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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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wollte, um sie zu ermahnen, sie solle ihre Sachen nicht überall herumliegen lassen, merkte sie, dass sie den Gegenstand auf der Stufe gar nicht kannte. Sie nahm ihn hoch und betrachtete ihn. Das musste einer von Vinces Scherzen sein – vielleicht so eine Art Einweihungsgeschenk für ihren Vorgarten.
    Der Keramikzwerg war so hässlich, dass er schon fast wieder niedlich aussah.

Donnerstag, 9. September
28. Kapitel
    2.09 Uhr
Platte River State Park
    Andrew schreckte hoch. Ein Donnerschlag musste ihn wohl geweckt haben. Das Aufflackern der Blitze hinter dem Schlafzimmerfenster erinnerte ihn an eine blinkende Neonreklame. Regen trommelte noch immer gegen die Scheibe, doch das Gewitter schien jetzt weiterzuziehen. Nach dem nächsten grellen Blitz begann Andrew zu zählen.
    »Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierundzwanzig …« Das Donnerkrachen war längst nicht mehr so laut wie vorhin, als er zu Bett gegangen war. Das Gewitter zog tatsächlich ab, endlich.
    Er drehte sich auf die Seite, auf die falsche, und ein stechender Schmerz schoss ihm in den Rücken. Er hatte schon fast vergessen, wie es war, in einer bequemen Lage zu schlafen – oder auch nur, eine Nacht ganz durchzuschlafen.
    Er legte sich das harte Schaumstoffkissen zurecht und bedauerte, nicht sein eigenes Kopfkissen mitgenommen zu haben. Seit dem Unfall schätzte er die Vorzüge eines weichen Kissens umso mehr, und plötzlich fragte er sich, ob er es tatsächlich zwei Wochen hier aushalten würde. Ach herrje, suchte er jetzt etwa schon nach einem Vorwand, um früher abzureisen?
    Bei jedem Blitz sah er die Schatten der sich draußen im Wind wiegenden Bäume über die Zimmerdecke tanzen.
    Es war noch gar nicht lange her, da hatte er nachts vor Geldsorgen wach gelegen und sich gefragt, wie er seine monatlichen Rechnungen bezahlen oder auf welches Konto er sich den nächsten Vorschuss am besten überweisen lassen sollte, ohne dass die Bank das Geld gleich einbehielt. Diese Zeit sollte für immer der Vergangenheit angehören, doch nun fragte er sich, ob seine Schreibblockade nicht das Ende seiner Glückssträhne – seines Strohfeuers, wie sein Vater sagen würde – bedeuten mochte.
    Manchmal hörte er die Stimme seines Vaters sagen:
    »Bildest du dir tatsächlich ein, das alles zu verdienen? Du glaubst, du bist etwas Besonderes? Hältst du dich etwa für was Besseres?«
    Sein Vater war seit fast fünf Jahren tot, doch in seinen Gedanken war er stets präsent, um ihn zu ermahnen, wenn er zu selbstsicher wurde.
    Andrew schloss die Augen und ignorierte die plötzliche Enge in der Brust. Er musste an etwas anderes oder vielleicht an jemand anderen denken. Er versuchte sich Erin vorzustellen, ihr Lächeln, ihr Lachen. Sie hatte ein wunderbares Lachen. Er erinnerte sich …
    Ein Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Er riss die Augen auf und lauschte mit angehaltenem Atem. Das war kein Donner gewesen, da war er sicher. Es hatte geklungen, als käme es vorne aus der Hütte.
    Er lauschte und versuchte, in die Dunkelheit starrend, etwas zu erkennen. Im Wohnzimmer hatte er eine Lampe angelassen, doch ihr schwaches Licht reichte nicht über den Flur bis ins Schlafzimmer. Er wartete den nächsten Donner ab und lauschte wieder.
    Nichts.
    Vielleicht spielte ihm seine Fantasie ja einen Streich. Dass er inmitten des Gewitters versucht hatte, sich eine finstere Killerfigur für seinen nächsten Roman auszudenken, war sicher nicht die beste Voraussetzung für friedliche und sanfte Träume gewesen. Außerdem sollte er sich wohl besser etwas mit dem Bier zurückhalten, solange er Schmerzmittel nahm.
    Da hörte er es wieder. Und diesmal war er fast sicher, dass das Geräusch aus der Hütte gekommen war.
    Er konzentrierte sich und suchte nach einer harmlosen Erklärung für das Geräusch. Vielleicht hatte er ein Fenster nicht richtig geschlossen, oder das Unwetter hatte ein Stück Fliegengitter gelöst, das nun gegen den Rahmen schlug. Sicher gab es eine ganz simple Ursache.
    Dann sah er im Flur einen Schatten über die Wand huschen.
    Es war jemand in der Hütte.

29. Kapitel
    2.23 Uhr
    Andrew bemühte sich, ruhig zu bleiben. Sein Herz pochte jedoch auf einmal so laut, dass es alle anderen Geräusche zu übertönen schien. War vielleicht ein Mitarbeiter der Parkverwaltung gekommen, um nach ihm zu sehen? Durchaus möglich. Doch ein Ranger hätte sich an der Tür bemerkbar gemacht.
    Verdammt, hatte er überhaupt abgeschlossen? Natürlich. Er war ein Stadtmensch,

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