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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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schaffen und dich uns anschließen. Gib nicht auf, nimm dein Schicksal nicht an und wehre dich. Du musst nicht so sein wie sie.“
      „ Dann schnallt mich ab und ich werde mit aller Macht dagegen ankämpfen. Ich habe kein Gefühl mehr in den Beinen. Brandon, komm zu mir und erlöse mich.“
      „ Du würdest alles sagen, damit wir das tun“, erwiderte er bitter, „aber wir können dir nicht trauen. Du wirst unermessliche Kräfte haben und wenn du uns angreifen würdest, hätten wir keine Wahl als dich zu töten.“
      Wütend schrie ich auf und zerrte an den schweren Ketten. Hatte ich keine anderen Gaben? Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Fesseln. Wenn ich sie nicht einmal aufsprengen konnte, welche Macht besaß ich dann schon? Ruckartig riss ich an ihnen, wobei zwei Glieder ein Stück aufsprangen.
      „ Virginia, hör auf damit!“, ermahnte mich Brandon.
      „ Sag du mir nicht, was ich tun soll“, zischte ich ihn an und zog wieder an meinen Fesseln.
      Brandon drückte die Glieder mit einer Handbewegung wieder zusammen.
      „ Sie hat noch nicht ihre volle Stärke“, sagte er zu Rafael gewandt, „aber es dauert nicht mehr allzu lange.“
      Die beiden Laborangestellten wurden hinausgeschickt, um neue Ketten zu beschaffen. Der Doktor stand vor seinen Bildschirmen und murmelte so etwas wie „Faszinierend“ und „Unglaublich“ in sich hinein. Er war der Einzige, dem es nichts auszumachen schien, dass ich eine Dunkle war. Wahrscheinlich war das seiner Vorliebe an Experimenten zuzuschreiben, so wie alle Ärzte danach lechzten, neue Wege einzuschlagen und das Unerklärliche zu begreifen und aufzuklären. Dann durfte man sich wahrhaftig den sprichwörtlichen Gott in Weiß nennen.
      „ Spritzen Sie ihr das Gegenmittel, Doktor“, wies Darius den Arzt an. „Wir bringen sie in den Stahltrakt.“
      Stahltrakt? Das klang so wie Da-kommst-du-niemals-ohne-Hilfe-raus-Bereich. Pech gehabt!
      Der Doktor zog bedächtig eine Spritze auf mit der violetten Flüssigkeit auf, die er mir im Labor schon einmal gezeigt hatte.
      „ Nein!“, rief ich außer mir. „Unterstehen Sie sich! Das werden Sie nicht tun!“
      Mit einer ungeahnten Willenskraft zerrte ich an den Ketten. Beide gaben mit einem Ruck nach und ich stand an den Armen befreit auf dem Podest. Alle sahen mich entsetzt an, unfähig, sich zu bewegen. Ich wusste, dass sie mir nichts antun wollten, aber dazu gezwungen waren, wenn ich ihnen einen Grund lieferte. Mit eisiger Ruhe zerriss ich auch die Ketten an meinen Knöcheln, ließ aber niemanden aus den Augen.
      Pierre wollte anfangen, etwas Tiefsinniges von sich zu geben, so vermutete ich, aber ich fiel ihm ins Wort. „Sag nichts. Ich weiß schon, was kommt. Gib dir keine Mühe. Ich werde durch diese Tür gehen und niemand wird mich aufhalten. Das ist alles, was ich will. Es muss keiner sterben.“
      Die Herzlosigkeit, in die meine Worte getaucht waren, ließ mich kalt. Immer, wenn eine Gefühlsregung wie Mitleid oder Erbarmen durchschimmerte, wurde sie von Zorn und Wut überlagert. Schon allein darüber nachzudenken, hielt ich für Zeitverschwendung.
      „ Du wirst schön hier bleiben“, warnte mich Brandon, „ansonsten tritt Plan B in Kraft.“
      Er zog eine Betäubungspistole hervor und fuchtelte damit vor mir herum.
      „ Virginia, ich liebe dich, aber ich werde nicht zögern, dich vor dir selbst zu beschützen. Also leg es nicht darauf an.“
      Ich stieg von dem Podest und schätzte die Lage ab. Die Wachen standen vor der Tür, aber bis dahin musste ich erst einmal kommen. Hereingerufen hatten sie sie noch nicht; wahrscheinlich bauten sie auf die Betäubung und ihre Wirksamkeit.
      Wollte mich denn hier jeder mit einem Pfeil außer Gefecht setzen? Erst die Dunklen, und nun sie. Ich hatte es satt, dass man mit mir tat was man wollte. Ich würde mir endlich Gehör verschaffen, zur Not mit Gewalt. Ich schaute auf die Fensterscheibe, die mein Spiegelbild preisgab. Rote Augen glühten auf dem Glas. Es waren meine, die mich bedrohlich funkelnd ansahen.
      Ich trat einen Schritt vor, Brandon zückte das Gewehr.
      „ Bleib stehen. Du bist nicht du, aber du kannst dagegen ankämpfen. Darius hat recht. Keiner will dir etwas Böses und wenn du tief in dein Innerstes schaust, weißt du es. Gib nicht auf.“
      Während Brandon sich abmühte, überlegte ich fieberhaft, wie ich hier herauskam. Wenn ich dem Pfeil ausweichen konnte, hatte ich eine Chance. Eine Frau

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