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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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Wärme ihres Körpers auf dem Hocker spüren. Robert ließ die vergangenen Minuten noch einmal Revue passieren.
    »Ich gebe also zu bedenken«, murmelte er seinem Spiegelbild zu, »dass Ihre geliebte Frau eine ausgemachte Lügnerin und eine gemeine Hure ist. Weiterhin gebe ich zu bedenken, dass Sie ein Idiot sind, weil Sie es nicht eher gemerkt haben. Die Verhandlung ist geschlossen.« Er schlug mit der Faust auf den Toilettentisch. Durch ihr Schweigen hatte Erin seine Frage beantwortet. Daran gab es nichts zu rütteln. Er beschloss, ins Büro zu fahren und über einen gerechten Schuldspruch nachzudenken. Doch wahrscheinlich würde er wieder nur dasitzen und die Bilder an der Wand anglotzen.
    Robert zog sich trockene Sachen an und ging hinunter. Er wollte gerade das Haus verlassen, als er außer Rubys Klavierspiel noch eine tiefe, lachende Stimme hörte. Er ging ins Esszimmer. Ruby saß am Klavier, und ein Junge lehnte linkisch neben ihr. Die beiden kicherten miteinander und waren so vertieft, dass sie Roberts Anwesenheit gar nicht bemerkten.
    »Ist es aber nicht!«, rief Ruby gerade mit Nachdruck und hielt sich die Augen zu, sodass nur noch ihr lächelnder Mund zu sehen war.
    »Hört sich aber so an«, neckte der Junge sie und klimperte ein paar Töne.
    »Na ja. vielleicht ein bisschen«, gab Ruby zu. »Aber es ist jedenfalls kein normales Liebeslied. Dafür kenne ich dich noch viel zu wenig. Es ist mehr ein Bewunderungslied.« Erneut kicherten sie, und Ruby warf mit einer typischen Bewegung das Haar zurück. Offensichtlich mochten sich die beiden. Robert war sich nicht sicher, ob er noch genug Energie besaß, um den ungepflegten Burschen zu verscheuchen.
    »Dad!«, rief Ruby plötzlich. Der Junge drehte sich um und richtete sich auf. Sein fettig wirkendes Gesicht wurde ernst. »Das ist Art. Ich habe dir von ihm erzählt, weißt du noch?«
    Robert nickte knapp und warf dem schlaksigen Jungen einen prüfenden Blick zu. Er trug zerfetzte Jeans, die ihm fast von den Hüften rutschten, und ein ausgeblichenes T-Shirt mit dem Aufdruck »Nuke« quer über der Brust. Sein schlammbraunes Haar hing ihm wirr und schmuddelig ums Gesicht. Auf die Haarspitzen hatte er sich irgendein gelbes Glitzerzeug geschmiert. Robert war erstaunt, als der Junge ihm die Hand reichte.
    »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mr Knight.« Seine Stimme war erstaunlich tief für ein so mageres Bürschchen. »Ruby hat mir gerade ihr neues Stück vorgespielt. Wirklich cool.«
    Robert schüttelte Art die Hand, antwortete jedoch nicht. »Warum bist du nicht in der Schule, Ruby?« Seine Worte klangen rau und abgehackt.
    »Freie Hausarbeit, Mr Knight«, sprang Art ein, als er merkte, dass Ruby nur mit offenem Mund dasaß.
    »Na gut. Solltet ihr dann nicht auch arbeiten?« Robert verabscheute sich dafür, dass er Ruby die gute Laune verdarb.
    Endlich fand sie ihre Stimme wieder. »Wir wollten gerade zum Arbeiten in mein Zimmer gehen«, sagte sie und wurde rot.
    »Ich glaube, deine Mutter und ich würden es lieber sehen, wenn ihr hier unten arbeitet.«
    »Ach Unfug, Robert.« Erin kam mit einem Tablett voller Pizza und Getränkedosen aus der Küche. »Oben haben sie ihre Ruhe. Also los, Liebes. Kannst du das tragen?« Sie gab Ruby das Tablett und warf Robert einen raschen Blick zu. Kaum waren die beiden jungen Leute verschwunden, ging Erin zurück in die Küche, wo sie lautstark mit Geschirr und Töpfen klapperte und die Schranktüren zuknallte.
    »Und ich habe mehr Ruhe im Büro!«, brüllte Robert in Richtung Küche, schlug die Tür hinter sich zu und fuhr zu Mason & Knight.

    Den telefonierte ganz offensichtlich mit einer Frau. Er hatte seine rote Krawatte gelockert und lümmelte mit lang ausgestreckten Beinen im Schreibtischsessel. Ein zufriedenes Grinsen lag auf seinem gebräunten Gesicht. Er fuhr sich mit den Fingern durch das ohnehin schon strubbelige Haar und schlug einen neckischen Ton an.
    »Ich wette, das sagen Sie zu allen Männern, die Sie anrufen.« Dens Grinsen wurde noch breiter. »O nein, das ist ungerecht! Ich bin ein vollendeter Gentleman. Hoffentlich kann ich Sie eines Tages davon überzeugen.« Als er Robert in der Tür stehen sah, winkte er ihn zu sich und bedeutete ihm, sich ihm gegenüberzusetzen. »Ja, gern. Na, vielleicht. Ich rufe später noch mal an, dann können wir einen Termin ausmachen. Jetzt muss ich los. Bye!«
    Den lehnte sich zurück, löste seine Krawatte vollends und hängte sie sich lose um den Hals. »Mann, das ist

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