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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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nie eingestanden? Es war zu offensichtlich. Mein Herz hatte es längst zugegeben, nur mein Verstand war die letzte Barriere gewesen.
      Schwer atmend löste ich mich von Kendra. Sie sah mich überrascht an und gab mich frei.
      „ Es ist schlimmer als ich dachte“, sagte sie leise. „Dann bleibt mir nur noch eines, und zwar, dir Glück zu wünschen.“
      Ich versuchte, ein Lächeln hinzubekommen, aber es gelang mir nicht.
      „ Ich muss los“, sagte ich knapp, bevor ich mit dematerialisierte.
      „ Wenn du Hilfe brauchst, ich bin bei Whistler“, rief sie mir nach.
      Mein Körper löste sich bereits auf. Es war ein unglaubliches Gefühl, das sich in mir ausbreitete. Ich fühlte mich wie eine Feder, die aber nicht gegen den Wind ankämpfen musste, sondern mit ihm verschmolz. Man konnte nicht beschreiben, was man wirklich fühlte. Die Trägheit und Härte des Körpers verschwanden gänzlich; so musste sich ein Vogel fühlen, der vom Sturm getragen wurde. Befreit und aller Traurigkeit beraubt.
      Eine Straße weiter materialisierte ich mich wieder, blickte mich um, ob mir jemand heimlich gefolgt war und versuchte, fremde Gerüche aus der Luft zu filtern, was der andauernde Regen erschwerte. Ich dachte an Blood und wie es ihm bei Whistler erging. Er war in guten Händen.
      Mein Weg führte mich zum Schwarzmarkt unter der Stadt, getrieben von Wut und Zorn, Sehnsucht und Ohnmacht.
      Ich würde Darius töten, mir war nun jedes Mittel recht.
     
     
     
     
     
     
     
     

4. Tausche Seele gegen ein Leben
     
    Es kam mir vor, als würde ich mich in Zeitlupe bewegen, dabei war ich schneller denn je. So viel war geschehen, dass ich es für unmöglich hielt, nicht in einem Alptraum gefangen zu sein. Die Reise zum Rat, Virginias Entführung, das Angebot der Dunklen und die Beerdigung, verbunden mit dem Aufeinandertreffen mit Kendra.
      Während ich mich durch Vampire City warpte , so wie es Virginia nennen würde, manchmal in Rauch auflöste und verschlungene Wege zu meinem Ziel einschlug, kreisten meine Gedanken darum, wie ich Darius töten konnte. Es war makaber. Ich würde es keinen Meter hinaus aus dem Rat schaffen, jetzt, wo die Sicherheitsvorkehrungen so verstärkt wurden. Vielleicht konnte ich ihn irgendwo hinlocken, schließlich vertraute er mir ein wenig. Nun ja, zumindest hoffte ich das. Dass ich überhaupt darüber nachdachte, war schon abscheulich genug. Auch wenn er früher ein blutrünstiger Vampir gewesen war, ein Dunkler, jemand, der es nicht verdient hatte, im Rat der Reinen zu sitzen, so mochte ich ihn doch. Er war kein schlechter Kerl und ich zog es trotzdem in Betracht, ihn zu ermorden.
      Ich achtete darauf, dass die Menschen nicht sehen konnten, wie ich mich dematerialisierte; in den Jahrzehnten bekam man Übung darin, fand verborgene Winkel in den Straßen und tat dies im richtigen Moment.
      Ich passierte ein offenes Tor, hinter dem eine schmale Sackgasse lag. An deren Ende stand eine Steinmauer, die mindestens drei Meter hoch war. Doch ich interessierte mich mehr für den Boden davor. Ein Gitter, durch das das Regenwasser rauschend floss, war auf der linken Seite neben den Steinen eingelassen. Ich wartete geschlagene fünf Minuten in einer dunklen Ecke und versicherte mich, dass mir auch wirklich niemand gefolgt war. Ich brauchte Waffen, denn mein Messer lag immer noch sicher verstaut im Ratsgebäude. Es war aber ersetzbar.
      Langsam trat ich aus den dunklen Schatten der Gasse, hob das Gitter an und sprang hinab in die Tiefe. Hier unten roch es stark nach Moder und Verwesung. Die Abwasserkanäle der Stadt boten jedem stinkenden Ungeziefer Deckung und ermöglichten es durch das verflochtene Labyrinth an Gängen, dass man viele Spuren verlor und sich selbst sogar verirrte.
      Nachdem mir Julian und Whistler die Adresse verraten hatten, wusste ich, welche Gänge ich zu nehmen hatte. Früher war ich sehr oft unter der Stadt gewesen und ein reger Käufer auf dem Schwarzmarkt. Auch in der Vampirwelt gab es Rauschmittel. Drogen, die sogar unsere Sinne beeinträchtigten, diese noch mehr schärften oder uns vergessen ließen, wer oder was wir waren. Sogar Aufputschmittel und Betäubungspillen waren dabei, die eine solche Wirkung erzielten, dass es den normalen menschlichen Organismus umgehauen hätte. Man hatte das Gefühl, als würde Nitroglycerin durch die Venen rauschen. Man sah Feen herumfliegen, Feen mit Reißzähnen.
     
    Ich folgte dem linken Weg und zündete die Fackel an, die an

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