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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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löste er die Kette, nahm das Medaillon in die Hand und bemerkte, dass es von einer Staubschicht und ein paar dünnen Spinnweben bedeckt war. Anscheinend hatte es lange niemand mehr angefasst. Es trug ein eingraviertes Muster auf der Vorderseite und hatte hinten einen Deckel, der an einer Seite mit einem kleinen Scharnier versehen war. Mit den Fingernägeln versuchte Robert, ihn zu öffnen. Da das Medaillon eine leichte Delle hatte, dauerte es eine Weile, bis der verklemmte Deckel nachgab. Drinnen befand sich das verblichene Schwarzweißtoto einer jungen Frau, deren akkurate Locken unter einer Pelzmütze hervorsahen. Um den Hals trug sie einen dicken Pelzkragen. Der Hintergrund war völlig verschwommen. Robert vermutete, dass das Foto aus den 1940er Jahren stammte, war sich aber nicht sicher. Auch das Alter der Frau konnte er nur schätzen. Sie war vermutlich nicht älter als fünfundzwanzig.
    Robert löste das Foto aus dem Medaillon, wo es zweifellos seit vielen Jahrzehnten seinen Platz hatte. Auf der Rückseite stand etwas in einer altmodischen Handschrift. Er kniff die Augen zusammen, um die winzigen verblassten Buchstaben entziffern zu können.
    »Babka Wystrach« murmelte er, nicht sicher, ob er den fremdartigen Namen richtig ausgesprochen hatte. Abermals warf er einen Blick auf die junge Frau. Ihr Lächeln wirkte nervös, ein Eindruck, der durch die kleine steile Falte zwischen ihren Brauen noch verstärkt wurde.
    Robert schob das Bild wieder an seinen Platz und ließ den Deckel zuschnappen. Dann steckte er das Medaillon in die Hosentasche und ging hinunter. Bevor er im Greywood College anrief, hielt er am Fenster noch einmal nach Louisa Ausschau. Die Schulsekretärin teilte ihm mit, dass seine Tochter von der Lehrerin als abwesend gemeldet worden war. Er bat um Entschuldigung und erklärte, dass Ruby mit einem Magen-Darm-Virus zu Hause bleiben musste.
    Nach dem Telefongespräch ließ er sich seufzend auf einen Küchenstuhl fallen. Während er die Nummer von »Floristik taufrisch« wählte, fiel sein Blick auf zwei schmutzige Teller und eine Kasserolle im Spülbecken – die Überreste von Erins und Rubys letztem Abendessen. Wenn er nicht so krankhaft misstrauisch gewesen wäre, befände sich Ruby jetzt in der Schule und Erin in ihrem Geschäft.
    Im Laden meldete sich niemand. Er war also noch geschlossen. Ohne sich viel davon zu versprechen, wählte Robert anschließend zuerst Erins, dann Rubys Handynummer, wurde jedoch beide Male auf die Mailbox umgeleitet. Er hinterließ keine Nachricht.

    »Meine Güte«, sagte Louisa, als sie in die Küche trat und ihren Laptop auf den Tisch stellte. Sie ließ ihren Blick über das schmutzige Geschirr und den überquellenden Mülleimer wandern. »Du solltest vielleicht eine Putzfrau einstellen.«
    Robert ignorierte ihre Bemerkung und schenkte ihr einen Kaffee ein. Er wusste, dass sie keine Milch nahm. »Das hier habe ich heute Morgen in Rubys Zimmer gefunden. Es könnte uns vielleicht weiterhelfen.« Er schob ihr das Medaillon zusammen mit der Tasse über den Tisch zu.
    »Hast du keinen Kräutertee? Vielleicht Pfefferminz oder Kamille?«
    Robert schüttelte den Kopf, irritiert über ihre Sonderwünsche. »Mach das Medaillon mal auf. Da steht ein Name drin.«
    »Eins nach dem anderen, Rob«, sagte sie bedächtig und neigte sich über ihren Laptop. »Gut …« Sie nagte an ihrer Unterlippe, während sie eine gerade eingetroffene E-Mail öffnete. »Das ist von der Agentur.« Robert stützte sich mit beiden Armen auf die Tischplatte, sah ihr mit angehaltenem Atem über die Schulter und las den Text so rasch er konnte mit.
    »Die Suche war erfolglos. Was soll das heißen?« Im Grunde wusste er genau, was das bedeutete, doch er wollte es von Louisa hören.
    »Damit habe ich nicht gerechnet«, murmelte sie wie zu sich selbst. »Die haben sich bestimmt geirrt.«
    Ein kurzer Anruf bei der Agentur ergab jedoch, dass sie Rubys Geburtsurkunde trotz aller Bemühungen nicht ausfindig machen konnten. Sie waren noch nicht einmal generell auf den Namen Ruby Lucas gestoßen. Louisa machte ein enttäuschtes Gesicht. »Und du bist sicher, dass Ruby tatsächlich unter dem Namen Lucas registriert ist?«
    »Ganz sicher«, erwiderte er und dachte daran, wie er Erin die Information mit viel Mühe entlockt hatte. Er zog sich einen Stuhl näher und setzte sich neben Louisa, sorgfältig darauf bedacht, mit seinem Knie nicht an ihr Bein zu kommen. Wie gebannt starrten sie auf den Monitor.
    »Dann

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