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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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litten.
    Vielleicht gab es auch den einen oder anderen aus der Bande, der sich so wohlfühlte, dass er in die Schule gehen konnte, doch ich war zu beschäftigt, um mich darum zu kümmern. Die Gesunden waren an diesem Morgen auf sich allein gestellt.
    Besonders nach nur ein paar Stunden ruhelosen Schlafs wusste ich nicht, wie viel ich noch ertragen konnte. Deswegen hatte ich schließlich widerwillig Seamus angerufen. Ich hasste es, ihn so früh zu stören, doch nach einem 20-minütigen Kampf gegen die Familienepidemie legte ich allen Anstand ab. Abgesehen davon gehörte auf jedes Schlachtfeld auch ein Priester!
    » Dad?« Jane nahm ein Notizbuch von ihrem Nachttisch, als ich ihr Zimmer betrat. » Ich les dir mal was vor: › Die Seuche verschlimmerte sich. Die Lage war hoffnungslos. Was hatte Michael, der Kopf der Familie Bennett, getan, um dieses Unglück über seine unschuldigen Kinder zu bringen?‹«
    Ich schüttelte meinen schmerzenden Kopf. Mit elf Jahren war Jane die angehende Schriftstellerin der Familie. Sie hatte beschlossen, ihre Auszeit für eine tiefgehende Biografie über die Familie Bennett zu nutzen. Ihr Stil klang, als hätte sie sich gleichermaßen von schäbigen Romanzen und frühreifen Schuldzuweisungen beeinflussen lassen.
    » Das ist hübsch, Jane«, lobte ich sie, schloss jedoch die Augen, als Trent auf der anderen Seite des Flurs nieste und seine Hände am armen Socky abwischte. » Aber warum schreibst du nicht ungefähr so weiter: › Dann hatte ihr Vater die wundervolle Idee einer allerletzten Radikalkur – er legte die Bande allesamt übers Knie!‹«
    Jane runzelte die Stirn. » Tut mir leid, Dad, das glaubt doch niemand.« Sie leckte ihren Zeigefinger an und blätterte die Seite um. » Ich brauche noch ein paar Hintergrundinformationen. Zunächst über Großvater Seamus. Ich dachte, Priester können nicht heiraten. Gab es so etwas wie einen pikanten Skandal?«
    » Nein!«, schrie ich beinahe. » Es gab nicht so etwas wie einen pikanten Skandal. Großvater Seamus wurde erst später Priester, nachdem er Großmutter Eileen verloren hatte. Nachdem er bereits eine Familie gegründet hatte. Kapiert?«
    » Bist du dir sicher, dass das erlaubt ist?«, fragte sie misstrauisch.
    » Ich bin mir sicher«, antwortete ich und zog mich zurück, bevor ihr noch weitere verrückte Ideen einfielen. Jesses, wie der alte Ire sagen würde. Genau das, was ich brauchte – noch eine Reporterin, die versuchte, mich festzunageln.

26
    Mary Catherine schaltete den Herd aus, auf dem gerade die Suppe überkochte. Erstarrt blickte ich auf etwas, das hinter ihr auf dem Küchentisch lag.
    Die Menschen wundern sich, warum sich die New Yorker angesichts der Verbrechensrate und der wahnwitzigen Steuersätze nicht vom Fleck rühren. Einer der unwiderstehlichsten Gründe lag auf meinem Küchentisch: frische Bagels. Mary Catherine hatte etwa ein Dutzend von diesen Dingern besorgt. Der Dampf, der aus der Tüte stieg, verriet, dass sie noch warm waren. Daneben stand ein Papptablett mit zwei großen Kaffeebechern.
    Ich kniff vorsichtig die Augen zusammen. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, jemals wieder fünf Minuten nach dem Aufstehen ein Frühstück zu bekommen. Oder sah ich in meiner Verzweiflung eine Fata Morgana?
    » Seelische Stärkung?«, fragte ich.
    » Und körperliche.« Sie reichte mir einen Becher Kaffee und schenkte mir ein tapferes Lächeln. Als ich in den in Butter getränkten Mohn-Bagel biss, fielen mir die dunklen Schatten unter Marys Augen auf. Sie sah so krank aus, wie ich mich fühlte.
    Warum war sie noch da? Das fragte ich mich zum tausendsten Mal seit ihrer Ankunft. Ich wusste, dass ihr einige meiner viel wohlhabenderen Nachbarn geradezu Blankoschecks angeboten hatten, weil sie bei meinen Kindern hochprofessionelle Arbeit leistete. Kindermädchen waren das große Geschäft in Manhattan. Besondere Anreize wie Spesenkonten, Autos und Sommerurlaub in Europa waren nicht unbekannt. Und die meisten Millionäre hatten Einzelkinder. Ich hätte es Mary nicht übelgenommen, wenn sie des Geldes wegen abgehauen wäre. In Anbetracht des Hungerlohns, den ich ihr zahlte, leistete sie beinahe ehrenamtliche Arbeit für unsere elf armen Seelen.
    Fühlte sie sich in irgendeiner Hinsicht verpflichtet? Ich wusste, dass sie auf Geheiß von Maeves Familie gekommen war, um zu helfen, während Maeve im Sterben lag. Doch jetzt war Maeve tot. Und Mary Catherine war wie alt – sechsundzwanzig, siebenundzwanzig? Sie hatte noch

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