Blutspur
sie wegzubringen. Das war das letzte Mal, dass ich sie lebend sah.“
Er gab mir ein seidenes Taschentuch, mit dem ich mir die Tränen wegwischte.
„ Ich verstehe das nicht. Vielleicht war es Frederick? Er muss es gewesen sein. Aber er musste einen oder mehrere Helfer gehabt haben“, sagte ich nachdenklich.
Darius stimmte mir zu. „Auch wenn Lana in den Krieg zog, hatte sie immer die Sturmtruppen um sich herum, also musste er jemand aus den eigenen Reihen gewesen sein. Selbst unsere Elitekämpfer wurden brutal ermordet, und wir fanden ein Schriftstück, auf dem geschrieben stand, dass man den eigenen Leuten nicht trauen darf. So bekamen wir Klarheit, dass es einen Verräter gab.“
Darius ballte die Fäuste. „Ich habe deine Eltern besucht, als du sieben Tage alt warst, daher meine Erinnerung, wie dich Lana im Arm hielt.“
„ Ich möchte dir dafür danken, dass ich all das sehen durfte. Das war einfach überwältigend für mich. Auch wenn du mich nicht leiden kannst und ich nicht weiß, warum, fand ich es sehr schön von dir, dass du mir das ermöglicht hast“, sagte ich aufrichtig.
„ Warum glaubst du, dass ich dich nicht leiden kann?“, fragte Darius konsterniert.
„ Gib nichts darauf, wie die Charakterzüge sind, sondern deute die Zeichen.“
Er sprach in Rätseln. Welche Zeichen denn? Hatte ich etwas verpasst? Ich war zu müde und kraftlos, um ihn zu fragen, was er damit meinte. Das alles hatte mich zu sehr mitgenommen. Ich wollte nur noch schlafen und mich ausruhen.
„ Geh ins Bett, Virginia, es war ein langer Tag.“
Zitternd stand ich auf und ging zur Tür. Dort drehte ich mich nochmals um.
„ Ich muss auch noch danke sagen, weil du dich für mich opfern wolltest. Das hatte ich schon länger vor, dir zu sagen. Und das war ein deutliches Zeichen.“
Bevor ich hinausging, sah ich ihn tatsächlich lächeln.
8. Verwandlungen
Die letzten Tage hatte ich wie verrückt geübt, einen ganzen Tag mit Mom und Dad verbracht und mehr über die Vampire in Erfahrung gebracht. Sie mischten in der Politik mit, waren ranghohe Regierungsbeamte und besaßen Immobilen und Firmen. Da es keinen sichtbaren Alterungsprozess gab, mussten sie sich nach einiger Zeit zurückziehen und lebten fortan in anderen Städten oder zogen sich ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Auch das Ratsgebäude würde bald geräumt werden und an einem anderen Platz, in einer anderen Metropole seinen Sitz finden, damit nichts auffiel. Für mich hörte es sich an, als wenn die Menschen, zumindest einige, von deren Existenz wussten. Ob es nun an dem regen Bluthandel lag oder es aufgefallen war, dass sie eben nicht älter wurden, war dahingestellt.
Im Grunde war es auch egal, denn die Reinen lebten in Eintracht mit den Menschen, sie taten ihnen nichts zuleide. Die Dunklen hatten es im Gegensatz zu ihnen viel leichter. Sie hielten sich im Untergrund und mussten sich keine Sorgen darüber machen, irgendwann aufzufliegen oder ihr Domizil verlassen zu müssen.
Naja, eigentlich stimmte das so nicht mehr. Die Katakomben waren wieder verschlossen und somit unzugänglich, aber da es einen zweite Basis gab, in der sie operierten, war das nur ein kleiner Sieg, der errungen worden war.
Ich hatte eine schluchzende Maggie und ihren Gefährten Alexio wiedergetroffen; die mir beide versicherten, wie froh sie waren, dass ich gerettet worden war. Ich durfte nicht viel Zeit mit ihnen verbringen, die Sicherheitsvorkehrungen waren ausgeweitet worden, und viele der Reinen standen unter ständiger Beobachtung, weil man endlich den Überläufer dingfest machen wollte.
Von Brandon hatte ich erfahren, wo sich der geheime Friedhof befand, denn ich wollte alles Mögliche wissen und hoffte, ihn eines Tages selbst sehen zu können. All die Mutigen, die für das Gute gestorben waren, hatten eine Ruhestätte verdient, die man immer besuchen und ihnen dort Tribut zollen konnte.
Meine Blutwerte wurden täglich untersucht. Der Doktor sprach von keinen allzu großen Veränderungen. Das Gen war da, ich wurde stärker und schneller, doch meine Zuversicht hielt sich immer noch in Grenzen. Ich war kurz davor, wahnsinnig zu werden, weil ich das Gebäude nicht verlassen durfte. Die Gefahr war zu groß und egal, wohin ich ging, meine beiden bulligen
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