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Blutspuren

Blutspuren

Titel: Blutspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Girod
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betont heimlich dafür, daß Helmut Hellriegel die große Tochter auch nachts ungestört besuchen kann. Auf diese Weise gelingt es ihr, selbst mit ihm enge Bande des Vertrauens zu knüpfen.
    Der junge Mann zeigt sich bald erkenntlich: Eines Nachts verläßt er auf leisen Sohlen das Bett seiner Freundin, um unter Rosis Decke zu kriechen und seine Dankbarkeit zu beweisen. Lustvoll läßt sie ihn gewähren. Diese Nacht ist der Beginn einer heimlichen Dreierbeziehung, und für einige Zeit teilen sich Mutter und Tochter Helmut Hellriegels Manneskraft.
    Argwöhnisch ist nur Karl Hempel, denn er vermutet die heimliche Anwesenheit Hellriegels bei seiner Ältesten. Nach der Rückkehr von der Arbeit prüft er deshalb gewissenhaft jeden Winkel seines Heims. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, besonders den Oberboden des Dachgeschosses abzusuchen, denn dort konnte er den unerwünschten Gast schon einige Male aufstöbern, um ihn unsanft aus dem Haus zu komplimentieren. Derartige Kontrollgänge werden zu seinem festen Ritual.
    Monate vergehen. Als im Jahr 1967 das Herbstlaub fällt, befindet sich Rosi Hempel längst im Banne des dreizehn Jahre jüngeren Geliebten. Sie ist fest entschlossen, mit ihm zusammenzuleben und läßt ihre älteste Tochter wissen, Helmut Hellriegel innig zu lieben. Bitterböse tritt diese ihren Freund an die Mutter ab, tröstet sich aber schnell mit einem neuen, den sie allerdings niemals mit nach Hause bringt. Auch Helmut Hellriegel findet Gefallen an Rosis Idee einer gemeinsamen Zukunft. Schließlich ist seine Geliebte eine reife, in Liebesdingen perfekte Frau, die ihn verwöhnen und versorgen könnte. Ihre vielen Kinder stören dabei nicht. Einziges Problem: Karl Hempel, der Ehemann.
    »Laß dich scheiden«, lautet daher seine Forderung.
    Doch Rosi winkt ab: »Halte dich da raus, laß mich nur machen!«
    Längst geistert in ihrem Hirn der wahnwitzige Gedanke, irgendwann den Gatten zu töten und einen Selbstmord vorzutäuschen. Tag für Tag beschäftigt sie dieses Thema. Und mit der Zeit entsteht ein perfider, bis ins letzte Detail ausgearbeiteter Plan. Doch zu seiner Realisierung bedarf es moralischen Beistands und technischer Unterstützung. Behutsam, aber zielstrebig wählt sie aus ihrer Kinderschar den 15jährigen Sebastian und den 13jährigen Uli aus. Sie hält die beiden für geeignet, an dem dunklen Szenario mitzuwirken. Dabei geht sie von folgender Überlegung aus: Die Jungen hassen den Vater am meisten und können folglich am ehesten motiviert werden, das todbringende Vorhaben zu verwirklichen. Mit kalter Überlegung und suggestiver Überzeugungskraft geht Rosi nun vor. Zunächst verwöhnt sie die beiden Jungen, schmeichelt ihnen über alle Maßen. Gleichzeitig schürt sie deren Haß gegen den Vater und lenkt die heimlichen Gespräche immer wieder auf die Frage, wie gut sie alle ohne den Alten leben könnten. Auf diese Weise gewöhnen sich Sebastian und Uli langsam an den Gedanken, daß es besser wäre, wenn der Vater nicht mehr lebe.
    Im Januar 1968 ist es dann soweit: Rosi Hempel stiftet die beiden Jungen an, den Vater zu vergiften. Sie würde alles heranschaffen, was man dazu benötige, allerdings müsse sie selbst im Hintergrund bleiben. Zur Sicherheit, versteht sich. Einzelheiten werden erörtert.
    »Falls die Bullen doch was mitkriegen, müßt ihr alles auf euch nehmen«, appelliert sie an die beiden Söhne, »ich darf mit der Sache nicht in Verbindung gebracht werden. Denkt an eure Geschwister. Die müßten ins Heim, wenn man mich einsperrt!«
    »Aber wir machen doch einen Mord, da gibt’s lebenslänglich«, geben Sebastian und Uli zu bedenken.
    »Es kommt nichts raus! Und wenn schon, euch kann nichts passieren. Ihr seid Kinder, und die kommen nicht ins Gefängnis!« zerstreut sie die Besorgnis der Jungen. Daraufhin geloben die Söhne ihrer Mutter absolutes Stillschweigen über das Besprochene.
    Geraume Zeit danach vergräbt Rosi Hempel im Hausgarten eine verendete Katze. Was aber niemand weiß: Sie hatte versuchsweise aus verschiedenen Medikamenten einen Cocktail zubereitet und der Katze ins Futter gemischt. Und das mit überzeugendem Ergebnis.
    Einer Nachbarin, die die Grabeaktion beobachtet, erklärt sie mit gespielter Betroffenheit: »Ich weiß auch nicht, aber plötzlich war sie tot!«
    Anfangs verfängt sich Rosi Hempel in der abstrusen Idee, den lästigen Gatten mit Quecksilber zu vergiften. Es unbemerkt seinem Essen beizumengen, erscheint ihr leicht machbar. Sie glaubt, eine tödliche

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