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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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Notizbuch aus seinem Mantel, riss eine Seite heraus und kritzelte etwas auf das Papier.
      „ Hier.“ Er gab mir die ersehnte Adresse. Endlich nahm mein Plan Gestalt an.
      „ Durchlesen und gleich verbrennen. Es gibt auch hier neugierige Augen und Ohren.“
      Ich nickte und zündete dann das Papier mit einem Feuerzeug an. Langsam fraß sich die Flamme durch die geheimen Wörter.
      „ Gib acht, dass dir keiner folgt und dematerialisiere dich oder was du sonst noch kannst.“
      „ So intelligent wäre ich auch gewesen“, sagte ich spitz.
      Der Kerl nervte einfach nur. Julian hatte inzwischen sein Gespräch beendet und kam auf mich zu.
      „ Bist du unterwegs erreichbar?“
      „ Ja.“ Ich holte das Blackberry aus der Manteltasche und sah, dass eine SMS von Whistler eingegangen war. Er hatte mir den gleichen Standort des Schwarzmarktes geschrieben. Bingo!
      Ich suchte die Nummer aus dem Speicher und zeigte sie ihm, sodass er sie wortlos übernahm.
      „ Wenn meine Männer etwas herausfinden, erfährst du es als Erster“, sagte er.
      „ Danke.“ Ich umarmte ihn kurz.
      Er, Caleb und ich waren einmal unzertrennlich gewesen. Es kam mir vor, als würde das hundert Jahre zurückliegen, weil die immer noch vorherrschende Trauer meine Sinne umschloss.
      Die beiden Vampire gingen zurück in die Bar. Frischer Lavendelduft vermischte sich mit der Regenluft. Ich drehte mich zu Kendra um, die lasziv gegen eine Hauswand lehnte.
      „ Sie muss dir ganz schön den Kopf verdreht haben“, schnurrte sie und biss sich auf die Unterlippe.
      „ Es geht hier um unser Volk, sonst sind wir dem Tode geweiht. Wenn sich die Prophezeiung erfüllt und sie von denen verwandelt wird, dann gnade uns Gott.“
      „ Gott?“ Kendra verzog den Mund. „Der hat uns noch nie geholfen, das weißt du auch. Und trotzdem steckt mehr dahinter. Du empfindest etwas für sie. Du kommst mir nicht nur verändert vor, du bist es auch. Dich interessieren nicht einmal mehr lange Beine oder Brüste. Dass du blind geworden bist, glaube ich weniger, es muss also diese Kleine sein. Wie ist sie so?“
      Ich trat drohend einen Schritt auf sie zu.
      „ Das geht dich nicht das Geringste an.“
      „ Uh … da habe ich doch richtig geraten. Wolltest sicher von ihrem süßen Blut trinken, oder? Wie schwer war es, zu widerstehen? Verrate es mir, Brandon.“
      Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. Sie legte ihren Kopf zur Seite, sodass ich ihren langen Hals sehen konnte. Ich hörte das Blut pulsieren, vernahm die Schläge ihres Herzens. Mein Verstand setzte allmählich aus. Wie lange hatte ich nichts mehr zu mir genommen? Wann hatte ich das letzte Mal getrunken? Sie bot mir sich an, was war schon dabei? Ich musste nur meine Zähne in dieses weiße Fleisch schlagen, um Befriedigung zu bekommen. Ein paar Stunden Erfüllung und Frieden. Ich kam näher und legte meine Hände an die kalte Hauswand, stützte mich ab und strich behutsam mit meinen Lippen über ihre Haut. Meine Augen schlossen sich wie von selbst, getrieben von Lust und Gier, die ich nicht zu steuern vermochte.
      Meine Zähne verlängerten sich, bereit, sich das zu nehmen, was ihnen zustand. Ich setzte sie an, bedächtig, so als hätte ich Angst, die Haut zu ritzen, jedoch dürstete es mich danach, sie einfach hineinzuschlagen, um endlich die köstliche Verlockung auf der Zungenspitze zu spüren. Kendra legte ihre Arme um meinen Leib und fing an zu stöhnen, während die scharfen Kanten meiner Eckzähne über ihren Brustansatz strichen. Ich stand wie unter Drogen, eingebettet in Sehnsucht und Schmerz. Der Widerstreit meiner Gefühle schrie mir ins Gesicht. Bilder blitzten auf, die mein Gedächtnis fluteten. Bilder, die sich eingebrannt hatten. Virginia. Sie saß auf ihrem Sofa, eingekuschelt in ihre Lieblingsdecke, heulend beim Finale eines romantischen Films. Ich sah sie in ihrer Buchhandlung Bücher sortieren, mit Mary, ihrer Freundin, lachen und unruhig schlafend in ihrem Bett.
      Ihr großen Augen sahen mich an, erst ängstlich, dann warm und lächelnd.
      Die Bilder reihten sich wie ein Film aneinander, ergaben einen Zusammenhang, der mir eine solche Klarheit verschaffte wie das Blenden durch die heiße Mittagssonne.  Ich liebte sie, wahrhaftig. Auch wenn ich mir vorkam, gerade selbst in einem ihrer Kitschfilme die männliche Hauptrolle übernommen zu haben, bestand daran kein Zweifel mehr. Ich liebte dieses Mädchen mit Haut und Haar. Warum hatte ich es mir

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