Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutspuren

Blutspuren

Titel: Blutspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Girod
Vom Netzwerk:
sich gut. Peter ergreift die Initiative, gaukelt Hans-Werner vor, aus seinem Betrieb eine passende Batterie abgezweigt und versteckt zu haben. Das war zwar unredlich, aber geschah aus reiner Bruderliebe, versteht sich. Eigentlich könnte das Fahrzeug nun abgeholt werden. Hans-Werner ist baff. Prompt will er nach dem Ausschlafen den nächsten Bus nach Elxleben nehmen. Und da die Batterie ziemlich schwer ist, nimmt er das scheinheilige Angebot seines Bruders, ihn dorthin zu begleiten, gern an.
    Freitag, der 6.4.1979. Am Vormittag. Vera fordert von Edith zwanzig Mark, um Äther zu kaufen. Kurz darauf sucht sie die Apotheke in der Bebelstraße auf.
    Der freundliche Pillendreher fragt nach dem Verwendungszweck der betäubenden, leicht entflammbaren Flüssigkeit. Doch die Frau ist auf eine Erklärung vorbereitet: »Wissen Sie, mein Mann ist aktiver Flugzeugmodellbauer und braucht Äther als Treibstoff für die kleinen Motoren!« Das klingt glaubhaft. Der Apotheker übergibt ihr zwei Fläschchen mit insgesamt 100 ml Äther – eine Menge, die er ohne Bedenken verkaufen kann.
    Am späten Abend kommt das mörderische Quartett wieder zusammen. In dieser Nacht soll es geschehen. Die Luft knistert vor gespannter Erwartung und Nervosität. Strick, Äther, eine Windel, Handschuhe, Wohnungsschlüssel und Taschenlampe liegen bereit. Nun gilt es, bis nach Mitternacht auszuharren. Peter und sein Freund Hansjörg beruhigen sich mit Bier, die Frauen leisten ihnen Gesellschaft. Kurz nach 2.30 Uhr verstauen die Männer die mörderischen Requisiten in ihren Taschen und machen sich auf den Weg, sorgsam darauf achtend, nicht gesehen zu werden. Edith und Vera warten indes auf ihre unbeschadete Rückkehr.
    Das Wohnhaus in der Spittelgartenstraße 11 liegt in nächtlichem Dunkel. Im Schein der Taschenlampe schleichen die Mörder die Treppe empor bis zum Dachgeschoß. Vorsichtig öffnet Peter die Wohnungstür. Auf leisen Sohlen dringen sie bis zum Schlafraum vor. Hans-Werner liegt, eingerollt in seiner Bettdecke, in tiefem Schlaf. Hansjörg schüttet den Inhalt der Ätherflaschen auf die Windel. Dann geht alles blitzschnell: Peter stürzt sich auf seinen Bruders und fixiert ihn mit seinem Körper derart, daß er unter der Decke völlig bewegungsunfähig ist. Gleichzeitig preßt sein Kumpel mit beiden Händen die äthergetränkte Windel kraftvoll auf Hans-Werners Gesicht, während er mit dem Gewicht seines Körpers Arme und Brustkorb des Wehrlosen niederdrückt. In dieser Position verbleiben die Mörder, bis nach fünf Minuten der Äther seine volle narkotisierende Wirkung zeigt.
    In der späteren Vernehmung durch die Kriminalpolizei wird Peter Huck dazu aussagen:
    »… Ich lag mit meinem Oberkörper auf seinen Beinen. Meine Beine hingen so am Bett runter. Hans-Werner war dabei zugedeckt. Also ich habe die Beine durch die Decke festgehalten. Er war munter geworden. Er konnte aber nichts machen, weil wir auf meinem Bruder drauflagen. Mit den Beinen hat er gezappelt, aber ich hatte ihn fest. Danach, als er schon hing, sagte Hansjörg, daß er ihn auch fest hatte, so mit dem Arm im Schwitzkasten. Es hatte ja nicht lange gedauert, dann ist er eingeschlafen. Bevor er aber eingeschlafen ist, hat er Hansjörg noch erkannt, denn er sagte : ›Du Halsabschneider!‹ …
    Hansjörg hat die Ätherflasche noch in der Hand gehabt, und er hat auch nachgegossen. Wann er die zweite Flasche genommen hat, weiß ich nicht. Hans-Werner schlief nach fünf Minuten ein. Solange hatten wir festgehalten …«
    Sodann wird die Schlinge um den Hals des Bewußtlosen gelegt. Dabei bemerken die Mörder, daß aus dessen Mund Blut und Speichel läuft und die Bettdecke verschmutzt. Sie rollen den schweren Körper aus dem Bett, schleifen ihn bis ans Fenster und lehnen ihn mit dem Rücken an die Wand. Es bedarf gehöriger Kraftanstrengung, Hans-Werner nun ein Stück anzuheben, eine Fußbank unter sein Gesäß zu schieben, die Schlinge am oberen Fenstergriff zu befestigen und die Fußbank wegzustoßen, damit der Strang sich spannen und den Hals fest umschnüren kann. Einige Augenblicke verweilen die beiden mucksmäuschenstill. Hansjörg legt sein Ohr auf die Brust des Erhängten und erfaßt dessen Handgelenk, um zu prüfen, ob noch Lebenszeichen festzustellen sind. Zufrieden teilt er seinem Kumpan mit: »Es ist erledigt, der tut keinem mehr was!«
    Peter zieht unterdessen das Deckbett ab und sucht die Tatutensilien zusammen. Trotz eifrigen Bemühens: Eines der Ätherfläschchen

Weitere Kostenlose Bücher