und lachte laut auf. Das Wasser strömte ihr über Gesicht und Hals.
»Ich habe doch gesagt, dass ich dich sauber kriege.« Kichernd presste sie ihren eingeseiften Körper an ihn. »Zieh das Hemd aus.« Erin machte sich an den Knöpfen zu schaffen, doch Robert schob ihre Hände weg und knöpfte sein Hemd selbst auf. Da es sowieso schon völlig durchweicht war, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als es auszuziehen – auch wenn er eigentlich nicht vorgehabt hatte, Erin zur Rede zu stellen, während er halbnackt mit ihr unter der Dusche stand.
»Aber, aber«, sagte sie, »nun sei doch nicht so grantig. Du wirst schon sehen, was du davon hast, wenn du unbedingt ein schmutziger Junge sein
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