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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ihr ganzes Leben vor sich, um für sich selbst genügend erdrückende Verantwortung zu übernehmen.
    Ich versuchte meine Sorge ihr gegenüber in Worte zu fassen, als die gehfähigen Invaliden in die Küche strömten und sie mit liebevollem Johlen umringten. So krank meine Kinder auch waren, sie waren nicht dumm – sie schätzten Mary Catherine, weil sie tatsächlich wusste, was sie tat. Als Shawna von meinem Rücken krabbelte und sich wie eine Zecke an Marys Bein klammerte, war ich nicht im Geringsten beleidigt.
    Während sie mit den Kindern Witze riss und lachte, bemerkte ich etwas Erstaunliches. So müde Mary Catherine auch aussah, ihre Wangen waren rot, und ihre Augen strahlten eine Entschlossenheit aus, die ihresgleichen suchte. Ich war sprachlos. Sie schien genau dort zu sein, wo sie sein wollte.
    Wieder war ich überwältigt, doch plötzlich auf angenehme Weise. Wie konnte ein Mensch so wunderbar sein?
    Mein kurzer Moment der Begeisterung endete, als mein Großvater Seamus durch die Wohnungstür polterte.
    » Ich habe es gerade vom Küster gehört«, rief er in die volle Küche. » Der Dieb hat wieder zugeschlagen! Ist denn nichts mehr heilig?«
    » Absolut nichts«, bestätigte ich mit gespieltem Missfallen. » Jetzt futter schnell einen Bagel, dann schnapp dir einen Mopp und putz das Badezimmer der Kinder, Monsignore.«

27
    Dank der Ankunft der Kavallerie war ich tatsächlich in der Lage, mich nicht nur zu duschen, sondern auch zu rasieren. Auf dem Weg nach draußen schnappte ich mir noch einen Bagel, diesmal mit Ei, und rannte vor dem Fahrstuhl beinahe meine Nachbarin, Camille Underhill, über den Haufen.
    Unsere große, sogar ziemlich luxuriöse Wohnung war ein Erbe von Maeve, meiner verstorbenen Frau, die für den vorherigen millionenschweren Eigentümer als Krankenschwester gearbeitet hatte. Ms. Underhill, eine leitende Redakteurin beim Magazin W, hatte versucht, unseren Einzug zu verhindern. So war es nicht überraschend, dass eine Einladung zu ihren » Seite sechs«-Cocktailpartys immer noch ausstand.
    Allerdings hatte sie ihr Snobismus nicht davon abgehalten, vor zwei Jahren nachts um drei Uhr an meine Tür zu klopfen, weil sie dachte, sie hätte jemanden auf der Feuerleiter umherschleichen sehen. Stell sich das mal einer vor!
    » Guten Morgen, Camille«, brummte ich über meinem Frühstück. Die elegante Dame schien mich nicht gehört zu haben, sondern drückte erneut den Fahrstuhlknopf.
    Ich war in Versuchung zu fragen, ob sich in letzter Zeit wieder irgendwelche Typen herumgeschlichen hätten. Doch ich hatte schon genug Sorgen und keine Lust auf ein nachbarschaftliches Scharmützel.
    Ich hob die Zeitung auf, die vor meiner Tür lag, ein Vorwand, um nicht mit ihr im Fahrstuhl fahren zu müssen. Es funktionierte hervorragend. Als der Fahrstuhl hielt, huschte sie hinein wie ein geölter Blitz.
    Die Metro Section der New York Times war verknittert, der Leitartikel mit dem Titel » Amoklauf in Manhattan« mit Kugelschreiber eingerahmt. Am Rand stand eine Nachricht meines stets hilfreichen Großvaters Seamus.
    Zur Kenntnisnahme – ich an Deiner Stelle würde mir Sorgen machen.
    Danke, Monsignore, dachte ich und überflog den Artikel, während ich auf den Fahrstuhl wartete. Etwa nach der Hälfte fiel mir mein Bagel aus dem Mund. Der Reporter behauptete, eine » dem Fall nahestehende Quelle« habe bestätigt, der Vorfall auf dem Bahnsteig der U-Bahn und die beiden Morde stünden in direktem Zusammenhang und der Mörder nutze mehrere Waffen und Verkleidungen, um » sich nicht fassen zu lassen«.
    Ich brauchte die Autorenzeile erst gar nicht zu lesen, um zu wissen, dass meine Lieblingsjournalistin, Cathy Calvin, erneut mit ihrem Gift spritzenden Stift zugeschlagen hatte.
    Gütiger Himmel! Nicht schon genug, dass sie Panik verbreiten wollte – warum musste sie immer mich mit hineinziehen? » Eine dem Fall nahestehende Quelle.« Sie hätte genauso gut meinen Namen in riesigen, roten Buchstaben drucken können. Andererseits … es stimmte, dass meine Vermutung in die Richtung ging, die sie beschrieb, doch mit ihr hatte ich darüber kein Sterbenswörtchen geredet.
    Also wer hatte es ihr erzählt? Gab es eine undichte Stelle in unserer Abteilung? Konnte jemand da draußen Gedanken lesen?
    Als der Fahrstuhl auf meinem Stockwerk hielt, stieg ich ein, während ich versuchte, mit der Zeitung die noch immer in der Luft hängende Chanel-No.-5-Wolke zu vertreiben. Wie betäubt verließ ich im Erdgeschoss die

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