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Blutspuren

Blutspuren

Titel: Blutspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Girod
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kann er nicht mehr finden.
    »Los, weg hier!« mahnt ihn sein Kumpan schließlich. Auf leisen Sohlen verlassen sie unbemerkt die Stätte ihrer Schandtat. Den Bettbezug, die Ätherflasche und die Handschuhe lassen sie im Müllcontainer eines Nachbarhauses verschwinden.
    Edith und Vera haben eine große Kanne Kaffee gekocht und warten schon ungeduldig auf die Rückkehr ihrer Männer. Als sie gegen 4.00 Uhr heimkehren, steht der Sieg in ihren Gesichtern. Mit satanischem Vergnügen schildern sie die grausamen Vorgänge der letzten Stunde.
    Staunend lauschen die Frauen ihrem Bericht, der nur einen kleinen, aber bedeutungsvollen Schönheitsfehler hat, nämlich, daß sich die zweite Ätherflasche immer noch in der Wohnung des Toten befindet. Doch Peter meint gelassen: »Jetzt hau’n wir uns aufs Ohr. Wenn ich ausgepennt habe, gucke ich noch mal nach!«
    Nach kurzem Schlaf ist er wieder auf den Beinen. Wichtiger als zu frühstücken ist es jetzt, erneut nach dem vermaledeiten Fläschchen zu suchen. Es gelingt ihm auch, unbemerkt in die Wohnung seines Bruders zu gelangen. Zunächst prüft er den Zustand seines Bruders, der unverändert still und stumm am Fenster hängt und offenbar tot ist.
    Nun sucht Peter nach dem Ätherfläschchen. Vergeblich. Es läßt sich nicht aufspüren. Nach einigen Minuten ist seine Geduld erschöpft. Kurzerhand gibt er die Suche auf und schnüffelt lieber in den Schränken herum. Dabei stößt er auf eine kleine Stahlkassette. Mit einiger Mühe kann er sie aufhebeln, doch die Erwartungen, darin Bargeld zu finden, erfüllen sich nicht. Dafür entdeckt er eine nagelneue Armbanduhr mit digitaler Anzeige, die prompt in seiner Tasche verschwindet. Auch das Tonbandgerät und die Kugelboxen im Wohnzimmer läßt er gleich mitgehen. Heimgekehrt fragt die besorgte Gattin: »Und, hast du sie?«
    Peter weiß, daß sie nur das Fläschchen meinen kann, macht eine abwehrende Handbewegung und beendet die mißliche Angelegenheit mit einem knappen Satz: »Nichts gefunden. Scheiß drauf!«
    Von diesem Moment an interessiert ihn das Ätherfläschchen nicht mehr. Viel lieber führt er seine Trophäen vor. Mit einer Geste der Großzügigkeit überreicht er das Tonbandgerät seinem Kumpel Hansjörg, während er die Uhr noch am gleichen Abend in einer Kneipe für 400 Mark an den Mann bringt.
    Am nächsten Tag, es ist Sonntag, erscheint Peter beim Pförtner seines Betriebes, dem VEB Kühlmöbelwerk, und gibt vor, aus seinem Garderobenschrank etwas Wichtiges holen zu müssen, was er vergessen habe. Er darf passieren. Wenig später verläßt er das Gelände wieder, diesmal mit einem unauffälligen, schwarzen Kunstlederbeutel, darin eine Autobatterie. Volkseigentum, versteht sich. Schnurstracks schleppt er die schwere Kostbarkeit zu seinem Kumpel Hansjörg.
    Am Montag, den 9.4.1979, erhält Elisabeth Huck unvermuteten Vormittagsbesuch von ihrem Sohn Peter. Er habe gerade in der Nähe zu tun und wolle die Gelegenheit nutzen, sich nach ihrem Wohl zu erkundigen. Welche Überraschung! Die Mutter ist leicht irritiert, denn derlei Interesse an ihrem Leben kennt sie von ihrem Jüngsten sonst nicht. In Wirklichkeit will er nur in Erfahrung bringen, ob sie Hans-Werner bereits vermißt, ihn womöglich schon besuchen wollte. Doch die Mutter ist arglos. Als sie für kurze Zeit die Stube verläßt, nutzt er die Gunst des Augenblicks und durchwühlt in Windeseile den Wohnzimmerschrank. Dabei erspäht er eine unverschlossene Stahlkassette mit einem beachtlichen Bündel Geldscheinen. Seine Vermutung ist richtig, daß es aus dem Erbe des Großvaters stammt und dem Bruder gehört, der es der Mutter zur Aufbewahrung anvertraut hatte. Kurzerhand läßt der mißratene Sohn das Geld mitgehen. Tagelang wird der Diebstahl unbemerkt bleiben.
    Der erfolgreiche Diebeszug versetzt Peter Huck in euphorische Stimmung, er entschädigt ihn für die nervenaufreibenden Mühen der vergangenen Tage. Stolz präsentiert er das Bündel seiner Frau Edith. Gierig zählt sie nach. Es sind 4000 Mark. Die Hälfte der Beute geht noch am Nachmittag an Hansjörg Krüger und Vera Hafenberg. Die beiden können Peter Huck überreden, gemeinsam den nächsten Bus nach Elxleben zu nehmen, um endlich das Auto abzuholen. So geschieht es.
    Der Verkäufer stutzt zwar, weil er eigentlich Hans-Werner Huck erwartet hat. Doch Peter hat überzeugende Argumente parat: Sein Bruder habe bedauerlicherweise die Fahrprüfung nicht bestanden und aus Frust das Auto seinem Kumpel Hansjörg

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