Blutstein
einer Zeitung entdeckt und
Petra Blomberg und mir davon erzählt. Die suchten Fotomodelle. Es war ziemlich
offensichtlich, worum es da ging – man sollte ein Nacktfoto einschicken. Wir
haben ein paar Fotos voneinander gemacht und sie nach Malmö geschickt, und ein
paar Wochen später hat uns ein Hans angerufen.«
»Klang er sympathisch?«
»Na ja, ging so«, sagte Ulrica Ternman, »er sprach davon, wie lustig
das werden würde. Petra und ich sind dann zusammen nach Ryd ins Fotostudio
gefahren. Wir haben viel gekichert im Zug dorthin, es war ein kleines
Abenteuer, so als würden wir mit einem Zirkus durchbrennen – nur eben ohne großes
Orchester!
Als wir in Ryd am Bahnhof ankamen, stand dort schon ein anderes
Mädchen und wartete offenbar auch darauf, abgeholt zu werden. Sie war ziemlich
aufreizend angezogen, mit hautenger Jeans und Top, und glotzte uns fragend an.
Dann kam dieser Typ, Hans Bremer, mit dem Auto angefahren und lud uns alle ein.
Als wir auf dem Rücksitz saßen, wurde mir plötzlich klar, dass es jetzt ernst
wurde, und ich hörte auf zu kichern. Und als ich Petra ansah, bemerkte ich,
dass auch sie total nervös war.«
Sie senkte den Blick.
»Was hat Bremer denn so gesagt?«
»Er hat die meiste Zeit mit dem anderen Mädchen auf dem
Beifahrersitz gesprochen, wir konnten hören, dass sie ein alter Hase war und
schon oft solche Shootings gemacht hatte. Cindy oder Lindy nannte er sie.« Ulrica
Ternman lachte kraftlos. »Natürlich hieß sie nicht so, Petra und ich bekamen ja
auch neue Namen in den Zeitschriften, Petra wurde zu Candy, und ich hieß Suzy.«
»Und die Männer hießen immer Markus Lukas, stimmt’s?«
Ulrica Ternman nickte.
»In dieser Branche ist das meiste Fälschung ... Wir fuhren also zu
diesem Haus, das praktisch mitten im Wald lag, und als Bremer von der Straße
abbog, wurde mir klar, dass niemand wusste, wo wir waren. Das fühlte sich nicht
gut an – und das Haus wirkte groß und dunkel. Im Erdgeschoss waren dicke
Gardinen vor den Fenstern. Es roch nach Reinigungsmittel. Ich erinnere mich
noch, dass ich den Gedanken hatte, dass dies die vielen ekligen Gerüche
überdecken soll, die man riechen würde, wenn man länger dort blieb.«
»Und war Jerry auch im Haus, als Sie ankamen?«
»Ja, er war auch da. Er begrüßte uns und reichte Petra und mir ein
Blatt Papier, so eine Art Vertrag, den wir unterschrieben und damit
bestätigten, dass wir freiwillig teilnahmen und nicht minderjährig waren.«
»Haben die Ihr Alter überprüft?«
»Nein ... Bremer fragte uns danach, als wir das erste Mal miteinander
telefonierten, glaube ich, aber sie wollten weder Ausweis noch Führerschein
sehen.
Ich vermute, sie wollten uns zeigen, wie es funktionierte, denn wir
sollten im Studio bleiben, während Cindy oder Lindy fotografiert wurde. Bremer
gab ihr Anweisungen und spornte sie an. Sie saß auf dem Bett, rekelte sich und
zog sich langsam vor der Kamera aus. Ab und zu war das richtig peinlich. Gleichzeitig
schüchtern und cool, als würde in ihrem Inneren ein Krieg herrschen.«
Sie senkte den Blick, dann fuhr sie fort:
»Während ich ihr zusah, wurde mir klar, dass ich niemals ein Profi
werden würde und es auch nicht öfter als dieses eine Mal machen wollte. Im
Gegenteil, ich wäre am liebsten sofort nach Hause gefahren. Aber ich hatte mein
Shooting ja noch vor mir, es gab kein Zurück mehr. Da musste ich durch. Ich
sollte auf einem Sofa fotografiert werden, es wurden grelle Scheinwerfer
aufgestellt, und dann ging es los. Ich sollte mich nicht selbst berühren, nur
unterschiedliche Posen einnehmen.
Es war total komisch: Ich war furchtbar aufgeregt, und für die
anderen waren es ein Tag und ein Job wie jeder andere.«
»Wer gehörte denn alles zum Team?«
»Bremer hat das Licht gemacht, er leitete das Ganze und gab mir
Anweisungen, was ich tun sollte. Dann waren da noch der Fotograf, so ein junger
Kerl, und dieser athletische, tätowierte Typ, mit dem ich dann verschiedene
Szenen auf dem Sofa gedreht habe.«
»Was hat denn Jerry während der Aufnahmen gemacht?«
»Nicht viel.« Ulrica Ternman verzog das Gesicht. »Wahrscheinlich hat
er sich ›die Hose zurechtgezogen‹ – so haben wir das früher genannt, wenn diese
Ekeltypen in der Nähe der Schule herumgestrichen sind.«
Per konnte sich das bei Jerry sehr gut vorstellen.
»Dann war Petra an der Reihe. Sie sollte das Gleiche machen wie ich,
allerdings mit einem anderen Typen, der aber auch Markus Lukas genannt
Weitere Kostenlose Bücher