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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Verletzungen eines der wenigen nicht nachvollziehbaren Elemente. Ob er das bei den späteren Opfern auch gemacht hat, ist leider kaum feststellbar, aber möglich. Bei den Fesselungen fällt auf, dass er die beiden letzten Opfer neben den Händen zusätzlich an den Füßen gefesselt hat.«
    »Das allerletzte Opfer, Neumann, war aber wieder nur an den Händen gefesselt.«
    »Ja, aber den Fall kenne ich noch gar nicht, möchte auch erst was dazu sagen, wenn ich die Akte gelesen habe. Eine weitere kleine Abweichung ist die Tatsache, dass unser erstes Opfer nicht direkt im Müll lag und neben den Kopfverletzungen noch eine Reihe anderer Wunden und Hämatome hatte, meist an den Beinen. Nichts Dolles, aber mehr, als dass es beim Transport passiert sein könnte. Könnte Sinn machen, wer weiß, vielleicht hatte er den ersten einfach nicht genug fixiert, vielleicht hat er sich gewehrt.«
    Am Nebentisch schiebt sich eine Dicke mit gezierten Bewegungen kleine Gabeleinheiten in den Mund. Schlabber-T-Shirt, blonder, dicker Zopf, hübsches Gesicht, einsame Augen.
    Die Eingangstür schwingt auf, der Staatsanwalt. Er sucht, sieht das Winken, kommt zum Tisch.
    »Hallo, Tom, hat ja ganz schön gedauert.«
    »Hallo, ging nicht eher.«
    Er setzt sich, Bruce Lees Bruder erscheint. Nein, nichts essen, auch nichts vom Büfett, nur ein Wasser, danke.
    Oliver putzt sich mit dem letzten Fleischstreifen den Rest Soße vom Teller.
    »Spannend finde ich noch die Ablageorte, warum die?« Eine Fleischfaser fliegt aus seinem Mund auf das Deckchen unter der Vase, er merkt es nicht.
    »Erst mal sind sie gut zu erreichen, vielleicht sogar unauffälliger als irgendwo ein Waldweg.«
    »Stimmt, und die Geschichte mit dem Müll könnte einerseits natürlich einen psychischen Hintergrund haben, darüber hinaus aber auch einen praktischen. Spurenmäßig macht das die Sache nämlich nicht einfacher.«
    »Wenn er das gewollt hätte, warum steckt er sie dann nicht an?« Tom gießt sich den Rest Wasser ein, die Perlen kleben an der Glaswand.
    »Klar, Verbrennen ist effektiver, aber auch problematischer, weil es mehr Aufsehen erregt. Wenn man die Leiche ansteckt, ist man meistens noch in der Nähe, wenn es anfängt, richtig zu fackeln. Vielleicht will er das Risiko vermeiden. Wenn jemand irgendwo Müll in einem Container ablädt, ist das eben sehr viel unauffälliger. Als Täter habe ich neben verschiedenen kleinen grundsätzlich drei große Probleme: Wie komme ich an mein Opfer? Wo führe ich die Tötung durch und wie werde ich die Leiche los? Und das alles am besten so, dass es keine Verbindung zu mir gibt. Alle drei Punkte scheint unser Mann, wenn wir denn von einem Täter ausgehen, ganz gut gelöst zu haben, denn so eine richtige Verbindung haben wir nicht. Ich glaube nämlich, wenn wir es mit einem Täter zu tun haben sollten, dass er sehr geplant vorgeht und ein ziemlich intelligentes Bürschchen ist.«
    »Bis auf die Haare und die Aussage von unserem Litauer.«
    »Ja, kann sein, dass das seine erste wirkliche Unachtsamkeit war, aber bei den Haaren bin ich mir nicht sicher. Ich habe mal meinen Chef gefragt, der ist ein unheimlich Erfahrener, was Fallanalyse angeht, und der hält es zumindest für möglich, dass Täter Haare drapieren, um falsche Spuren zu legen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nur so’ne Idee.« Die Teller werden abgeräumt, nein, nichts mehr zu trinken, danke. »An den Leichen ist keine einzige Spur, jedenfalls soweit es die Tatortbefunde und Obduktionsberichte hergeben, die nicht von den jeweiligen Fundorten stammen könnte. Er zieht sie vermutlich aus, um Spuren zu vermeiden. Dass er dann an den Händen oder Fesseln Haare übersieht, passt für mich nicht.«
    Oli, Oli, ist jetzt aber etwas weit hergeholt.
    »Ich hab zwar schon mal einen Täter gehabt, der Tierblut am Tatort verschüttet hat, aber Haare...? Wo soll er die her haben? Das waren Haare mit Schaft?«
    Das Handy, Beckmann.
    »Kirchenberg, was gibt’s?«
    »Wir sind jetzt mit dem VW fertig und wollten den zu Müller zurückbringen. Hast du Zeit? Ich wollte dir was zeigen.«
    »In’ner guten halben Stunde? Reicht das?«
    »Dann wird’s aber auch Zeit.«
    »... kann ich dir auch nicht sagen, Ulla. Vielleicht reißt er sie seinem Kumpel aus, oder vielleicht ist er Frisör und kommt an Haare mit Schaft, keine Ahnung. Ich halte es ja auch nur für möglich, mehr nicht.« Er sieht auf die Uhr. »So langsam will ich auch los. Wollte noch kurz bei meinen Eltern vorbei und dann

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