Blutspiele
am liebsten auch toben. Es macht mich wahnsinnig, dass er über Jelaks Schritte früher Bescheid weiß als ich.«
»Bestechung?«
»Ohne Zweifel.«
»Irgendwelche Unterschiede zu dem Mord an Heather Carmello?«
»Sie haben einen Kelch gefunden.« Er steuerte auf das Badezimmer zu. »Ich bin sicher, dieser Mistkerl Caleb könnte die Bedeutung dieser Tatsache interpretieren.«
»Es wäre nicht so dumm, ihn zu fragen.« Eve schlüpfte in ihren Morgenrock. »Ich kann eigentlich gleich Kaffee kochen und mich dann an die Arbeit setzen. Jetzt kann ich ohnehin nicht mehr schlafen.«
»Tut mir leid.«
»Mir nicht.« Sie ging zur Tür. »Eigentlich würde ich dich gern begleiten, aber du hast mit Norris schon genug am Hals.«
»Ich will dich am Tatort nicht dabeihaben. Ich möchte überhaupt nicht, dass du in die Nähe dieser Opfer kommst.«
»Weil du glaubst, Jelak würde sich vielleicht noch irgendwo herumtreiben? Aber Caleb meinte, er wäre nach dem Mord wohl nicht im Piedmont Park geblieben.«
»Ich möchte nicht, dass du da hingehst«, wiederholte Joe. »Ganz egal, was Caleb sagt.«
»Meinetwegen nicht jetzt.« Leise fügte sie hinzu: »Aber ich kann den Kopf nicht in den Sand stecken. Drei Opfer, und eines davon wäre Patty gewesen, wenn sie nicht so viel Glück gehabt hätte. Offenbar bin ich das Auge des Sturms. Das muss aufhören, Joe.«
»Es wird aufhören.« Er schloss die Badezimmertür hinter sich.
Eve stand auf der Veranda und sah Joes Jeep davonfahren.
Sie hatte die Arme vor ihrem Oberkörper verschränkt, weil ihr eiskalt wurde bei dem Gedanken an die arme Frau, die heute Nacht sterben musste. Margaret Selkirk, die nichts getan hatte, außer Jelak über den Weg zu laufen.
Es wird aufhören, hatte Joe gesagt.
Aber wie lange würde das dauern? Wie viele würden Jelak noch zum Opfer fallen, bis es ihnen gelang, das Monster zur Strecke zu bringen?
Joe erledigte seine Arbeit mit gewohnter Klugheit und Effizienz, aber er erlaubte ihr nicht, auch nur das geringste Risiko einzugehen.
Doch irgendwann würde sie dieses Risiko vielleicht auf sich nehmen müssen. Bis es so weit war, mussten sie jeder einzelnen Spur folgen.
Zunächst beim Mord an Margaret Selkirk.
Sie drehte sich um und ging langsam ins Haus zurück.
»Ihre fünfzehnjährige Tochter hat sie gefunden«, sagte Schindler, als Joe bei dem kleinen weißen Haus am Peachtree Circle ankam. »Das Mädchen ist fast am Durchdrehen. Sie habe einen unruhigen Schlaf, hat sie erzählt, und sei aufgewacht, weil sie glaubte, draußen ein Auto wegfahren zu hören.«
»Um welche Zeit?«
»Zwei Uhr vierzig. Sie stand auf und bemerkte, dass die Tür zum Zimmer ihrer Mutter offen stand und das Bett unbenutzt war. Ihre Mutter hatte in den letzten zwei Wochen immer lange gearbeitet, aber sie war sicher, sie gehört zu haben, als sie nach Hause kam. Darum hat sie nach ihr gesucht.«
»Und sie im Garten gefunden?«
Schindler nickte. »Nackt. Neben dem Schuppen im hinteren Teil des Gartens.« Er führte Joe ums Haus. »Mit dem Kelch in der rechten Hand. Das Mädchen hat die Notrufnummer gewählt und ist dann nach oben gegangen, um zu verhindern, dass ihr kleiner Bruder die tote Mutter sieht.«
»Gute Reaktion. Haben Sie schon irgendwelche Verwandten angerufen, die sich um die Kinder kümmern können?«
»Margaret Selkirk hat eine Schwester in Helen, Georgia. Sie ist bereits unterwegs.« Er öffnete das Gartentor. »Dieser Experte, den Sie geschickt haben, ist vor fünf Minuten eingetroffen. Er ist bei dem Spurensicherungsteam, das den Kelch untersucht.«
»Experte?« Joe runzelte die Stirn. »Was für ein Experte?«
»Seth Caleb«, sagte Schindler. »Guter Mann. Wir hätten ihn schon früher hinzuziehen sollen. Woher haben Sie ihn? Vom FBI?«
»Was?« Joe sah sich aufgeregt im Garten um und bemerkte einen Mann, der neben der Leiche stand. »Er hat Ihnen erzählt, ich hätte ihn geschickt? Und Sie haben ihm geglaubt?«
»Natürlich habe ich ihm geglaubt«, sagte Schindler. »Was ist falsch daran? Wollen Sie etwas vertraulich behandelt wissen?«
Schindler ließ sich nicht leicht täuschen, aber er hatte Calebs Behauptung offensichtlich widerstandslos geschluckt. Nicht einmal jetzt konnte er sich vorstellen, dass Caleb ihn angelogen hatte.
»Oh ja«, sagte Joe grimmig und durchquerte eilig den Garten. »Calebs Verbindung mit diesem Fall ist auf jeden Fall vertraulich.«
»Quinn.« Caleb wandte sich von der Leiche ab. »Ich bin froh, dass ich vor
Weitere Kostenlose Bücher