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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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behandelten. Schauen Sie, wie das geht.«
    Er schob sich den zweiten Stöpsel ins andere Ohr und griff erneut in seine Gürteltasche, aus der er eine Pistole zog.
    » Und hier«, erklärte er mit in seinen Ohren gedämpfter Stimme, » haben wir den Colt M1911 Halbautomatik Kaliber .45. Möchten Sie ihn einmal ausprobieren, Sir? Ich glaube würklich, Sie werden von seiner Leistung beeindruckt sein.« Er entsicherte die Waffe und spannte den Hahn.
    Der Mund des Verkäufers öffnete sich zu einem O, seine Lippen bewegten sich zu Worten, die der Lehrer kaum verstand. » O mein Gott … tut mir furchtbar leid …« Seine weiche, manikürte Hand flog zur Registrierkasse und drückte die Taste, um die Lade zu öffnen. » Bitte, nehmen Sie alles …«
    Doch auch seine andere Hand bewegte sich, und zwar unter den Verkaufstresen – mit Sicherheit zum versteckten Alarmknopf.
    Damit hatte der Lehrer gerechnet. Sein Finger zuckte, die erste Patrone Kaliber .45 knallte wie ein Dynamitstab, die Glasauslage zerschepperte mit ohrenbetäubendem Lärm. Der Angestellte schrie und stolperte, seine zerfetzte Hand umklammernd, nach hinten.
    » Ich bin nicht hier, um etwas mitzunehmen«, erwiderte der Lehrer ruhig. » Ich bin hier, um Ihnen etwas zu geben, wonach Sie Ihr ganzes Leben lang gesucht haben, aber Angst hatten, darum zu bitten – Wiedergutmachung.« Er leerte den Rest des Magazins mitten in die Brust des Verkäufers.
    Ihn mit spastisch zuckenden Gliedern rückwärts schwanken zu sehen, als wäre er von einem riesigen Vorschlaghammer getroffen worden, gehörte für den Lehrer zu den elektrisierendsten und schönsten Momenten seines Lebens.
    Bald würde es noch weitere solcher Momente geben.
    Er lud den Colt mit geübter Schnelligkeit, während er die Treppe hinuntereilte. Als er die Tür erreichte, bemerkte er einen anderen höflichen Angestellten, der neben einem mit Kaschmir gepolsterten Stuhl kauerte. Der Schock saß so tief, dass der zitternde Mann nicht einmal um Hilfe rufen konnte.
    Der Lehrer hielt kurz an, um ihm den Lauf seines Colts gegen die Wange zu drücken. Dann wirbelte er die Waffe in die Luft, fing sie wieder auf und steckte sie in seine Gürteltasche.
    » Du bist heute ein Zeuge der Geschichte.« Der Lehrer tätschelte dem schniefenden Fatzke den Kopf. » Ich beneide dich.«
    Er öffnete die Tür ein Stück, um auf die Straße hinauszuspähen, dann trat er vor den Laden und verschmolz wie bereits zuvor mit den Passanten auf der 72nd Street, ein anonymer Mann in der Menge wie jeder andere auch. Doch er ging auf die andere Straßenseite und winkte dem ersten Taxi, das er sah. Den Fahrer mit Turban wies er an, ihn zum Port Authority Bus Terminal zu bringen, dann lehnte er sich zurück und nahm seinen Palm Treo heraus.
    » Ralph-Lauren-Angestellter« war der erste Punkt, der auf dem Bildschirm erschien. Er löschte ihn aus der Liste und sah auf die Uhr. Die Operation hatte von Anfang bis Ende nur zwei Minuten gedauert, außerdem hatte er gleich ein Taxi ergattert – alles war glatter über die Bühne gegangen als erhofft.
    Er war nicht nur der Lehrer, er war der Meister.

12
    Um neun Uhr morgens rief ich in meinem Büro an, um einen Tag Urlaub einzureichen. Ein weiteres, leicht lösbares Problem. Wenn ein halbes Dutzend kranker Kinder keine persönliche Krise darstellten, was dann? Als Mary Catherine und ich sichergestellt hatten, dass die Truppe durchgezählt und versorgt war, tat ich etwas, was ich seit einer Woche nicht getan hatte: Ich zog mein irisches Vollblut-T-Shirt und eine Sporthose an and machte mich auf zum Joggen.
    Wie üblich, quälte ich mich bis zum Grant’s Tomb an der 122nd Street Ecke Riverside Drive, um dem General meinen Respekt zu zollen. Es hätte an ein Wunder gegrenzt, hätte ich dem schlanken Feldspieler vom Manhattan College geähnelt, der ich einst gewesen war, doch zumindest schaffte ich es, den gesamten Weg über ein gleichmäßiges Tempo beizubehalten.
    Ich bemühte mich, die Zeitungskioske zu umgehen, die mir die Katastrophe des Vorabends ins Gesicht geschrien hätten, und niemand schoss auf mich. Es war bei weitem der schönste Morgen in meiner jüngsten Vergangenheit.
    Wieder zu Hause, begann ich mit dem obersten Punkt auf meiner Aufgabenliste – einen Zahn, den Fiona am Abend zuvor verloren und unter ihr Kissen gelegt hatte, durch einen Ein-Dollar-Schein zu ersetzen. In dem Chaos hatte ich nicht mehr daran gedacht. Die geheimen Aktivitäten der Zahnfee waren wie so viele andere

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