Blutspiele
verlor.
Und mit diesem Bewusstsein hatte sie langsam wieder zu leben begonnen, war in die Welt zurückgekehrt. Sie hatte sich der forensischen Gesichtsrekonstruktion zugewandt, einer Arbeit, die ihr Leben ausfüllte. Und natürlich Joe, der ihr Grund zum Weiterleben, zum Weitermachen wurde.
Sie schob sich näher an ihn heran.
»Was ist los?«, fragte er. »Kannst du nicht schlafen?«
Er bemühte sich noch immer, ihre Probleme zu lösen, sie zu heilen.
»Mir geht es gut.« Sie küsste ihn aufs Kinn und legte den Kopf wieder an seine Schulter. »Nichts ist los, Joe.«
Dahlonega, Georgia
Das Blut des jungen Mädchens war mehr als nutzlos, dachte Jelak voller Enttäuschung. Er stieg in den Mazda, der vor einem aus Ziegeln erbauten Bürogebäude stand, an dem ein kleines Schild hing: DR. R. J. BAKER. Das Blut von Nicole Spelling hatte seinen Hunger gestillt, aber ihm sonst nichts gegeben, um das wertvolle und hochwertige Blut zu ersetzen, das er verloren hatte. Sie war zu jung und zu oberflächlich gewesen.
Na gut, sie hatte natürlich trotzdem ihren Zweck erfüllt. Er hatte sie gezwungen, ihn in diese kleine Stadt außerhalb von Atlanta zu fahren, um einen Arzt zu finden, der sich um seine Wunde kümmern konnte. Er hatte darauf geachtet, dass es ein Arzt am Stadtrand war, und alles war gutgegangen.
Es wurde auch Zeit. Joe Quinn hatte seine Pläne zerstört, das ruhmreiche Unternehmen mit einem schnellen Finale zu krönen. Er hatte ihn gezwungen zu fliehen und diese unpassende Nicole Spelling als Ersatz zu nehmen, um Zeit zum Nachdenken zu haben.
Er musste den Ärger und den Hass beiseiteschieben. Wieder zu sich selbst finden. Was liegt dir am Herzen, Joe Quinn? Was kann ich dir wegnehmen, um dich ausreichend zu bestrafen?
Die Antwort lag auf der Hand, und jeder Tropfen Blut in seinem Körper pulsierte begierig, als er sich auf den Weg nach Atlanta machte.
»Ein Raubüberfall auf eine Tankstelle, der Angestellte, Calvin Hodges, wurde ermordet«, sagte Schindler, als er am nächsten Morgen den Einsatzraum betrat. »Die Tankstelle liegt an der Hawthorne Street, nur ein paar Meilen von der Stelle entfernt, wo wir letzte Nacht Jelaks Wagen entdeckt haben.« Er schwieg einen Augenblick. »An der Tür hing ein Geschlossen-Schild, und sie haben die Leiche erst heute Morgen entdeckt, als Hodges’ Frau hinfuhr, um nach ihm zu sehen. Der Angestellte wurde mit einem Stich ins Herz getötet. Aber auf dem Boden an der Tür befand sich Blut. Es stammt möglicherweise nicht von Hodges.«
»Sind Fahrzeuge vermisst?«
»Nein, das Auto des Angestellten parkte noch immer hinter der Tankstelle«, fügte er ernst hinzu. »Aber die letzte Kreditkarte, die an diesem Tag in eine der Zapfsäulen geschoben wurde, stammte von einer Nicole Spelling.«
»Und?«
»Ihre Eltern haben sie gestern Abend vermisst gemeldet.«
»Mist.«
»Sechzehn Jahre alt, gerade den Führerschein bekommen, fuhr einen roten Mazda, den ihr die Eltern zum Geburtstag geschenkt haben«, sagte Schindler. »Sie sagten, sie wäre mit ihrem Freund verabredet gewesen, um mit ihm zu feiern. Sie hatte sich ein neues Kleid gekauft und war sehr aufgeregt. Darum machten sie sich solche Sorgen, als sie nicht nach Hause kam.«
»Sechzehn.«
»Ja, das ist wirklich widerlich«, sagte Schindler. »Wir haben eine Fahndung nach ihr und ihrem Wagen herausgegeben, aber bisher gibt es noch keine Rückmeldungen.«
Und dann würden es möglicherweise keine guten sein, dachte Joe. Noch eine Nancy Jo.
Nein, Nicole Spelling war sogar jünger, fast ein Kind.
Sein Telefon klingelte. Caleb.
»Nein, wir haben ihn nicht erwischt«, sagte Joe, als er den Anruf annahm. »Aber er war fleißig. Wir haben einen toten Angestellten in einer Tankstelle und ein vermisstes sechzehnjähriges Mädchen.«
»Das ist logisch. Er wollte das verlorene Blut ersetzen.«
»Ich bin gerade nicht in der Stimmung für Logik.«
»Das kann ich verstehen. Dann sage ich eben nur das, was wichtig ist. Er wird zornig und frustriert sein. Niemand kann sagen, was Jelak nun tun wird. Rechnen Sie mit allem.«
»Das tue ich immer. Insbesondere bei Ihnen.«
»Das ist sehr klug. Ich möchte nicht vorhersagbar sein. Aber denken Sie daran, dass ich ein guter Verbündeter bin. Vielleicht brauchen Sie bald jemanden.« Er überlegte. »Wie wäre es, wenn Sie Ihre Freundin aus einer besseren Welt um etwas Hilfe bitten würden? Das hat schon einmal geklappt.«
»Es war schwierig. Sie hat mich gebeten, es nicht
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