Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
Vom Netzwerk:
dass er sich unbedingt rasieren musste. Warum war es ihm so wichtig, was Louisa von ihm hielt?
    Schließlich war er ein verheirateter Mann. Den seine Frau soeben verlassen hatte.
    Resigniert fuhr er fort: »Ich möchte, dass du dich so bald wie möglich mit dem Fall befasst. Ich will wissen, wohin Erin und Ruby gegangen sind und was es mit Erins Vergangenheit auf sich hat. Wenn ich selbst Nachforschungen anstelle, schieße ich nur wieder über das Ziel hinaus und mache alles noch schlimmer, als es schon ist. Ich brauche unbedingt deine Hilfe, Louisa.«
    »Lass mir eine halbe Stunde Zeit. Ich bringe meinen Laptop mit, denn bis dahin habe ich bestimmt schon Nachricht wegen der Geburtsurkunde.« Jetzt kaute sie etwas.
    »Das ging aber schnell.« Robert goss sich noch einen Kaffee ein. Er wünschte, er würde ebenso viel Disziplin aufbringen wie Louisa.
    »Es war kein großer Aufwand. Weißt du, Robert, ich glaube, wir sollten nichts weiter unternehmen. Wenn wir Rubys Geburtsurkunde haben und Erin ganz kleinlaut wieder zurückkommt, dann gibst du ihr einfach einen Kuss und …«
    »So einfach geht das wohl nicht.«
    »Schau mal, ich weiß natürlich nicht, wohin die beiden gegangen sind, aber ich kann dir zumindest ein paar Fakten liefern. Dann wirst du sehen, dass alles gar nicht so schlimm ist.« Robert wollte etwas sagen, aber Louisa ließ ihn nicht zu Wort kommen. »In einer halben Stunde bin ich bei dir«, sagte sie und legte auf. Er seufzte. Sie verhielt sich noch immer mehr wie eine Freundin statt wie eine professionelle Detektivin.
    Trotz Louisas tröstlichen Worten fühlte Robert, wie sich in ihm ein altbekanntes Gefühl regte, das seit Jennas Tod in seinem Unterbewusstsein geschlummert hatte. Nun erhob sich dieses Gemisch aus Zorn. Argwohn und Besessenheit wie ein Phönix aus der Asche und ergriff erneut von ihm Besitz. Es kam ihm so vor, als sei Jenna zurückgekehrt und würde ihn zwingen, die ganze Qual noch einmal zu durchleben. Vielleicht wollte sie ihm ja die Chance geben, es diesmal besser zu machen.
    Auf dem Weg die Treppe hinauf in Erins Arbeitszimmer nahm Robert immer zwei Stufen auf einmal. Er wollte Erins Kassette holen, um sich die Briefe von Baxter King noch einmal genauer anzusehen. Aber sie waren nicht mehr da. Erin hatte sie mitgenommen.
    Wahrend er auf Louisa wartete, durchforstete Robert erneut Erins Computerdateien, fand jedoch nichts Außergewöhnliches. Er blätterte in den Unterlagen auf ihrem Schreibtisch, doch das meiste war nur Papierkram für den Laden. Ob Erin ihn wohl wie gewöhnlich öffnen würde? Und was war mit Rubys Schule? Er konnte nur hoffen, dass das Leben zumindest für Ruby so normal wie möglich weiterging, und nahm sich vor, zum Blumenladen zu fahren, sobald Louisa an die Arbeit gegangen war.
    Vierzig Minuten später war Louisa noch immer nicht da und Robert hatte Erins gesamtes Büro erfolglos durchstöbert. Er ging über den Treppenabsatz zu Rubys Zimmer. Betrübt blickte er sich in dem leeren Raum um und ließ sich dann auf das Bett fallen. In der Luft hing noch ein Hauch von Rubys süßlich duftendem Deospray. »Erin, Erin«, seufzte er und rieb sich die müden Augen. Er musste lächeln, als sein Blick auf die Poster von Rockstars, Schauspielern und niedlichen Tierkindern fiel, mit denen Ruby die Wände verziert hatte. Das bunte Sammelsurium verriet, dass sie sich auf der Schwelle zwischen einem kleinen Mädchen und einer jungen Frau befand.
    Robert starrte nach oben. Von diesem Blickwinkel aus hatte er das Gewirr von glitzernden und funkelnden Mobiles noch nie betrachtet, die Ruby an der Decke aufgehängt hatte. Ein paar von den Dingern hatten ihm immer im Weg gehangen, wenn er Ruby gute Nacht sagte. Doch erst vom Bett aus konnte er erkennen, warum sie Ruby so gut gefielen. Sie waren wirklich zauberhaft und entführten den Betrachter – vielleicht in die Traumwelt, in die Ruby sich immer wieder zurückzog.
    Ein Mobile fiel Robert besonders ins Auge. Es bestand aus etwa zwanzig oder dreißig Quarzbröckchen, die wie ein altmodischer Kronleuchter über dem Bett baumelten. In der Mitte, sodass man es von der Seite aus nicht sehen konnte, hing etwas Ovales aus mattem Gold. Wie eine reife Frucht, die nur darauf wartete, gepflückt zu werden.
    Robert stand auf und besah sich das Ding näher. Es war ein großes Medaillon aus billigem Rotgold, das an einer Kette hing und offensichtlich nicht zum Mobile gehörte. Es war sicher erst später hinzugefügt worden.
    Behutsam

Weitere Kostenlose Bücher