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Blutspuren

Blutspuren

Titel: Blutspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Girod
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Verbesserung der Wohnraumlage
    (1) Familien mit 4 und mehr Kindern sind vorrangig mit solchen Wohnungen zu versorgen, die in der Größe der Personenzahl und Zusammensetzung (Alter und Geschlecht) dieser Familien gerecht werden. Der Ausstattungsgrad der Wohnungen soll auf der Grundlage der örtlichen Möglichkeiten weitgehend den Erfordernissen dieser Familien entsprechen.
    (2) Die Räte der Städte, Stadtbezirke und Gemeinden werden beauftragt, in enger Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Organisationen sowie den Leitern von Betrieben, Dienststellen und Einrichtungen und den Vorständen von produktionsund Wohnungsbaugenossenschaften Maßnahmen festzulegen, die eine schrittweise Verbesserung der Wohnraumlage für Familien mit 4 und mehr Kindern sichern …
    § 2 Gewährung von Zuschüssen für Mieten und Entgelte für Nebenleistungen
    (1) Familien mit 4 und mehr Kindern mit niedrigem Familieneinkommen sind entsprechend den sozialen Erfordernissen zweckbestimmte Mietzuschüsse zu gewähren …
    (2) Die Räte der Städte, Stadtbezirke und Gemeinden können, wenn es die soziale Lage der Familien mit 4 und mehr Kindern erfordert, Zuschüsse für Nebenleistungsentgelte gewähren (Heizung, Warmwasserversorgung usw.) …
    § 3 Gewährung sonstiger Zuwendungen
    (1) Familien mit 4 und mehr Kindern mit niedrigem Familieneinkommen können auf Antrag im Interesse der Kinder zweckgebundene Zuwendungen zum Erwerb von Erstausstattungen für Möbel, Betten, Bettwäsche u. ä. gewährt werden. Einmalige Zuwendungen können auch zur Erstattung von Umzugskosten erfolgen …
    (2) Familien mit 6 und mehr Kindern können zur Erleichterung der Hausarbeit Haushaltswaschmaschinen zur unentgeltlichen Nutzung auf der Grundlage vertraglicher Vereinbarungen zur Verfügung gestellt werden …
    Diese Verordnung tritt am 1. Juli 1967 in Kraft.
    Die Ermahnungen von Amts wegen, dem Ehepaar Hempel das Erziehungsrecht zumindest über einen Teil ihrer Kinder zu versagen, scheinen Erfolg zu zeigen. Plötzlich verstummen die Klagen der Nachbarn über den ruhestörenden Familienbetrieb. Rosi und Karl haben richtig geschlußfolgert, wenigstens durch äußere Sittsamkeit und Ruhe ihren Leumund in der Nachbarschaft aufzubessern und damit die drohende amtliche Dezimierung ihrer Kinderschar abzuwenden. Auch den Lehrern ihrer Kinder gegenüber verhalten sie sich anscheinend einsichtig und kooperativ. Ansonsten ändert sich nichts an dem von Haßliebe geprägten Verhältnis der Eheleute. Immerhin: Karl sorgt durch fleißige Arbeit im Betrieb, Überstunden und Sonderschichten für ein erträgliches Einkommen, das, zusammen mit den, kinderreichen Familien gesetzlich zustehenden, staatlichen Zuwendungen, einen bescheidenen Lebensstandard sichert. Wenn er jedoch zu Hause ist, verhält sich Karl gereizt und streitsüchtig. Die Kinder leiden unter seiner Stimmungslabilität und Unberechenbarkeit ebenso wie die Mutter. Sie indes zahlt es ihm auf ihre Weise heim: Jede Gelegenheit arbeitsbedingter Abwesenheit ihres Mannes nutzt sie, um mit bauernschlauem Geschick und suggestiver Kraft die Kinder gegen ihren Vater aufzuwiegeln. Und das, obwohl sie selbst Strenge ausübt und Züchtigung nicht scheut. Mit der Zeit gelingt es Rosi, in den Kindern Haß gegen den Vater zu säen. Auch die Freundin der ältesten Tochter, Britta Obgartel – ein labiles Mädchen, deren Mutter sich herumtreibt und deren Vater die meiste Zeit in billigen Kneipen herumhängt –, kann Rosi für sich gewinnen, indem sie zeitweise bei Hempels wohnen darf. Im Verlaufe der Zeit baut sich zwischen den beiden Frauen ein enges Vertrauensverhältnis auf, bei dem Rosi die Rolle einer mütterlichen Freundin einnimmt. Dies alles bildet den Nährboden für eine unheilvolle Entwicklung.
    Die Situation hinter der großen Fassade des Hauses in der Martersteigstraße spitzt sich weiter zu, als die älteste Tochter ihren neuen Freund, Helmut Hellriegel (23), zu Hause einführt. Er ist ein schlanker junger Mann, der zur Freude der Hempelschen Kinderschar sogar Gitarre spielen kann. Vor wenigen Tagen erst hatten sich für ihn die Knasttore geöffnet, hinter denen er wegen Diebstahls, sexueller Nötigung und vorsätzlicher Körperverletzung längere Zeit Enthaltsamkeit üben mußte.
    Die Kinder mögen den freundlichen, zu Scherzen aufgelegten »Onkel« Helmut. Nur Vater Hempel macht keinen Hehl daraus, seine Nähe nicht zu dulden und verweist ihn kurzerhand des Hauses. Doch wenn er fern ist, sorgt seine Gattin Rosi

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