Blutspiele
zusammenschreien. Das kann ich niemandem zumuten.«
»Lassen Sie es mich versuchen.« Er ging auf die Tür zu. »Manchmal fällt einem Fremden so etwas leichter als einem Familienmitglied. Ich will nicht, dass Quinn nachher Ärger bekommt. Welches Zimmer?«
Patty zögerte. »Das zweite Zimmer, das vom Flur abgeht.«
»Und wie heißt er mit Vornamen?«
»Marcus.«
Caleb nickte und ging den Flur hinunter.
»Das hätte ich nicht zulassen sollen«, sagte Patty. »So etwas ist meine Aufgabe.«
»Wenn es so ist, dann wird er das in wenigen Sekunden wissen«, sagte Jane. »Ich bin froh, dass er es versucht. Du siehst erledigt aus.«
»Diese Sache hat mir Angst eingejagt«, sagte Patty. »Die Vorstellung, dass jemand im Haus war, ohne dass ich es wusste. Das ist schlimmer als jeder Horrorfilm.«
»Ja«, meinte Eve. »Jelak ist ein prima Hauptdarsteller.«
Patty schauderte es. »Glaubst du, er hat recht und Jelak hätte mich ermordet, wenn ich letzte Nacht Großvaters Zimmer verlassen hätte?«
»Ich wünschte, ich könnte sagen, dass er sich irrt«, sagte Jane. »Aber er scheint Jelak gut zu kennen.«
Patty nickte. »Diese Einzelheiten waren ganz schön –« Sie unterbrach sich. »Ich glaube, ich höre draußen Autos. Joe kommt.« Sie machte ein sorgenvolles Gesicht. »Und das heißt, dass Seth Caleb nicht mehr viel Zeit hat, das alles Großvater zu erklären. Ich bin erstaunt, dass er noch nicht nach mir geschrien hat. Ich mache Joe mal die Tür auf und versuche zu vermitteln, wenn er zu Großvater reingeht, um mit ihm zu sprechen.«
»Joe kommt schon selbst zurecht«, sagte Eve. Sie und Jane folgten Patty zur Vordertür. »Du musst nicht alles allein machen, Patty.«
»Es ist meine Aufgabe«, sagte Patty. »Nur weil ich euch heute Abend um Hilfe gebeten habe, muss ich nicht alle anderen auch noch mit –«
»Sei still«, sagte Jane. »Wir sind Freundinnen. Wir tun, was unter Freundinnen üblich ist. Wir unterstützen einander. Also, hast du ein Sofa, auf dem ich schlafen kann? Ich werde für ein paar Tage bei dir einziehen. Dein Großvater kann sich gleich mal an mich gewöhnen.«
»Kommt nicht in Frage«, sagte Patty klar. »Niemand wird hier herumschleichen und mir ständig Händchen halten.«
»Schau, das könnte alles meine Schuld gewesen sein. Ich muss doch –«
»Sie hat recht, Jane«, sagte Caleb, der auf der Schwelle zum Zimmer des Großvaters stand. »Sie sollten nicht hierbleiben. Genau das will Jelak ja. Sie wären hier viel verletzlicher als bei Eve und Quinn.« Die Türglocke läutete, und er lächelte. »Da wir gerade von Quinn sprechen, hier ist er. Ich verschwinde jetzt besser. Es scheint, als ob ich ihn nur verärgere.« Er ging auf die Tür zu. »Ich glaube, Marcus wird in der nächsten Zeit keine Probleme machen. Ich hatte nicht viel Zeit, aber er schien bereit mitzumachen.«
»Mitmachen?«, wiederholte Patty. »Großvater?«
»Ich kann für nichts garantieren«, sagte Caleb. »Aber da ihm wirklich etwas an Ihnen liegt, besteht eine gewisse Hoffnung.« Er trat vor und öffnete die Tür. »Hallo, Quinn. Ich bin schon unterwegs. Es wird Sie freuen, dass ich nicht im mindesten gestört habe. Fragen Sie Eve.«
»Das werde ich tun.« Er sah Patty an. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Sie nickte. »Ein bisschen beunruhigt. Nein, verdammt, ich habe echt Angst.« Sie schaute auf die vier Techniker von der Spurensicherung, die die Treppe heraufkamen. »Und diese Leute lassen alles so real werden.«
»Wir kommen rein und sind so schnell wie möglich wieder weg.« Er hielt inne. »Wir brauchen Aussagen, sowohl von Ihnen als auch von Ihrem Großvater.«
»Er weiß gar nichts.«
»Es tut mir leid. Aber wir sind auf seine Aussage angewiesen.« Joe trat vor und ging ins Haus. »Wo ist der Kelch?«
»In der Küche.«
»Ich zeige sie dir.« Jane ging auf den Raum auf der anderen Seite der Diele zu.
»Und ich bereite Großvater vor«, sagte Patty. »Das hat doch keinen Sinn, Joe. Er wird nur toben und Sie beschimpfen, und eigentlich kann er Ihnen gar nichts sagen.«
»Es muss sein, Patty.«
»Na gut.« Sie zuckte die Achseln und ging zum Zimmer ihres Großvaters.
»Auf Wiedersehen, Eve«, sagte Caleb. »Ich bin sicher, wir begegnen uns bald wieder.« Er wandte sich an Joe. »Jelak ist derzeit nicht in der Nähe, Quinn. Ich hatte damit gerechnet, dass er hier sein könnte. Er hat versucht, Eve und Jane in sein Netz zu locken und Patty als Lockvogel zu benutzen. Ich war mir nicht sicher, ob er
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