Blutspur
um ihn näher an mich zu ziehen. Er löste sich von mir und ich spürte das Feuer, in all seinen Regungen, das in seinen Augen aufflackerte. Er wollte mehr. Seine Berührungen lösten ein verführerisches Prickeln auf meiner Haut aus. Er küsste mich wieder und wieder, hingebungsvoll und heftiger, spielerisch und leicht. Lust bäumte sich in mir auf, mein Verstand setzte aus, bereit, zu tun, was wir beide wollten. Und ich hatte niemals einen Mann mehr gewollt. Er sah mir fest in die Augen.
„ Immer, wenn ich dich sehe, fühle oder an dich denke, schleicht ein Tier durch mein Herz.“
Gegen meinen Willen musste ich grinsen. „Das klingt süß. Du wirst doch nicht etwa sentimental oder gar romantisch werden?“
„ Ist aus einem Film, aber mir geht es genauso. Also warte es ab, wenn ich das Tier herauslasse.“
Er setzte sich auf, zog sein dunkles Shirt über den Kopf, schmiss es achtlos auf den Boden und legte sich wieder zu mir.
Und dann liebten wir uns, als gäbe es kein Morgen.
Schlaftrunken verkroch ich mich unter die warme Bettdecke. Ich schielte zum Radiowecker. 9:01 Uhr. Völlig entspannt streckte ich mich, während ich über die vergangene Nacht nachdachte. Brandon lag ruhig neben mir. Ich rutschte ein wenig zu ihm herüber und betrachtete sein Profil. Was wir gestern Nacht getan hatten, war einfach wunderschön gewesen. Ich empfand keine Scham oder Befangenheit. Meine Verliebtheit hatte mir zugewispert, dass ich das Richtige getan hatte und ich fühlte mich nun endgültig wie eine Frau. Er hatte mir das Gefühl gegeben, dass ich begehrenswert war, bezaubernd und sexy. Das hatte er mir zugeraunt und ich musste zuerst darüber lächeln, aber dann war ich in so fiebrige Erregung verfallen, dass ich alles glaubte, was er sagte. Und innerlich wusste ich, dass er es ernst meinte. Ich vertraute ihm, sonst wäre ich niemals diesen Schritt gegangen.
Blood kam auf das Bett gesprungen und begrüßte mich schwanzwedelnd. Brandon erwachte durch den Tumult langsam und zwinkerte mir zu.
„ Guten Morgen. Wie geht’s dir?“
„ Sehr gut. Und dir?“ Ich küsste ihn und lächelte versonnen.
„ Mir geht es wunderbar.“ Er strahlte mich an. „Nach so einer Nacht ist das kein Wunder.“
„ Irgendwie schon.“
Wieso musste ich gerade daran denken, dass ich in 15 Stunden 20 wurde? Und dass meine Gnadenfrist gerade tickend ablief.
„ Du denkst an heute Nacht“, stellte Brandon fest, „lass mich dir noch einmal sagen, dass wir alles Nötige tun werden. Es ist nur allzu verständlich, dass du Angst hast, die wirst du nicht ablegen können. Und der Doktor kann dir leider nichts zur Beruhigung geben, aber wir werden das gemeinsam durchstehen. Hörst du?“
Ich wollte ihm so gern glauben. Natürlich würden sie alles tun, um mich zu retten, aber wenn ich eine Dunkle wurde, würden sie sich nicht davor scheuen, mich zu töten. Das wusste ich auch. Angeschnallt würde ich ein gutes Opfer abgeben und sie müssten sich nicht einmal anstrengen, um mir die Kehle durchzuschneiden oder mein Herz tödlich zu treffen. Es würde sie einen Sekundenbruchteil Anstrengung kosten und mich mein Leben.
„ Danke“, sagte ich nur, weil ich nicht mehr darüber sprechen wollte.
Es würde zu nichts führen. Ich stand auf, duschte und begab mich dann mit Brandon zum Frühstück, das wir gemeinsam mit Rafael, Darius und Pierre einnahmen. Sebastian war nicht da; ich vermutete, dass er und Brandon sich immer noch nicht ausgesprochen hatten. Ich hatte Brandon zweimal danach gefragt, aber er war mir stets ausgewichen.
Ich frühstückte Cornflakes mit frischer Milch, die mir den Magen umdrehten. Doch ich sollte mich stärken, hatte mir der Doktor regelrecht befohlen, damit ich genügend Energie für die Verwandlung speicherte.
Nachdem Brandon mit Blood vom Gassigehen kam, bat ich ihn, mir Unterricht zu geben, damit ich nicht an den Abend und die bevorstehende Nacht dachte. Natürlich konnte ich es nicht gänzlich ausschalten, aber es war besser, als herumzusitzen und darüber zu brüten, was alles in ein paar Stunden passieren konnte.
Ich musste mich buchstäblich zwingen, abends etwas zu mir zu nehmen. Ein frisch zubereiteter Hamburger und Pommes lagen appetitlich angerichtet auf meinem Teller. Mir kam es vor die berühmte Henkersmahlzeit.
Sogar Maggie und Alexio leisteten uns Gesellschaft, was mich sehr freute. Die beiden saßen turtelnd nebeneinander, sodass man glaubte,
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