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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schwebend, legte er sich auf die Drückbank neben seinem Bett. Er hob das Gewicht beinahe mit links aus der Halterung, ließ es absinken, bis es seine Brust berührte, und streckte anschließend seine Ellbogen nach oben. Mit vorbildlicher Langsamkeit wiederholte er diese Übung zehnmal, bis seine Muskeln vibrierten und Tränen in seine Augen traten.
    Viel besser, dachte er und setzte sich auf. Was für ein wahnsinniger Tag!
    Er befeuchtete einen Lappen, legte ihn sich auf die Stirn und ließ sich zurück auf die Bank sinken. Jetzt war seine Auszeit, in der die anderen aufholen konnten; als wartete er vor der Glotze, bis seine Alten von der Arbeit nach Hause kamen.
    Die Sportübung hatte ihm geholfen, seine innere Anspannung abzubauen, und das feuchte, kühle Tuch verschaffte ihm Linderung. Er ließ die Augen geschlossen. Ein kleines Schläfchen vor dem Essen wäre nett. Erfrischt und bereit für die nächste Phase würde er wieder aufwachen.
    Doch kurz bevor er wegsackte, wurde er von einer Lachsalve und dem lauten, schweren Bass von Rap-Musik aufgeschreckt. Schlagartig richtete er sich auf, rannte wütend zum Fenster und riss den Vorhang beiseite. In dem hell erleuchteten Fenster einer Loftwohnung auf der anderen Straßenseite schoss ein kleiner Asiate Bilder von zwei großen, magersüchtigen weißen Mädchen in langen Röcken. Die Mädchen begannen, wie bescheuert zu dem sinnlosen Lärm des Rappers 50 Cents zu tanzen, der damit prahlte, Zuhälter zu sein.
    Was, zum Teufel, war denn das? Noch bis vor kurzem beherbergte das Gebäude ein Lager, in dem ein ständig besoffener fetter Kerl namens Manny seine Hotdog-Wagen unterstellte. Jetzt hatte sich dort so ein bescheuertes Modestudio eingenistet? Es ging bergab mit diesem Viertel.
    Im ersten Irakkrieg hatte er zu einer Aufklärungseinheit gehört, die mit einer Bazooka-ähnlichen Waffe, einer SMAW, herumexperimentiert hatte. Die SMAW war mit einem neuen, explosiven thermobarischen Geschoss ausgestattet. Die Waffe stieß Mikrosekunden vor der Zündung einen feinen Nebel aus und war dadurch nicht nur in der Lage, Backsteingebäude zu pulverisieren, sondern auch den Sauerstoff innerhalb des Sprengbereichs zu zünden.
    Er hätte alles gegeben, um genau jetzt eine dieser Waffen in seinen Händen halten zu können. Sein Finger zuckte bei der Erinnerung, wie er den Abzug betätigt hatte. In seiner Vorstellungskraft jagte er das Gebäude auf der anderen Straßenseite genauso in die Luft wie diejenigen, die er damals zerstört hatte, und ließ auch jetzt das Dach mehrere Meter in die Höhe fliegen.
    Er verfügte über zahlreiche weitere Waffen – sechs Pistolen, eine Mac-9, eine abgesägte taktische Schrotflinte, einen Colt AR-15 mit einem M203-Granatenwerfer sowie eine Auswahl an Schalldämpfern. Hinter diesen Waffen lagen, ordentlich aufgereiht, die Kartons mit der entsprechenden Munition. Jeweils ein halbes Dutzend Splitter-, Rauch- und Blendgranaten befanden sich unter seinem Arbeitstisch in einem Warenhauskarton, der aussah wie eine übergroße Schachtel mit tödlichen Eiern.
    Aber nein. Zu versuchen, jeden ärgerlichen Dummkopf umzubringen, wäre, als würde er in einen aktiven Vulkan pinkeln. Er musste sich an den Plan halten und die richtigen Menschen töten.
    Er betrat das Zimmer, das er als Büro eingerichtet hatte, setzte sich auf den auf alt getrimmten Stuhl und knipste die Schreibtischlampe mit grünem Schirm an. Jeder Zentimeter der Wand hinter dem Schreibtisch war vollgehängt mit U-Bahn- und Straßenkarten und Fotos von Eingangshallen von Gebäuden und U-Bahn-Stationen. In der Mitte hing ein gerahmtes Poster von Tom Cruise in Top Gun. Weitere Porträts über den Ehrenurkunden zeigten Mark Aurel, Henry David Thoreau und Travis Bickle aus Taxi Driver. Auf dem Schreibtisch lagen abgegriffene Notizbücher, ein Klapprechner und ein Polizeiscanner, der an einen Rekorder angeschlossen war. Der schwere Arbeitstisch daneben sah aus wie auf einem Polizeifoto nach einer Razzia.
    Auf diesem Tisch stand auch das Telefon samt Anrufbeantworter. In letzter Zeit hatte er nur selten die Nachrichten abgehört. Doch jetzt blickte er das Gerät erstaunt an. 36 Anrufe? Das konnte nicht sein.
    Schließlich erinnerte er sich, wo er an diesem Morgen hätte sein sollen. Ja, jetzt ergaben die vielen Nachrichten einen Sinn. Die Verabredung schien, als er sie getroffen hatte, äußerst wichtig gewesen zu sein, war jedoch nach seiner Epiphanie völlig bedeutungslos geworden.
    Dieser

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