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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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sie ruhig eingestehen, dass sie vollkommen übergeschnappt war. Am besten, dass sie eine Zeitreise begangen hatte und ihrem Vater vor zwanzig Jahren gegenübergetreten war. Dass der Wahnsinn der Dream Shaper ihren Geist verschlungen hatte.
    Sie schluckte, wich Jaydens Blick aus und starrte durch die Fensterfront. Der Mond blinzelte ihr entgegen.
    „Du hast 36 Stunden geschlafen, nachdem man dich versorgt hat.“
    „Was?“
    „Sie haben ein paar Schnittwunden an deinen Füßen genäht.“
    „Wie bin ich überhaupt hergekommen?“
    „Wenn man im Bett liegt und nichts zu tun hat, bietet der Blick aus dem Fenster den angenehmsten Zeitvertreib. Ich sah dich mit einem Geländewagen vorfahren und hinausfallen.“
    „Oh.“ Dann lag sie also nicht falsch. Nebulös sah sie sich durch die Wüste kurven, auf der vergeblichen Suchenach Dad und Maria. Nach einem Anzeichen für Elias Behausung, bis sie auf die Schotterpiste gestoßen war, immer die Silhouette des Licancabur im Blick. Nevaeh befreite sich aus den letzten Fesseln des Schlafs.
    „Ich habe hier Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt. Dein Haar war ein Albtraum.“ Jayden zuckte entschuldigend mit den Schultern und hielt eine Bürste hoch, an der noch büschelweise Haare hingen.
    Das schlechte Gewissen meldete sich. Ganz im Gegensatz zu ihr hatte Jayden nicht einen Moment an sich gedacht und sich offenbar die ganze Zeit aufopfernd um sie gekümmert. Sie hingegen hatte sich um ihn kaum noch Gedanken gemacht, hatte sogar zeitweise Catalina völlig verdrängt, obwohl sie doch versprochen hatte, sich wenigstens zwei Mal täglich zu melden.
    „Jayden, ich … es tut …“
    „Psst“, machte er.
    „Ich …“
    „Es ist alles okay. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Erzähl mir, was passiert ist.“
    Sie fasste die Geschehnisse in wenigen Sätzen zusammen. Das Wichtigste verschwieg sie: ihre Begegnung mit Dad. Sie wollte sich nicht blamieren. Je länger sie nachdachte, desto mehr kam sie zu dem Ergebnis, dass sie sich etwas eingebildet hatte. Es musste sich um einen anderen Mann gehandelt haben und im Schock über das Geschehen hatte sie sich Dad vorgestellt. Die Gedächtnislücken, die sie nicht füllen konnte, würden nichts daran ändern, dass sie zeitweilig völlig neben sich gewesen sein musste. Es blieb nur die Erklärung, dass Dad ihrem vor Panik gemarterten Hirn entsprang.
    „Im Fernsehen haben sie über das Erdbeben berichtet. Ich bin beinahe umgekommen vor Angst.“
    Zumindest das beruhte nicht auf ihrer Fantasie. „Was ist mit deinem Bein?“
    „Auf dem Weg der Besserung.“
    Sie maß den Rollstuhl neben dem Bett mit den Augen ab; das Gipsbein, das in einer kompliziert anmutenden Vorrichtung steckte.
    „Kannst du damit fliegen?“
    „Erst in ein paar Tagen. Hast du Catalina oder Noah erreicht?“
    Beweg deinen Arsch her, Baby
.
    „Oh Gott!“ Nevaeh schwindelte. Sie schoss mit dem Oberkörper nach vorn, saß kerzengerade im Bett und zitterte am ganzen Körper. Wie hatte sie das vergessen können? In Watte schwebend hatte sie nichts Besseres zu tun, als sich erneut vor ihrer Verantwortung zu drücken, wie ihr gesamtes Leben lang. Sie hätte es wissen müssen, dass ihre Erlebnisse real waren. Sie hätte nur auf ihr Herz zu hören brauchen. Sie hätte sich erinnern müssen!
    „Wo ist mein Handy?“ Ihr eigenes Kreischen klingelte ihr in den Ohren. Sie schluchzte auf. „Schnell!“
    „Ich weiß es nicht, Kleines. Willst du meins benutzen?“
    „Nein, die Nummer … bitte Jayden, ich brauche mein Telefon. Sofort!“
    „Ich werde nach einer Schwester klingeln.“
    Nevaeh sackte in das Kopfkissen, doch im nächsten Augenblick schoss sie wieder empor. Jayden rollte seinen Stuhl zur Seite und gab ihr Platz.
    „Im Schrank liegt frische Wäsche. Ich hoffe, sie passt.“
    „Woher …?“
    „Ich habe eine der Pflegerinnen losgeschickt.“ Jayden grinste.
    „Du bist ein Engel.“ Nevaeh humpelte auf den Wandschrank zu.
    „Was hast du vor?“ Jaydens Stimme klang finster.
    „Ich muss Noah finden.“
    „Verflucht, ich wünschte, ich könnte dich begleiten.“
    Nevaeh nickte. „Pass auf dich auf.“
    Als sie im Korridor den Wagenschlüssel in der Hand drehte, erkannte sie daran die schimmernden Spuren von Blut im Neonlicht.

     
    Die Grabkammer war trotz der Heftigkeit des Bebens unversehrt.
    Elias Herzschlag raste noch immer. Er neigte den Kopf, grub seine Zähne in Crichtons Halsschlagader und trank in tiefen Zügen.
    Wie eine Magmaeruption

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