Blutspiele
Verdächtiges sehen, rufen Sie mich. Dann komme ich und überprüfe es.«
»Warum eine Kirche?«, fragte Jane. »Ich dachte, er hat sich von religiösen Lehren gelöst?«
»Jelak geht es nicht um das Religiöse daran«, sagte Caleb. »Ich wette, er will die Zeremonie seiner Wiedergeburt einfach in einem großen Tempel stattfinden lassen. Daher hat er sich eine Kirche geliehen.«
»Geliehen? Normalerweise sind Kirchen auch außerhalb der Gottesdienste nicht völlig verlassen. Ich hoffe nur, er hat niemandem etwas angetan.«
»Darauf würde ich nicht zählen.« Caleb war schon auf dem Weg nach draußen. »Ich nehme den buddhistischen Tempel. Eve, Sie überprüfen die St. Mark’s Cathedral. Jane, Sie nehmen Peachtree Baptist. Halten Sie nach Autos auf dem Parkplatz Ausschau oder ob irgendwo ein Licht brennt. Alles, was ungewöhnlich ist.«
»In Ordnung«, sagte Eve. An der Treppe hatte sie die beiden anderen überholt. Panik überkam sie. So viele Kirchen und nur wenige Stunden, um sie alle zu überprüfen.
Und wenn sie zu lange brauchten, dann würde sie es nicht mehr rechtzeitig zum Allatoona-See schaffen, um sich dort um drei Uhr mit Jelak zu treffen. Das wäre gefährlich für Joe.
Sie konnte nur so schnell wie möglich handeln und beten.
Gebete wirkten nicht, dachte Eve über eine Stunde später verzweifelt.
An der St. Mark’s Cathedral war keinerlei Aktivität zu erkennen. Kein Licht. Keine Autos auf dem Parkplatz. Nicht einmal in einer der Straßen rund um die Kirche.
Sie rief Caleb an. »Nichts. Wie sieht es bei Ihnen aus?«
»Ich bin sogar in den Tempel hineingekommen. Es ist ein herrliches Gebäude, aber Jelak hat es nicht ausgewählt. Gerade habe ich von Jane gehört. Die Baptistenkirche ist ebenfalls leer.«
»Bleiben noch vier.« Sie sah auf die Uhr. »Es ist ein Uhr dreißig. Zum Allatoona-See dauert es mindestens vierzig Minuten.« Sie ließ den Wagen an. »Ich bin der Methodistenkirche am nächsten. Ich versuche es dort. Wenn das auch ein Fehlschlag ist, muss ich aufgeben und mich mit Jelak treffen.«
»Ich rufe Jane an, und wir teilen uns die anderen auf.« Er schwieg einen Moment. »Fahren Sie nicht ohne mich zum Allatoona.«
»Jelak wird vielleicht etwas früher zum Allatoona aufbrechen. Wenn wir die Kirche nicht gleich finden, dann können wir ihn nicht mehr überraschen. Und ich darf nicht riskieren, dass Jelak aus der Haut fährt und Joe etwas antut, um mich zu bestrafen.« Während sie ausparkte, warf sie einen Blick auf ihr Navigationssystem. »Wenn Sie mich nicht innerhalb der nächsten fünfundvierzig Minuten anrufen und mir sagen, dass wir ihn gefunden haben, bin ich unterwegs zum Allatoona-See.« Sie legte auf.
Als ihr klarwurde, dass Joe heimlich einen Hinweis auf seinen und Jelaks Aufenthaltsort untergebracht hatte, war sie aufgeregt und voller Hoffnung gewesen. Jetzt aber schien sich ihr Glück zu wenden.
Nicht aufgeben. Ihnen blieb noch eine Dreiviertelstunde.
So wenig Zeit, dachte sie voller Qual.
Bitte mach, dass die nächste Kirche die richtige ist.
Als sie an der Kreuzung war, klingelte ihr Handy. Sie erstarrte. Eine unbekannte Nummer. Jelak?
»Eve Duncan?«
Jelak war es nicht.
»Ja.«
»Ed Norris. Es tut mir leid, Sie um diese nachtschlafende Zeit zu stören. Vermutlich habe ich Sie geweckt.«
»Nein, ich war wach.«
»Weil Sie sich Sorgen machen um Quinn. Ich hatte kürzlich auch einige schlaflose Nächte.«
»Ja, es tut mir sehr leid wegen Ihrer Tochter.«
»Sie war ein liebevolles Kind und meine beste Freundin.«
»Ich habe gehört, was für ein wunderbares Mädchen sie war. Ich habe leider nicht viel Zeit. Wie kann ich Ihnen helfen, Senator?«
»Ich bin etwas weitschweifig, oder? Da rufe ich Sie mitten in der Nacht an, und dann komme ich nicht zur Sache. Der Grund ist, dass mir das alles sehr unangenehm ist.« Er schwieg einen Moment. »Na gut, dann sage ich es eben. Ich hatte so einen Traum. Er war verrückt. Ich sah immer wieder ein Bild. Immer und immer wieder. Dasselbe Bild.«
»War für ein Bild?«
»Sie müssen verstehen, ich bin ein Realist. Ich mache nichts unüberlegt. Vielleicht bin ich in letzter Zeit nicht ganz ich selbst, aber ich stehe so fest wie der Felsen von Gibraltar.«
»Was möchten Sie mir sagen, Senator?«
»Das Bild. Ich glaube, Sie sollten davon wissen.«
»Warum?«
»Verdammt, ich weiß es nicht«, sagte er gereizt. »Aber das Bild ging einfach nicht weg, und Ihr Name auch nicht. Es pulsierte einfach in mir und
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