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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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näher. Ich sah die Schwärze auf mich zukommen, wie einen Tunnel, in den man hineinfährt, es gab kein Entrinnen. Ich hörte jemanden brüllen, erkannte, dass dieser Jemand ich selbst war. Dann schloss sich der finstere Kokon endgültig um mich. Ende. Aus. Vorbei ...
     
      0:08 Uhr ... Nulllinie ...
     
      0:09 Uhr ... Nulllinie ...
     
      0.10 Uhr ... Laute drangen an mein Ohr. Lärmend, aufgeregt, schrill. Stimmen, die nervös, ängstlich, wütend und hilflos durcheinander redeten. Blitze durchzucken den Himmel, grell und schallend.
      „ Sie ist tot … sie atmet nicht mehr … tun Sie endlich was...“
      Warmer Atem streifte mein Gesicht, jemand wollte die Fesseln lösen. Haut an meiner Haut. Dann heftiger Protest aus weiter Ferne, die Ketten blieben dort, wo sie waren. Die Schmerzen flauten ab, zerrissen sich in meinem Leib. Ich schlug die Augen auf. Blutdurst überkam mich, heiß und schwer. Töten … einfach töten und trinken ...
      „ Oh mein Gott“, hörte ich Rafael sagen. Er klang niedergeschlagen und hilflos.
      All das extrahierte ich aus diesen drei Worten. Ich lächelte in die Runde, leckte meine Lippen. Ich war am Leben und es fühlte sich verflucht nochmal gut an.
      „ Rote Augen“, flüsterte der Doktor entsetzt.
      Brandon schaute mich durchdringend an. Er kam näher, verschlang seinen Blick mit meinem. „Erkennst du mich, Virginia?“
      „ Natürlich“, lächelte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
      Ich stellte mir vor, wie sein Blut schmecken würde, wie ich es gierig von seiner Haut leckte.
      „ Macht mich los“, verlangte ich und zerrte an den Fesseln.
      „ Das können wir nicht. Sie sind eine Dunkle geworden.“
      Die Feststellung des Doktors traf mich mit voller Wucht. Ich realisierte, was das bedeutete. Das Serum hatte gewirkt, die Dunklen hatten bekommen, was sie wollten. Ich war verloren, gefangen in ewiger Unersättlichkeit, Leben auszulöschen, Verderben zu bringen und in Dunkelheit zu leben. Doch was machte das schon aus? Ich grinste, konnte nichts dagegen tun, dass ich mich über den Umstand freute, der mir zuteil geworden war. Mir war es sogar egal, dass sie mich einsperren oder gar töten könnten. Nun waren die Reinen meine Feinde; wie schnell sich doch alles änderte. Ich fuhr mit der Zunge über meine Eckzähne, die sich messerscharf in das nachgiebige Fleisch bohrten und schmeckte mein Blut. Ich war eine Vampirin! Es gab keinen Zweifel mehr.
      „ Deswegen konnten wir sie so einfach herausholen. Sie wussten, dass sie sich auf jeden Fall in eine Dunkle verwandelt“, sagte Brandon zu Rafael.
      Mir war das herzlich egal, weil es sich gut anfühlte.
      „ Was ist passiert?“, fragte ich.
      Brandon wechselte mit Rafael einen schnellen Blick, dann begann er zu erzählen.
      „ Dein Herz hat in der Minute über 300 Mal geschlagen, normal wären 60 bis 80 Schläge. Du hattest Schmerzen, hast geschrien, warst nicht ansprechbar. Dann bist du ohnmächtig geworden und … wie soll ich sagen … tot gewesen, für einige Minuten. Und nun bist du erwacht, als das Wesen, das du niemals hättest werden sollen.“
      Brandon war traurig und betroffen, sein Blick gequält. Wie gern hätte ich ihm etwas Aufbauendes gesagt, ihm zugelächelt, ein echtes Lächeln, doch ich konnte es nicht mehr. Die Eigenschaften der Dunklen ergriffen von mir Besitz und beseelten mein Denken mit Mordlust und Niedertracht. In mir war alles tot. Keine Zuneigung, kein Verständnis, kein Mitgefühl. Es war mir egal, was er gerade durchmachte. Ich war es einfach nicht mehr wert.
      „ Was werdet ihr mit mir tun?“, fragte ich geradeheraus.
     
    Darius kam zu mir, gefolgt von Pierre und Sebastian. Diese mitleidigen Blicke von ihnen waren kaum zum Aushalten. Ich nahm ihre Gerüche auf. Darius roch verführerisch, im Gegensatz zu den anderen, die einfach widerlich stanken. Alles kehrte sich um, doch bevor ich darüber nachdenken konnte, sprach Darius zu mir.
      „ Es ist viele Jahre her, in denen ich glaubte, dass man sein Schicksal so annehmen muss, wie es angedacht war. Aber das stimmt nicht. Auch ich begriff, dass man eine Wahl hat, und dass es niemals zu spät ist, um sich zu ändern und für das Gute zu kämpfen. Virginia, kämpfe für dich, für das Volk, dem du angehören solltest und wir werden dir beistehen.“
      „ Rührend“, sagte ich zuckersüß und verzog den Mund. „Und zum Dank köpft ihr mich nicht, oder?“
      Rafael trat vor. „Du kannst es

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