Blutskizzen
Richtung D’dorf.«
»Kommst du noch mit auf der Dienststelle vorbei?«
»Ja, ich wollte mir eine Kopie der Akte Neumann mitnehmen, wenn’s euch recht ist. Bin ja nur inoffiziell hier, aber gepackt hat mich die Sache schon.«
Zahlen, der Staatsanwalt winkt nach dem Kellner.
Ulla will vorher noch eine Banane mit Honig.
16 Uhr 02
Die Dichtungsgummis? Sauber. Der Lack auf dem Boden teilweise abgeschabt. In den Vertiefungen? Nichts. Die Seitenwände? Kein Stäubchen. Beckmann lehnt am hinteren Holm, grinst.
»Ich hab keine Ahnung, Beckmann, sag es mir.«
»Willst du schon aufgeben, Weltmeister der Ermittler? Komm, eine Minute hast du noch.«
»Beckmann, lass die Scheiße. Ich habe jetzt keinen Bock auf Kinderspiele.«
Er kommt mit herablassendem Ausdruck, lehnt sich in den Laderaum.
»Ich fand, die Karre war ziemlich sauber.«
»Wie, ziemlich sauber?«
»Oberflächlich betrachtet gar nicht. Wir haben reichlich Dreck abgeklebt. Aber sieh dir mal die Ritzen und die Einlassungen der Schrauben an. Und dann komm mal mit.«
In den Schraubeinlassungen kaum ein Stäubchen, die Ritzen sauber.
Beckmann geht vor, öffnet die Heckklappe des Tatortwagens, räumt ein paar Kisten zur Seite.
»Vergleich mal!«
In den Nähten und Vertiefungen braune Staubpaste, die Schlitze der Schrauben wie zugespachtelt. Er holt eine Büroklammer aus der Tasche, biegt sie auf, kratzt mit dem Ende durch die Ritzen. Wie ein kleiner Pflug legt der Draht eine krümelige Spur daneben.
»Und jetzt hier!«
Er geht zurück zum VW, macht dasselbe, kaum ein Körnchen lässt sich herausholen.
»Und wir lassen unsere Karren schon häufiger saubermachen. Dieser hier«, er schlägt an das Seitenblech, »ist mit Sicherheit vor kurzem mit’nem Hochdruckreiniger oder mit’ner Bürste von innen gesäubert worden. Sonst müsste da nach drei Jahren Speditionsbetrieb ein anderes Sediment zu finden sein. Und das muss schon ein paar Wochen her sein, denn, wie gesagt, jüngerer Schmutz war schon zu finden, also normaler Staub und so weiter.«
Verdammt, verdammt.
»Passt ja. Für die letzte Tat kommt die Karre eh nicht infrage. Da muss er sich was anderes gesucht haben.«
»Ich meine, ich will keine Pferde scheu machen, das muss nichts heißen. Ist ja gut möglich, dass denen irgendein Frachtgut ausgelaufen ist und die das Ding tatsächlich ausspritzen mussten, ist ja nicht völlig unwahrscheinlich. Ich wollte es nur festgehalten haben und dir zeigen, bevor er zurückgeht.«
Er schließt die Klappe, öffnet das Garagentor, der Asphalt trocknet langsam ab. Zwei Streifenwagen rollen vom Hof.
Die Tür zum MK-Raum ist auf, Gebrüll. Was ist denn da los?
»… Ermittler erster und zweiter Ordnung. Was soll denn der Scheiß, das in kleiner Runde zu machen? Wenn Oliver was zu erzählen hat, wieso geht das dann nicht für alle?« VG beben die Nasenflügel. »Außerdem habe ich das Gefühl, dass die wirklich guten Spuren auch nur an bestimmte Leute vergeben werden. Ich habe sechsundzwanzig Dienstjahre, Ulla, so was brauche ich nicht.« Er verschränkt die Arme, atmet schneller.
»Das ist doch Schwachsinn, Georg. Bei dem, was Oliver uns zu sagen hatte, war absolut nicht klar, ob das überhaupt für uns relevant werden konnte, dass wir das in kleiner Runde erst mal vorgecheckt haben, ist doch normal. Das ist doch die Aufgabe einer Leitung.«
»Jaha«, immer noch mit Dampf,«das ist aber nicht nur die Leitung, zu diesem erlesenen Kreis zählen auch andere Leute, aber alles Elfer. Oder leitet Konni hier auch irgendwas?«
»Konnis Meinung ist mir eben wichtig, außerdem hat Oliver bei ihm das Laufen gelernt. Und dass Konni die Spur mit dem Transporter hat, ist absoluter Zufall. Er war an dem Abend als Letzter noch da.«
»Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass es in dieser MK verschiedene Informationsebenen gibt, und das ist einer vernünftigen Arbeitsatmosphäre nicht zuträglich, das sage ich dir, Ulla. Außerdem müssen wir jetzt raus.« Ein stummer Wink zu Regina, er packt seine Sachen, bleibt an der Tür stehen.
»Das Thema ist noch nicht durch, Georg.« Ulla mit ausgestrecktem Zeigefinger. »Wenn ihr wieder drin seid, will ich mit dir darüber reden.«
Sie rauschen ab.
»Der hat sie doch wohl nicht alle.« Zu Atze.
Der druckst rum, wiegt den Kopf.
»Was soll das heißen, Atze, mach doch mal das Maul auf!«
»Also, das mit den Spuren ist Quatsch. Das ist so’ne alte Angst, dass wir die guten Spuren immer an unsere Elfer-Leute geben.« Er
Weitere Kostenlose Bücher