Blutspiele
ihm gemeinsam auf die Jagd zu gehen. Er war eindringlich, aber nicht so hypnotisierend gewesen wie gerade eben bei ihr. »Warum haben Sie das nicht schon versucht? Funktioniert es bei Joe nicht?«
»Ich weiß nicht. Möglicherweise. Wenn es um den Tod geht, möchte ich den freien Willen lieber nicht einschränken.«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind unglaublich.«
»Ja, das bin ich. Aber nun zurück zum Thema. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie am Leben erhalte, wenn Sie sich entschließen, mir bei der Jagd auf Jelak zu helfen.«
»Und ich behalte mein gesamtes Blut?«
»Das ist selbstverständlich. Wir sind aufeinander angewiesen. Ich würde Sie nicht bitten, wenn ich nicht wüsste, dass ich die Situation unter Kontrolle behalten kann.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen vertrauen kann.«
»Natürlich nicht. Aber Sie werden es vielleicht trotzdem tun. Sie lieben Eve so sehr, dass Sie alles für sie machen würden. An Ihrer Stelle würde ich den beiden nichts von unserem Gespräch erzählen. Sie würden sich nur Sorgen machen.« Er stand auf. »Denken Sie darüber nach. Wenn ich das alles in die Wege leiten kann, sage ich Ihnen Bescheid. Erst müssen wir ihn finden.«
Sie starrte ihn an. Das Verandalicht betonte die tiefliegenden Flächen seines Gesichts und diesen wunderschönen sinnlichen Mund. Kraft und Intensität und eine ungeheure Anziehungskraft, die stärker war, als sie erwartet hatte. »Sie sind ein ziemlich skrupelloser Mann, Seth Caleb.«
»Mehr, als Sie ahnen.« Er stieg die Stufen der Veranda hinunter. »Aber Sie werden es noch herausfinden, Jane.« Sein Lächeln verschwand, und er winkte den beiden Polizisten im Einsatzfahrzeug zu. Sie winkten zurück, während er zu seinem Wagen schlenderte.
Jane stand auf und ging zur Eingangstür. Ja, sie würde Calebs unergründliche Tiefen höchstwahrscheinlich ausloten, noch bevor diese ganze Sache hier vorüber war.
Sie war nicht sicher, ob sie wirklich wissen wollte, was sich unter seiner Oberfläche befand.
Die Frau war etwa fünfunddreißig und trug ein schwarzes Kostüm. Sie machte ein nachdenkliches Gesicht, als sie über den Parkplatz des CDC ging.
Ernsthaft und verantwortungsvoll, dachte Jelak. Sie war genau diejenige, die er sich beim Ausspähen des Gebäudes erhofft hatte. Alt genug, um Erfahrung zu haben, und ihre Tätigkeit bei der Gesundheitsbehörde deutete auf Intelligenz hin und wohl auch auf jene Qualitäten, die sie für ihn zu einer geeigneten Kandidatin machten. Qualitäten, die ihm erlaubten, ihr Blut in sich aufzunehmen.
Und möglicherweise noch mehr. Möglicherweise einen weiteren Schritt.
Sie schloss die Tür eines braunen Toyota auf und ließ sich auf dem Fahrersitz nieder.
Ein vernünftiger Wagen, der erneut jene Reife verriet, die auf seiner gegenwärtigen Entwicklungsstufe so wichtig war, um die Nahrungsaufnahme erträglich zu machen.
Ja, das würde funktionieren. Er wusste es. Erleichterung durchfloss ihn. Sie würde ihm die Kraft geben, die er brauchte, um durchzuhalten, bis er den letzten Kelch von Eve Duncan entgegennehmen konnte.
Er startete den Wagen und folgte dem braunen Toyota vom Parkplatz.
Es war vier Uhr dreißig morgens, als Joes Handy klingelte.
Ed Norris? Verdammt, was sollte das denn?
»Vermutlich muss ich gar nicht erst fragen, woher Sie meine Handynummer haben, Norris.«
»Noch ein Opfer«, fuhr Ed Norris ihn an. »Wann beenden Sie das endlich? Wann werden Sie ihn fassen?«
»Sobald ich kann. Wovon reden Sie?«
Eve hatte sich im Bett aufgesetzt und sah Joe an.
»Ich habe von meinem Informanten auf dem Revier gerade erfahren, dass es in der Innenstadt einen Mord gegeben hat. Margaret Selkirk, Wissenschaftlerin bei der Gesundheitsbehörde. Ihre Leiche wurde von ihrer Tochter im Garten ihres Hauses gefunden. Mit durchgeschnittener Kehle. Verdammt, Sie haben zugelassen, dass er es wieder tut.«
»Ich habe nichts gehört von einem –« Aber da rief gerade Gary Schindler an. Er drückte Norris weg und nahm den Anruf entgegen. »Was ist passiert?«
»Margaret Selkirk. Mord. Durchschnittene Kehle. Offenbar das gleiche Muster wie bei den anderen Morden.« Gary schwieg einen Moment. »In ihrer Hand lag ein Kelch.«
»Ich bin schon unterwegs.« Er schaltete wieder zu Norris. »Ich fahre in die Stadt. Halten Sie Ihre verdammten Spione von mir fern.«
Er legte auf und sprang aus dem Bett. »Ein weiteres Opfer. Margaret Selkirk, Wissenschaftlerin beim CDC. Ed Norris tobt. Ich würde
Weitere Kostenlose Bücher