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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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neugierig. Er war ein Mysterium, und sie wollte mehr über ihn herausfinden. Sie warf die Bettdecke zurück und stand auf, schlüpfte in den Bademantel und ging zur Tür. Toby lief vorneweg, während sie möglichst leise durchs Haus schlich.
    Caleb saß auf der obersten Stufe der Verandatreppe, als sie die Fliegengittertür öffnete.
    »Schalten Sie das Licht an. Dann sind die Polizisten draußen im Wagen beruhigt. Und ich kann Ihr Gesicht sehen.« Er lächelte sie an. »Es ist schön hier oben. Bestimmt kommen Sie gern zu Besuch. Setzen Sie sich doch zu mir.«
    Sie schaltete das Licht an und warf einen Blick auf das Einsatzfahrzeug. »Ich kann nicht verstehen, dass man Sie nicht aufgehalten hat. Wenigstens hätten die Polizisten bei uns anrufen und sich nach Ihnen erkundigen können.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie sehen konnten, wie harmlos ich bin.«
    »Ja, natürlich.« Selbst so lässig auf der Stufe sitzend, an das Verandageländer gelehnt, sah er alles andere als harmlos aus. Sie ließ sich neben ihm nieder und musste zur Seite rücken, als Toby sich zwischen sie quetschte. »Hat Pattys Großvater Sie auch für harmlos gehalten?«
    »Sie geben nicht auf. Das scheint Sie wirklich zu beunruhigen.«
    »Ich mag keine ungelösten Rätsel. Und was mit Pattys Großvater passiert ist, ist ein Rätsel.«
    »Ich mag Rätsel. Sie schärfen den Geist. Und das ist wichtig.«
    »Pattys Großvater«, mahnte sie.
    Er lächelte. »Ich habe einfach mit ihm gesprochen. Ich habe ihn daran erinnert, was Patty ihm für eine wunderbare Enkelin ist. Und dann habe ich ihm vorgeschlagen, etwas milder zu werden und das Leben noch ein bisschen zu genießen.«
    »Mehr nicht?«
    »Mehr nicht.«
    »Und er hat Ihre Vorschläge akzeptiert, obwohl Sie für ihn ein völlig Fremder sind?«
    »Manchmal ist das eben so.«
    »Sie erzählen mir nicht die Wahrheit.«
    »Doch, das tue ich.«
    »Nicht die ganze Wahrheit.«
    »Sie graben tief.« Er kicherte. »Nein, nicht die ganze Wahrheit.« Sein Blick ging über den See. »Ich habe Ihnen doch erzählt, dass ich ein Jäger bin. Ich habe bestimmte Fähigkeiten, die mich auf diesem Gebiet erfolgreich machen. So kann ich etwa sehr überzeugend sein.«
    »Was bedeutet das?«
    »Um jemanden zu finden, müssen Sie Menschen davon überzeugen, Ihnen das, was Sie wissen wollen, zu erzählen. Das gelingt mir problemlos. Ich kann Menschen dazu bringen, dass sie mir gefallen wollen.«
    »Durch Hypnose?«
    »Vermutlich könnte man es so nennen, wenn man verallgemeinern will. Es ist allerdings etwas differenzierter und auch komplizierter.«
    »Gegen ihren Willen?«
    »Manchmal. Oder man könnte sagen, es wäre nicht gegen ihren Willen, wenn sie das so wollten. Nicht wahr?«
    »Nein.«
    Er lachte. »Sie haben absolut recht. Nach jedem üblichen moralischen Standard ist es falsch. Darum musste ich meinen eigenen ethischen Handlungsrahmen entwickeln, bestimmen, was ich tue und wo ich eine Grenze setze.«
    »Aber das ist Ihre Wahl. Sie können das nach Ihrem Gutdünken tun. Das könnte eine schreckliche Macht in den falschen –« Sie unterbrach sich. »Du meine Güte, ich rede über diesen Quatsch, als ob ich daran glauben würde.«
    »Sie glauben daran. Sie können Dinge sehen, die anderen Menschen verborgen bleiben. Darum spreche ich heute Abend mit Ihnen.«
    »Vielleicht gibt es einen anderen, völlig einsichtigen Grund dafür, dass Pattys Großvater sich auf einmal in den bekehrten Scrooge verwandelt hat.«
    Er antwortete nicht.
    »Falls Sie die Wahrheit sagen, ist die Veränderung dann dauerhaft?«
    »Nein, dazu hatte ich nicht genug Zeit. In ein oder zwei Tagen wird er wieder so selbstsüchtig sein wie vorher. Aber ich glaube, er wird sich an seine Liebe zu ihr erinnern.«
    Erinnerung an eine Liebe war schon allein etwas Wunderbares, dachte Jane.
    »Ich habe ihm nichts getan«, sagte Caleb. »Ich wollte Quinn helfen, und vielleicht habe ich damit auch Patty und ihrem Großvater geholfen.«
    »Weil Sie so großherzig sind«, bemerkte Jane sarkastisch.
    »Nein, darum geht es gar nicht. Es geht allein um die Jagd nach Jelak. Die wollte ich Quinn erleichtern, und außerdem wollte ich etwas tun, um Sie neugierig zu machen.«
    Und das war ihm gelungen. Mein Gott, war er schlau. »Sie haben mich nicht überzeugt.«
    »Das wird eine Weile dauern. Ich kenne das schon. Bestimmt hilft es, dass Eve an Megans Fähigkeiten glaubt. Und Sie vertrauen niemandem mehr als Eve.«
    »Ja.« Sie schwieg nachdenklich. »Haben

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