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Blutstein

Blutstein

Titel: Blutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Öland
noch unter Wasser lag und der Steinbruch ein Teil des Meeresbodens war. Da
schien die Sonne durch das Wasser der Ostsee, und der Meeresboden oxidierte.
Dann erhob sich die Insel aus dem Meer, das Eisenoxid verhärtete und wurde zu
einer Gesteinsschicht ... Das war natürlich lange vor meiner Zeit, aber ich habe
gelesen, dass es so vonstatten gegangen ist.«
    »Aber haben die Steinhauer geglaubt, es wäre Blut?«
    »Nein, aber sie hatten eine Menge unterschiedlicher Bezeichnungen
für die Steinschichten im Berg.« Gerlof hob die Hand und zählte mit den Fingern
mit: »Der Hartstein lag als oberste Schicht und war voller Spalten und Sprünge,
den brach man aus dem Felsen und schaufelte ihn beiseite. Dann kam der
Kleisterstein, der war hart und schwer abzubauen. Darunter lag die sogenannte
›gute Schicht‹, wo sich der beste und feinste Kalkstein befand, den schlugen
sie aus dem Felsen und verkauften ihn. Und darunter verlief an einigen Stellen
der Blutstein.«
    »War das auch eine gute Steinschicht?«
    »Nein, im Gegenteil«, sagte Gerlof. »Wenn sie den Blutstein trafen,
hatten sie zu tief geschlagen.«
    Per nickte und bedankte sich.
    »Dann weiß ich Bescheid ... es gibt doch auch immer eine einfache
Erklärung für die Dinge.«
    Gerlof warf einen kurzen Blick auf Ellas Tagebuch, das auf dem
Gartentisch lag.
    »Meistens zumindest.«
    39
    P er
nahm seine Arbeit am Dienstagmorgen wieder auf.
    »Hallo, mein Name ist Per Mörner, und ich rufe im Auftrag der Firma
Intereko an, die sich mit Marktforschung beschäftigt. Hätten Sie eventuell
Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten?«
    Während er seine Fragen herunterratterte, ertappte er sich dabei,
dass er an etwas vollkommen anderes dachte. Zum Beispiel an Vendela Larsson und
ihre Vorstellung von Trollen und Elfen. Sie war sonderbar, aber er konnte sie
nicht aus seinem Kopf bekommen.
    Gegen zehn Uhr klingelte der Apparat in der Küche, als er gerade
sein zwölftes Telefonat über Seife beendet hatte. Ihm fiel der merkwürdige
anonyme Anruf an Ostern wieder ein, und seine Hand schwebte einen Augenblick
zögernd über dem Hörer. Doch dann ging er ran.
    In der Leitung tönte eine resolute Männerstimme:
    »Per Mörner?«
    »Ja.«
    »Hier ist Lars Marklund vom Polizeipräsidium in Växjö. Wir hatten
schon einmal miteinander ...«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Gut, es geht nach wie vor um den Brand in Ryd. Wir müssen das
Verhör, das wir am besagten Abend begonnen haben, vervollständigen.«
    »Sie wollen mich noch einmal verhören?«
    »Sie und Ihren Vater auch.« Marklund blätterte in seinen Unterlagen.
»Gerhard Mörner, nicht wahr. Wann würde es Ihnen denn passen?«
    »Mit meinem Vater kann man sich leider nicht mehr so gut
unterhalten«, sagte Per.
    »Ist er krank?«
    »Er hatte letztes Jahr einen Schlaganfall, und seitdem ist sein
Sprachvermögen stark beeinträchtigt, er kann nur vereinzelte Worte sagen.«
    »Wir würden ihm trotzdem gerne ein paar Fragen stellen. Können wir
ihn an seiner gemeldeten Adresse antreffen?«
    »Nein, er ist hier bei mir auf Öland.«
    »Gut, wir melden uns wieder.«
    »Worum geht es eigentlich?«, fragte Per. »Was genau wollen Sie denn
wissen?«
    »Wir haben nur noch ein paar ergänzende Fragen. Die kriminaltechnischen
Untersuchungen des Tatortes sind abgeschlossen.« Er machte eine Pause und fügte
dann hinzu: »Und die Obduktionen auch.«
    »Und was haben Sie herausbekommen?«, hakte Per nach.
    Aber der Polizeibeamte hatte bereits aufgelegt.
    Jerry schlief noch, beziehungsweise er lag noch im Bett, als Per in
sein Zimmer ging und ihn ermunterte, aufzustehen und sich anzuziehen. Das
schien jeden Tag ein bisschen langsamer zu gehen, der linke Arm wurde immer
kraftloser, und Per musste mithelfen, um ihn in den Hemdärmel zu schieben.
    »So, jetzt gibt es Frühstück«, sagte er.
    »Müde«, stöhnte Jerry.
    Per ließ ihn am Küchentisch mit Kaffee und geschmierten Broten
sitzen und trat auf die Terrasse, wo die Sonne schien und ihm die kalte, klare
Morgenluft entgegenwehte. Er wollte Ernsts Werkstatt genauer untersuchen.
    Damit das Licht auch die hintersten Skulpturen in den Regalen
erreichte, stieß er die Türen weit auf. Eine sonderbare Gruppe stand dort –
eine große Trollfamilie, oder was die Figuren auch immer darstellen sollten.
Und an der Wand hinter ihnen hingen Ernsts Werkzeuge: Spitzeisen, Hämmer, Äxte
und Bohrmeißel. Ein ganzes Arsenal.
    Hatte Jerry früher viele Interessen gehabt, war ihm jetzt nur

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