Blutstrafe - Thriller
Steuerzahler, der auf den Bus wartete, grinste höhnisch und hielt den Daumen nach unten. » Alles Nieten«, antwortete er. » Meine vierjährige Tochter hätte diesen Kerl schon längst geschnappt.«
» Worauf warten wir also?«, brummte ich den Bildschirm an. » Dann soll doch jemand dieses Kind herholen.« Ich knüllte mein Sandwich-Papier zusammen, zielte damit auf den nörgelnden Wichser und rieb mir kräftig die Augen, während ich mich abwandte.
Ich hatte bereits die Leitlinien und unseren Online-Chat zu Agent Tom Lamb geschickt, um zu sehen, ob die Dokumentationsabteilung des FBI ein paar neue Einblicke gewinnen konnte, doch bis jetzt waren sie mir noch eine Antwort schuldig. Gabrielle Monchecourt, die Stewardess und Kollegin von Martine Broussard, wollte sich die Mitarbeiterfotos der Luftfahrtgesellschaften ansehen. Dadurch hofften wir, dass sie in dem Lehrer einen der Piloten erkannte, den sie auf einer Party gesehen hatte. Doch wir warteten immer noch auf die Fotomappen, während bereits für den nächsten Morgen ihr Flug nach Paris geplant war.
Und falls der Mörder seiner Geschichte treu blieb, würde der Tag nicht nur mit einem Sonnenaufgang beginnen. Die Zeit war ein wesentlicher Faktor, wie meine Lehrerin aus der siebten Klasse, Schwester Dominic, uns oft erinnert hatte.
Dann beschloss ich, meine Strategie von proaktiv zu schonungslos zu ändern. Als Erstes schickte ich zwei Polizisten los, um Mademoiselle Monchecourt abzuholen und zum Kennedy Airport zu bringen. Anschließend rief ich die Sicherheitsabteilungen der verschiedenen Fluggesellschaften an, mit denen ich bereits x-mal telefoniert hatte. Diesmal allerdings machte ich deutlich, dass wir, falls die Fotomappen nicht rechtzeitig zur Verfügung stünden, davon ausgehen würden, dass jemand von ihnen den Mörder schützen wollte, und wir den Betrieb dieser Fluggesellschaft bis zur endgültigen Klärung einstellen würden.
Das funktionierte. Um Mitternacht riefen mich meine Jungs vom Kennedy Airport aus an und berichteten, unsere Zeugin gehe bereits die Fotos durch.
Ich beschloss, einem Zusammenbruch zuvorzukommen und eine Pause einzulegen. Mein Mobiltelefon bleibe eingeschaltet, versicherte ich meinen Kollegen. Dann machte ich mich auf den Weg nach Hause, um nach den Kranken zu sehen.
Ich kam gerade rechtzeitig zu Hause an, um zu beobachten, wie sich Seamus einen Whiskey in einen Kinderplastikbecher einschenkte.
» Schäm dich, Monsignore«, schimpfte ich. » Im Schrank über dem Kühlschrank stehen Erwachsenengläser. Mir kannst du auch einen einschenken, wenn du schon dabei bist.«
» Sehr lustig«, erwiderte Seamus. » Der ist doch gar nicht für mich. Die Kehle von dem armen Ricky ist so rau, dass ich ihm etwas Medizin verabreichen wollte. Nichts geht über warme Milch mit Zucker und einem Schuss Whiskey.«
Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. » Bist du die Altarstufen heruntergefallen?« Ich nahm ihm die Flasche aus der Hand. » Dein kleines Allheilmittel wird uns vors Familiengericht bringen. Ich kann nicht glauben, dass ich das überhaupt extra sagen muss: Kinder bekommen keinen Whiskey!«
» Tja, dann«, wehrte sich Seamus mit verletzter Würde und schnappte sich seinen Mantel. » Spiel du ruhig weiterhin den Narren. Sag Ricky, er soll es wie ein Mann ertragen. Seamus ist raus aus dem Geschäft.«
Widerwillig beschloss ich, lieber nichts zu trinken, und stellte den Whiskey beiseite, bevor ich mich bei meinen Detectives am Kennedy Airport meldete. Die Air-France-Stewardess hatte bereits die Fotomappen von Delta Airlines und Aer Lingus durchgesehen, aber niemanden erkannt.
British Airways sträubte sich immer noch. Sie hatten das Pilotenbuch zwar schon bereitgelegt, warteten aber immer noch auf die endgültige Entscheidung ihres CEO, der irgendwo in den italienischen Alpen seinen Urlaub verbrachte.
» Ja, klar«, sagte ich. » Heute fahren sie alle auf die italienische Seite. St. Moritz ist nicht mehr in. Sagen Sie ihm, wenn wir das nächste Opfer zu beklagen haben, werden wir ihm die Tatortfotos zusammen mit seinem Morgenespresso in seine Suite hinaufschicken.«
Nachdem ich aufgelegt hatte, erteilte ich mir den Befehl, zu bleiben und unter meinem eigenen Dach zu schlafen. Ich ging ins Badezimmer, um mir eine rasche, aber wohltuende Dusche zu gönnen. Doch als ich den Vorhang zurückzog, traf mich beinahe der Schlag.
Meine fünfjährige Tochter Shawna schlief in der Wanne.
» Was machst du hier, mein
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