Blutspiele
können, wenn ich nicht eine Scheißangst gehabt hätte.« Sie zuckte die Achseln. »Und er hat mir keine Zusage abgerungen. Es war nur eine Art indirekter Vorschlag.«
»Dass du dich als Köder zur Verfügung stellst.« Sie fügte hinzu: »Ja, ›indirekt‹ ist das richtige Wort.«
Jane starrte sie an. »Dieser Mistkerl. Du auch?«
»Teile und herrsche«, sagte Eve trocken.
»Ich schneide ihm die Eier ab«, sagte Jane.
»Er ist besessen. Er will einen Köder. Es ist ihm egal, wen von uns er nimmt.«
»Nun, mir ist es nicht egal«, sagte Jane. »Du hältst dich da raus, Eve.«
»Du hast bereits entschieden, dass du dich Caleb zur Verfügung stellen wirst.« Eve schüttelte den Kopf. »Was hat er um Himmels willen mit dir angestellt? Er hat gesagt, ihr hättet eine gemeinsame ›Erfahrung‹ gemacht.«
»Damit hat das gar nichts zu tun«, sagte Jane. »Wenn es so wäre, dann wären seine Eier wirklich dran.«
»Er ist sehr überzeugend.« Sie schwieg nachdenklich. »Nein, Jane.« Als Jane protestieren wollte, hob sie die Hand. »Ich lasse das nicht zu. Ich weiß, wie es dir geht.« Ihre Lippen wurden schmal. »Aber ich will nicht, dass er eine von uns in etwas hineintreibt, bevor wir nicht selbst entschieden haben. Auch wenn die Nachricht von Nicole Spelling weiß Gott durchaus Überzeugungskraft hat.«
Jane nickte ernst. »Jelak macht einfach immer weiter.«
Sollte sie Jane von Jelaks Anruf erzählen? Eigentlich hätte Eve ihr diese Widerlichkeit gern erspart, aber nachdem sie Jane vorgeworfen hatte, sie würde nicht mit einbezogen, durfte sie selbst nicht schweigen. Sie mussten sich der Situation gemeinsam stellen, genau wie sie es immer getan hatten, seit Jane in ihr Leben getreten war.
»Und er kommt uns immer näher.« Sie schwieg einen Moment. »Er hat mich heute angerufen.« Sie hob die Hand, um Janes Fragen zu unterbinden. »Setz dich. Ich erzähle es dir ausführlich. Jetzt muss alles ausgesprochen werden. Es gibt noch einiges andere, von dem ich eigentlich gehofft hatte, dass Joe es dir erzählt.«
Nicole Spelling lag nackt auf einem Untersuchungstisch in dem kalten sterilen Raum. Ihre Hände waren über der Brust gekreuzt, aber es befand sich kein Kelch darin.
Schindler schüttelte den Kopf. »Herrgott, ich hatte so gehofft, wir müssten ihrer Familie nicht erzählen, dass der Scheißkerl ihr das angetan hat.«
Joe nickte. »Ich weiß.« Ihm war klar gewesen, dass es hart werden würde. Während der ganzen langen Fahrt nach Dahlonega hatte er sich vor dieser Aufgabe gefürchtet. Und es schien so, als wäre ihnen der Fall direkt in den Schoß gefallen. Er hatte mit dem Sheriff des Ortes gesprochen, und die dortige Polizei war mehr als froh, die Zuständigkeit abzugeben. Für die stille Stadt war dieser Mord einfach zu scheußlich. »Die örtlichen Behörden werden Dr. Baker in ihre eigene Leichenhalle schicken. Sie möchten ihn hierbehalten, er war in dieser Stadt seit über vierzig Jahren tätig. Aber wenn die Spurensicherung fertig ist, bringen wir Nicole Spelling in die Leichenhalle nach Atlanta.« Er verzog missmutig die Lippen. »Und dann reden wir mit ihren Eltern und holen uns die endgültige Identifizierung. Wahrscheinlich können wir von Glück reden, dass der Doktor bei Jelaks Besuch allein in der Praxis war. So müssen wir uns nur um zwei Leichen kümmern.« Es war schwer, das als Glück zu bezeichnen, nachdem man das Mädchen auf dem Tisch und den weißhaarigen Dr. Baker zusammengekrümmt auf dem Boden seines Sprechzimmers gesehen hatte.
Joe ging auf die Tür zu, die zum Wartezimmer führte. »Ich telefoniere mit der Dienststelle, während ich darauf warte, dass die Spurensicherung fertig wird. Sie müssen nicht hierbleiben. Ich bringe das Mädchen nach Hause.«
Sie nach Hause bringen. Die Wortwahl war unbewusst gewesen. Eves Worte. Vielleicht waren ihm Eves verlorene Kinder eingefallen, weil Nicole so jung war. »Und ich spreche mit ihren Eltern.«
»Danke, Joe.« Schindler wandte sich zur Eingangstür. »Ich will mich nicht drücken. Aber das wird hart.«
Auch Schindler selbst war ein harter Typ, allerdings gab es immer Fälle, die einem besonders ans Herz gingen. Vielleicht musste er bei Nicole an seine eigene zwölfjährige Tochter Cindy denken. »Ja. Aber ganz ungeschoren kommst du mir nicht davon. Ich überlasse dir den Papierkram.«
»Kein Problem.« Schindler war bereits auf dem Weg zum Parkplatz.
Joe ließ sich im Wartezimmer auf einen Stuhl fallen und
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