Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutstein

Blutstein

Titel: Blutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
Vom Netzwerk:
geschrieben, warum hat er das
getan?«, fragte Per.
    Fall lachte leise.
    »So hat er mich manchmal
genannt. Ich habe damals viel Johnny Cash gehört, als wir uns
kennenlernten. › The man in black‹ .«
    »Waren Sie mit Bremer verwandt?«
    »Nein, er war mein Lehrer in Fotografie in Malmö. Ich hatte Mitte
der Siebziger einen Abendkurs besucht, um mich zum Werbefotografen ausbilden zu
lassen. Und Bremer war Lehrer an dieser Schule. Aber ein Jahr später hörte er
auf – oder sagen wir es lieber, wie es war: Er wurde gefeuert.«
    »Wissen Sie auch, warum?«
    Schweigen.
    »Na ja, er war ein bisschen sonderbar. Zu uns Schülern war er immer
korrekt und nett, aber sein Unterrichtsstil war etwas konfus. Außerdem trank er
damals schon ziemlich viel.«
    »Wussten Sie auch, dass er in der Pornobranche tätig war? Und in den
Frühjahrs- und Sommermonaten Pornofilme gedreht hat?«
    Fall schwieg.
    »Doch, das wusste ich«, sagte er nach langem Zögern. »Darüber hat er
selbst nie ein Wort verloren, aber ich habe das im Lauf der Zeit mitbekommen.«
    »Aber Sie hatten all die Jahre Kontakt?«
    »Ja, schon. Aber es war nicht mehr, als dass wir ab und zu
telefoniert haben. Ich habe ihm manchmal ein paar Aufträge besorgt. Bremer war
ganz schön einsam, glaube ich. Er hatte ja keine eigene Familie, nur eine
Schwester.«
    »Hat er Ihnen gegenüber jemals über einen Mann namens Markus Lukas
gesprochen?«
    »Nicht, soweit ich mich erinnere.«
    Per überlegte, was er Thomas Fall noch fragen könnte, als der sagte:
    »Aber er hat mir vor einiger Zeit eine Tasche gegeben ... Ich glaube,
ich habe sie noch.«
    »Eine Tasche von Bremer?«
    »Er hat sie letztes Jahr vorbeigebracht. Er war ziemlich betrunken
und bat mich, die Tasche unterstellen zu dürfen. Ich muss überlegen, wo ich sie
hingelegt habe.«
    »Hätten Sie Zeit, nach ihr zu suchen?«
    »Natürlich. Ich vermute, sie liegt auf dem Dachboden.«
    »Darf ich Sie wieder anrufen?«
    »Gerne. Sie können mir ja auch Ihre Nummer geben.«
    Per gab ihm seine Handynummer und den Anschluss auf Öland und dankte
ihm für sein Entgegenkommen.
    Dann legte er auf.
    Bremer war ganz
schön einsam , hatte Thomas Fall gesagt. Den Eindruck hatte Per
auch.
    Er streckte sich und wählte dann die dritte Nummer auf Bremers
Zettel, sie gehörte zu dem orthografisch eigensinnigen Namen »Fontene«. Dieses
Mal dauert es wesentlich länger, ehe jemand den Hörer abnahm, elf- oder
zwölfmal ließ Per es klingeln.
    »Hallo?«
    Eine müde Männerstimme meldete sich, im Hintergrund hörte Per
Lachsalven aus einem Fernseher dröhnen.
    »Hallo, spreche ich mit Fontene?«
    »Ja? Was gibt’s?«
    »Sehr gut!« Die Fernsehgeräusche waren so ohrenbetäubend laut, und
der Mann sprach so leise, dass Per beinahe anfing zu brüllen.
    »Ich habe Ihre Nummer von Hans Bremer.«
    »Alles klar. Was willst du haben?«
    »Was ich haben will?«, wiederholte Per und dachte blitzschnell nach.
»Äh – was hast du denn da?«
    »Gerade heute ist es nicht so viel«, sagte Fontene. »Ich habe circa
zehn Liter schwedischen Schnaps und zwei Liter polnischen Wodka. Ist da was für
dich dabei?«
    Per begriff sofort – »die Fontäne« verkaufte selbst gebrannten
Schnaps und billige Schmugglerware.
    »Nein, danke«, antwortete er und wollte gerade den Hörer auflegen,
als der Mann ihn fragte:
    »Bremer hat hier noch was offen, was wird denn daraus?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Per gegen den Lärm der hysterischen
Lachsalven.
    »Er muss noch seine Schulden vom letzten Sommer berappen.«
    »Und wie viel ist das?«
    »Zwanzigtausend, übernimmst du das?«
    »Nein«, sagte Per. »Und Bremer wird sich auch nicht mehr darum
kümmern können.«
    Er beendete das Gespräch und wählte die letzte Nummer auf dem
Zettel. Daniele. Es war ebenfalls eine Handynummer, aber leider meldete sich
mit dem ersten Klingelzeichen eine metallische Stimme, die mitteilte, dass die
Nummer nicht mehr vergeben war.
    So, das hatte er erledigt. Er blieb am Tisch sitzen und dachte über
Jerrys toten Kompagnon nach.
    Hans Bremer hatte ein Doppelleben geführt. Seine gesamte Energie
hatte er anscheinend darauf verwendet, an den Wochenenden Sexfilme zu drehen,
und danach war er jeweils zurück nach Malmö gefahren, um dort ein trauriges und
hoch verschuldetes Dasein im Alkoholrausch zu fristen.
    Per griff wieder nach dem Telefonhörer. Er rief das Bestattungsunternehmen
an, um die Einzelheiten von Jerrys Beerdigung zu besprechen.
    »Wie viele Gäste erwarten Sie

Weitere Kostenlose Bücher