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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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kann Ihnen helfen, aber wir brauchen etwas, um einen Handel abzuschließen.«
    Da sie eine Freundin von Heather war, würde sie ihn schon verstehen. Sie sah auf, und in ihren blutunterlaufenen Augen sah er tatsächlich so etwas wie Verstehen und vor allem Erleichterung. Das war genau das, was ihm an seiner Klientel so gefiel. Die Leute waren dankbar. Sie waren es gewöhnt, ständig im Stich gelassen zu werden, von ihrer Familie, von ihren Freunden, von der Polizei und der Justiz. Niemand außer ihm half ihnen.
    »Wenn es so weit ist, müssen Sie mir gut zuhören und sich genau merken, was ich Ihnen sage. Und Sie müssen bis Ende der Woche clean bleiben. Wenn Sie nicht ins Gefängnis wollen, dann müssen Sie sich genau an meine Anweisungen halten. Haben Sie mich verstanden?«
    Sie nickte und rutschte ungeduldig auf der Kante ihres Sessels herum. »Ich weiß, ich sitze inner Tinte. Wenn ich nur noch 'ne Chance kriegen könnte, mehr will ich ja gar nich.«
    »Ich weiß. Deshalb will ich Ihnen ja helfen.« Max wischte sich wieder die Stirn. Es war heiß in dem Zimmer. Carrie Ann schien das jedoch nicht zu stören, sie hatte nicht mal ein Fenster geöffnet. Er fragte sich noch einmal, warum er seine Klienten zu Hause aufsuchte. Er sollte wirklich überlegen, damit aufzuhören.
    »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, Mr. Kramer. Ich wüsste nich, was ich tun sollte, wenn Sie mir nich helfen. Ich kann einfach nich ins Gefängnis zurück.«
    »Das müssen Sie auch nicht, wenn Sie nur genau das sagen und tun, was ich Ihnen rate. Okay?«
    Wieder ein Nicken.
    »Ich weiß, dass Sie 'nen Teil vom Honorar schon heute wolln«, sagte sie und glitt vom Sessel auf die Knie. »Richtig?«
    Ohne zu ihm aufzublicken, langte sie zwischen seine Beine und zog den Reißverschluss auf.
    Jetzt wusste Max Kramer wieder, warum er seine Klienten zu Hause besuchte.

9. Kapitel
    10.45 Uhr
Cracker Barrel
    Melanie sah, dass die Kellnerin langsam die Geduld verlor.
    Es war ja auch nicht ihre Schuld, dass der Koch Jareds Bestellung schon wieder falsch ausgeführt hatte. Aber schließlich konnte sie doch auch nicht erwarten, dass er halb flüssige Eier aß, nachdem er vorher ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass er sie gut gebraten haben wollte. Beim ersten Mal war es anders gewesen, Melanie meinte sich zu erinnern, dass er seine Eier
sunny side up
bestellt hatte. Jared behauptete das Gegenteil, und Charlie hatte gemeint, Jared werde doch wohl wissen, was er bestellt habe. Jetzt stritten sie sich schon wieder mit der Kellnerin herum und zogen die Aufmerksamkeit sämtlicher Gäste des Cracker Barrel auf sich.
    Melanie hätte sich am liebsten ins nächste Mauseloch verkrochen und sah stattdessen wie unbeteiligt aus dem Fenster. Zeitlebens hatte sie sich bemüht, möglichst nicht aufzufallen. Auf diese Weise hatte sie ihre Kindheit überstanden, und später hatte sich das als erfolgreiche Strategie erwiesen, um sich bei Lowe, Drillard oder Borsheim unauffällig mit dem einzudecken, was sie zum Leben brauchte.
    Jared hingegen sorgte gerne für Tumult, wenn alle Welt mitbekommen sollte, welches Unrecht ihm widerfuhr. War er eigentlich immer so gewesen? Oder hatte ihn die Zeit im Gefängnis verändert? Warum machte er bloß so ein Trara wegen dieser dämlichen Eier? Oder ging es um etwas ganz anderes? In letzter Zeit hatte sie das Gefühl, Jared nicht mehr zu verstehen.
    »Ich glaube allmählich, Sie mögen mich nicht, Rita«, sagte er in diesem merkwürdig sarkastischen Ton.
    »Keineswegs«, widersprach die Kellnerin. »Ich frage mich nur, warum Sie erst zur Hälfte aufessen mussten, bevor Sie festgestellt haben, dass die Eier immer noch nicht Ihren Wünschen entsprechen.«
    Melanie sah hinaus auf den Parkplatz. Die Kellnerin machte alles nur noch schlimmer. Konnte sie nicht einfach verschwinden und lieber den Koch zusammenscheißen?
    »Ich bin wirklich enttäuscht von Ihnen, Rita. Ich kann es einfach nicht fassen, dass Sie schon wieder Mist gebaut haben.«
    Melanie starrte hinaus auf den Kombi mit dem Aufdruck KKAR-News. Der Fahrer hatte eine Straßenkarte auf der Motorhaube ausgebreitet und hielt sie mit beiden Händen fest, damit der Wind sie nicht packte und davonwehte. Der Mann schaute prüfend zum Himmel. Erst da bemerkte sie die Wolken und wie dunkel es draußen geworden war. Die automatischen Laternen der Parkplatzbeleuchtung begannen unruhig zu flackern, als seien sie unentschlossen, ob sie angehen sollten oder nicht. Drüben, auf dem

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