Blutspur
an, „von mir aus kann es losgehen.“
Ich hob das Schwert auf, da stürmte er schon auf mich zu. Ich wehrte den Schlag mit der Klinge ab und hörte den Dunklen lachen. Sogleich stieß er wieder mit der gefährlichen Waffe zu und verfehlte mich nur um ein paar Zentimeter. So, wie es aussah, hatte der Unterricht bei Brandon nicht viel genutzt. Ich musste mir viel mehr zutrauen. Mit voller Wucht empfing ich einen weiteren Hieb, ein lautes Klirren erklang, als sich die beiden Schwerter zum Tanz fanden. Ich wurde immer besser und kühner, auch wenn er mir einmal fast die Waffe aus der Hand geschlagen hätte. Ich fand schnell zu meinem Rhythmus zurück und bot ihm Paroli so gut ich konnte. Wir bewegten uns immer weiter von der Kirche weg. Immer wieder trat ich ein paar Schritte rückwärts, damit mir Frederick wieder folgen musste. Ich wollte mich nicht in den Kreis der Dunklen begeben, das wäre einem noch schnelleren Todesurteil näher gekommen. Ich fror nicht in meinem Kleid, meine Sicht war ausgezeichnet und ich witterte um mich herum die Gefahr.
Unachtsam sah ich kurz zur Seite, weil ich eine Regung hinter einem Baum ausmachte, da versetzte mir Frederick einen Stich in die Schulter. Erschrocken schrie ich auf. Blut quoll aus der Wunde. Ich schob den Ärmel hoch und sah mir die Verletzung an. Doch augenblicklich verschloss sich die Haut, zurück blieb nur noch das warme Blut, das von meinem Arm tropfte.
„ Unmöglich“, kam es verblüfft über Fredericks Lippen.
Ich ging zum Angriff über. „Oh nein, alles, was du siehst, ist wahr.“ Und damit schnitt ich ihm mit dem Schwert in die Brust, dann traf ich seinen Arm.
Die Dunklen wollten eingreifen, aber er hielt sie zurück.
„ Bleibt, wo ihr seid. Ich mache das allein.“
Ehrgefühl hatte er, daran gab es keinen Zweifel. Er wischte mit der Hand über seine Brust und sah sich das Blut an, das an seinen Fingern klebte.
„ Miststück“, schrie er voller Zorn, um gleich innezuhalten. Er atmete tief ein.
„ Deine Freunde sind da.“
Ich hatte es schon vor ihm bemerkt, nicht nur an dem Schatten hinter dem Baum, sondern an dem Geruch, der zu mir getragen worden war. Es war unverkennbar Brandon. Hinter mir standen die Reinen. Mein Volk. Meine Krieger. Rafael, Darius, Pierre, Maggie und Alexio, Will und zwei Vampire, die ich nicht kannte. Es war auch ein Frau dabei, die mich neugierig musterte. Außerdem ein kleiner, glatzköpfiger Vampir, den ich noch nie gesehen hatte. Dahinter hatten sich die Krieger der Sturmtruppen aufgebaut. Meine Nachricht war also angekommen. Brandon lächelte mich an.
„ Weißt du, dass du verrückt bist?“
„ Nicht mehr als du“, konterte ich.
„ Es wird heute Nacht hier enden“, sagte Frederick bedeutungsschwanger.
„ Sehr episch“, sagte Will trocken. „Wie in einem Hollywoodfilm.“
„ Geht es dir gut?“, fragte Rafael.
Ich sah in seine warmen Augen, die mir augenblicklich Trost spendeten.
„ Ja, es geht mir gut.“
Er nickte mir ermunternd zu.
„ Ihr dürftet gar nicht hier sein“, sagte Darius hasserfüllt. „Nur mit diesem miesen Trick habt ihr euch Zugang verschafft.“
„ Du gehörst hier genauso wenig hin“, erwiderte Frederick verächtlich. „Du musstest sicher darum bitten, dass man es dir ermöglichen konnte, diesen gesegneten Boden zu betreten.“
„ Er hat es verdient“, sagte Rafael. „Und ihr mit keiner Faser.“
Frederick ging ein paar Stufen zur Kirche hinauf.
„ Seit Mitternacht werden Hunderte von Menschen zu den Unsrigen gemacht. Die Armee ist schon in der Stadt, aber auch sie werden wir für unsere Zwecke benutzen. Die Welt steht uns offen, und mit ihr … “, er sah mich abfällig an, „ … werden wir so regieren können, dass uns niemand mehr in die Quere kommt.“
Warum wollten die Bösen immer die Weltherrschaft an sich reißen? Ich schluckte meinen Kommentar hinunter und wartete darauf, dass der Sturm losbrach. Frederick hatte vollkommen richtig gelegen, heute Nacht würde es enden, ein für allemal.
Sebastian trat lächelnd hervor; man hatte ihn aus seinem Gefängnis befreit. Ich sah an seinem Blick, dass er mich nicht am Leben lassen würde.
10. Verloren
Es war einmal eine Königin, die lebte zufrieden bis ans Ende aller Tage. Sie brachte ihrem Volk Wohlstand und Zuversicht. All
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