Blutskizzen
Unterlagen, so fallen natürlich einige Ähnlichkeiten auf, ich erspare mir mal Einzelheiten, die kennt ihr alle. Ich möchte eure Aufmerksamkeit lieber auf verschiedene Auswahlkriterien lenken. Bei den Opfern fällt auf, dass es sich um alte bis ältere Männer handelt, die körperlich in der Weise ähnlich sind, dass alle schlank waren, die beiden letzteren sogar als schmächtig bezeichnet werden können. Was die Lebensumstände angeht, gibt es erkennbare Unterschiede, ein Opfer lebte in einer normalen familiären Beziehung, die beiden anderen allein. Ebenso bei den sexuellen Ausrichtungen, da ist alles dabei. Über das letzte, also euer Opfer, ist nichts bekannt, das war allerdings auch der älteste von allen. Von den beiden anderen war einer offen homosexuell, der andere hetero. Wir wissen nichts über den Täter-Opferkontakt, und wir kennen auch nicht die Tatorte, auch das ist eine Gemeinsamkeit. Bei den Opfern hat unser Täter also schon eine feste Vorstellung. Da an den Leichen vor der Ablage massiv manipuliert wurde, in einem Obduktionsbericht wird angedeutet, dass die Leiche sogar gewaschen worden sein könnte, kommt eine Wohnung, vielleicht die Täterwohnung, als Tatort infrage. Ach so, Stichwort Täter-Opfer-Kontakt: Da hatten die Weidener, wenn ich das richtig interpretiert habe, lange Zeit zwei Leute aus der Schwulenszene am Haken, konnten denen aber nichts nachweisen.« Er macht eine Pause, kratzt sich am Hals und sucht in seinen Blättern.
»Und was machen wir jetzt mit all diesen Informationen?« Helmut, hör doch einfach mal zu.
»Zuerst müsste man versuchen zu rekonstruieren, wie die Tat oder hier die Taten abgelaufen sein könnten, also wie haben Täter und Opfer Kontakt aufgenommen, wo ist die Tat passiert, wann und wie ist es geschehen, möglichst genau. Erst dann kann man auch was zum möglichen Täter sagen. Zeitlich scheint unser Mann, wenn wir denn von einem Täter ausgehen, keiner Einschränkung zu unterliegen. Da wir die Tatorte auch nicht kennen, müssen wir unser Augenmerk hier stark auf die Opfer richten...«
Weiden, Leverkusen, das müsste einer machen, so schnell wie möglich.
»Wie lange bist du noch da, Oli? Vielleicht können wir ja gleich gemeinsam einen Happen essen, ich müsste grad was anstoßen.«
»Ich wollte am späten Nachmittag wieder nach Düsseldorf fahren, können wir machen.«
Im MK-Raum schreibt VG immer noch, Regina telefoniert. Das Handy: Telefonbuch: »S«, Sonja.
»Seeger.«
»Hier ist Konstantin, wo seid ihr?«
»Ich bin zu mir ins Büro gegangen, wollte den Bericht schreiben, hier in meiner Hundehütte hab ich etwas mehr Ruhe.«
Der Leichenhund. Scheiße. Viertel vor, noch nicht zu spät.
»Sind Mark und Sebastian schon wieder zurück?«
»Die sind doch erst gegen zehn losgefahren,’n bisschen brauchen die schon noch.«
Ja, richtig.
»Tu mir, bitte, einen Gefallen. Ich muss mich grad um den Leichenhund für die Wohnung Neumann kümmern, hab ich völlig vergessen, sonst würde ich das selbst machen. Versuch mal rauszufinden, wo Michels gewohnt hat, bevor er hierhergezogen ist, vielleicht auch noch davor.«
»Heute ist Sonntag. Die Verwaltung, die dann arbeitet, muss aber noch erfunden werden.«
»Ich weiß, aber probier es mal über die Leitstellen oder K-Wachen, die müssten Zugriff haben.«
Kurzes Jawoll, auflegen.
Leitstelle.
»Leitstelle, Kaminski.«
»Kirchenberg, Mahlzeit. Der Kollege Reker müsste mit seinem Leichenhund heute im Bereich sein, kannst du den über Funk ansprechen, dass er sich hier meldet?«
Kurze Pause.
»Also, nach dem, was ich hier auf dem Bildschirm habe, müsste der unten auf der Wache sein. Hat sich jedenfalls noch nicht wieder angemeldet.«
Sie kommen aus dem Frühstücksraum, lautes Gestikulieren. Die Treppe, etwas Bewegung.
Auf der Wache ruhiger Verkehr, zwei junge Wachtmeister am Wachtisch, der Rest im Pausenraum. Größere Runde, Plastiktüten auf dem Tisch, Styroporteller, Cola. Im Hintergrund läuft VIVA ohne Ton.
»Guten Appetit, Leute, ich suche den Kollegen Reker.«
Reker meldet sich. Groß, hager, schütteres Haar. »Hab schon gewartet«, er steht auf, nimmt seine Jacke vom Stuhl, »weil ihr mich ansprechen wolltet, war jedenfalls meine Information.«
»Ja, tut mir leid, unser Mann ist schon seit’ner guten Stunde am Tatort, ich hab’s verpennt.«
Er nimmt es gelassen. »Wo ist es?«
»Meyers Busch 47, Einfamilienhaus, nicht zu verfehlen. Ansprechpartner ist der Kollege Funk.«
»Alles
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