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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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der Wand in einer Halterung steckte, nahm sie an mich und schritt langsam vorwärts. Gummistiefel wären eine gute Idee gewesen, denn hier donnerte das Abwasser vermischt mit dem Regen hindurch. Ich blieb oberhalb der Steigung.
      Meine Schritte halten durch den Gang, der in einer Abzweigung mündete. Ich nahm wieder die linke Richtung, dann die nächste rechts. Das Gewirr von Stimmen verriet mir, dass ich unweit des Marktes war. Die Verkäufer fanden immer wieder Schlupflöcher, an denen sie ihre Verkaufsstände aufschlagen konnten, ohne entdeckt zu werden. Die Süchtigen verrieten sie nicht, weil sie dann nicht mehr an ihren Stoff herankommen würden, und so zog man von Versteck zu Versteck. Angestrengt horchte ich, ob mir jemand gefolgt war, konnte aber nichts Derartiges ausmachen.
      Also kletterte ich die Leiter hinauf, die zu einem weiteren Gitter führte und drückte es nach oben. Vorsichtig lugte ich auf die Straße. Ich war wieder in einer Gasse, an deren Ende ein schwaches Licht leuchtete. Die Stimmen hallten zu mir herüber, sodass ich mich am Ziel wähnte.
      Ich zog mir meine Kapuze tiefer ins Gesicht und ging los.
      Der Handelsplatz lag in einem Durchgang, der die Verkaufsstände eng gedrängt zusammenstehen ließ. Diese kuschelige Atmosphäre gefiel sicher keinem der Verkäufer. Sie waren Konkurrenten und ließen sich nur ungern in die Karten schauen, vor allem, was die Preise betraf. Hier wurde gefeilscht, was das Zeug hielt. Selbst ein indischer Basar konnte mit ihnen nicht mithalten, zumal sie sich auch unlauterer Mittel bedienten. So gab man einem fast willigen Kunden schon einmal ein psychedelisches Kraut zu rauchen, damit er, sagen wir mal, etwas gefügiger wurde.
      Aufpasser beobachteten das Geschehen, um sogleich einzugreifen, falls sie Gefahr witterten. Jeder wurde durchsucht und kritisch beäugt. Verdenken konnte man es ihnen nicht. Auf den Handel allein schon stand die Todesstrafe, vorher verbunden mit den schlimmsten Folterungen, um herauszubekommen, wer dieses Teufelszeug herstellte und vertrieb.
      Gerade, während ich auf eine der Wachen zuging, brach Tumult aus. Ein Typ rannte an mir vorbei und wurde von den beiden Vampiren, die sich mir eben nähern wollten, geschnappt. Er schrie etwas von dem jüngsten Tag des Gerichts und wand sich auf dem Boden unter den schweren Körpern der Aufseher.
      Die dritte Wache kannte ich, er grüßte und ließ mich ohne Durchsuchung gewähren. Ich nickte ihm kurz zu und fand mich auf dem Marktplatz der Kuriositäten wieder. Hatte es damit etwas zu tun, dass ich das Schoßhündchen des Rates war oder den Dunklen einmal gedient hatte? Mir war es schlichtweg egal, also begann ich, nach den Dingen zu suchen, die hilfreich sein würden.
     
    Auf alten Klapptischen lagen die Waren ausgebreitet, geschützt von Zeltplanen, die nur sporadisch festgemacht waren, aber ihren Dienst taten. Der Wind hatte in diesem Durchgang keine Chance, so musste man nur den Regen ertragen.
      „ Cross, was machst du denn hier? Solltest du nicht Darius die Füße küssen oder brauchst du was zum Abschalten?“, rief Chase, bei dem ich früher ein guter Kunde war. Er vertickte meinen absoluten Lieblingsstoff: PlasmaBlow .
      Wenn man das Kraut rauchte, war einem alles scheißegal. Der Name war Programm; das Gehirn fühlte sich wirklich wie durchgepustet an. Selbst, wenn eine scharfe Handgranate auf mich zugeflogen wäre, hätte ich diese lachend aufgefangen. Es bestand aus Blutplasma und irgendwelchen Zusätzen, deren Namen ich nicht aussprechen, mir geschweige denn merken konnte, aber es haute so herein, dass man ein paar Tage grell geschminkte Fledermäuse sah, die Samba tanzten.
      „ Ich brauche dein Zeug nicht mehr, alter Freund, aber danke.“
      Schleunigst ging ich weiter, vorbei an Frauen, die entweder in Lack und Leder gekleidet waren oder Mode aus dem vergangenen Jahrhundert trugen. Es waren auch normale, zu der heutigen Zeit passend gekleidete Vampirinnen dabei, die es sich nicht nehmen ließen und über Gleichberechtigung debattierten.
      Die Vampire, die sich hier herumtrieben, sahen echt fertig aus, man sah ihnen die Drogenhölle, in der sie steckten, förmlich an. Noch blassere Gesichter, dunkle Augenringe und höchst nervöse Blicke. Der Stoff machte uns angreifbarer, hässlicher und zog aus den schattenhaften Tiefen Urängste hervor, die wir glaubten mit der Verwandlung verloren zu haben.
      Doch ich war nicht wegen bewusstseinserweiternden Drogen

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