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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Gottes! Er war der älteste zivilisierte Erdenbewohner! Er war der reichste Mann der Welt! Der Mächtigste, sofern er es hätte sein wollen. Er war Elasippos! Und potz Blitz! Es war verdammt noch mal nicht vonnöten, sich von Menschen in Bedrängnis manövrieren zu lassen. Sollten sie ihr Schicksal allein bewältigen, das musste er ebenfalls.
    Er war gewissenlos!
    Ganz unbestreitbar. Darum hatte er auch Morrison dem Zugriff Varelas entzogen, damit dieser ihn nicht abschlachtete. War es etwa seine Schuld, dass sich der nichtsnutzige Muschkote so eine blödsinnige Geschichte ausgedacht hatte? Sollte er sich jetzt den Schuh dafür anziehen, dass der Kerl ein Blutbad angerichtet hatte? Seine Anweisung hatte nur gelautet, die Expedition zum Scheitern zu bringen. Gewalt war ausdrücklich nicht vorgesehen.
    Er war besessen!
    Elia trat mit Wucht gegen die offenstehende Tür einer antiken Kommode. Das Holz barst, Splitter flogen herum.Oh nein. Bei allen Göttern. Nein! Bis hierher und nicht einen Deut weiter. Elia hetzte den Gang entlang, seine Schritte wurden immer schneller. Er würde es nicht zulassen, sein Verhalten bezüglich der Gebeine seines Sohnes zu rechtfertigen. Des einzigen Wertes, an dem ihm lag, des einzigen Schatzes, der sein Leben bereicherte.
    Seine Selbstzerfleischung war falsch, er war weder gewissenlos noch besessen. Er hatte nicht ahnen können, dass Guerilleros die Wissenschaftler überfallen würden. Ein gefundenes Fressen für Varela. Dass der Coronel Morrison lebend da rausgeholt hatte, war löblich; sein Plan allerdings, ihn nach der Befragung zu beseitigen, hirnlos und überflüssig. Abrupt stoppte Elia seine Schritte.
    So beschränkt war das gar nicht. Der dargestellte Sachverhalt an sich stellte ein glaubwürdiges Geschehen dar. Das mit dem Waffenhandel trübte das Ganze ein wenig, eine verzichtbare Komponente, doch letztlich nicht nachweisbar, nachdem auch die fünf Rebellen ihr Leben lassen mussten. Der Coronel hatte sich ausgemalt, Morrison nach dem Verhör auszulöschen, sodass drei Leichen mit dem Bedauern der Regierung über den unglücklichen Vorfall in die Staaten hätten überführt werden können. Dieses Vorhaben hatte Elia durchkreuzt, indem er aufgetragen hatte, Morrison in seine Obhut zu übergeben.
    Verpflichtete ihn das, Verantwortung zu übernehmen? Und musste dazu diese rothaarige Teufelin seine Gefühle, sein Dasein, seine Welt mit ihrem bloßen Auftauchen pulverisieren? Elia ließ sich mit den Schultern gegen eine Wand sacken. Herrschaftszeiten, er musste zur Besinnung kommen. Er atmete einige Male bei geschlossenen Augen tief ein und aus. So kam er nicht weiter. Er konnte sich aus Selbstmitleid in Fetzen reißen, sich mit Vorwürfen überschütten und sich seine eigene Hölle schaffen. Oder endlich anfangen, einen Weg aus seiner krankhaften Manie zu finden. Feuchtigkeit benetzte seine Wangen. Er fuhr sich durch das Gesicht und starrte auf die glitzernden Tropfen an seinen Fingerspitzen. Weinte er? Flossen Gefühle aus ihm hinaus, denen er seit zwölf Jahrtausenden keinen Weg über Tränen in die Welt gestattet hatte? Er erstarrte in Ungläubigkeit. Erst nach Minuten fand er sich in der Lage, seinen Weg in die Bibliothek fortzusetzen.
    Das elektrische Licht flackerte auf, als Elia den Raum betrat. Er zuckte zusammen. Das Beben hatte zahlreiche Folianten aus den Regalen gestoßen. Großartige Werke, die er einzeln zusammengetragen hatte. Er kniete nieder und legte die Finger auf einen Einband. Der Duft des Leders zog ihm in die Nase und hauchte ihm Wehmut ein. Bücher waren die treuesten Weggesellen. Sie gaben Lüge oder Wahrheit preis, fesselten mit Fantasie, Wissen oder Poesie. Aber sie veränderten sich nicht, sie enttäuschten einen nicht. Und sie ließen einen nicht allein.
    Elia riss sich los und richtete sich wieder auf. Er überstieg umgekippte Kerzenleuchter und herumliegendes Kaminholz. Bilder hingen schief an den Wänden und einige lagen zerstört auf dem Boden. Der Fensterersatz, ein überdimensionaler elektronischer Bilderrahmen, flimmerte. Dennoch nahmen sich die Schäden nicht so katastrophal aus, wie er befürchtet hatte. Er trat auf den Schreibtisch zu, zog den zur Seite gekippten Sessel hoch und glitt hinein.
    Noch ehe er den Kopf in die Hände stürzte, ging sein sechster Sinn auf Wanderschaft.

Los Angeles – Kalifornien
    „N ancy Scott“, wiederholte Noah, nachdem er zu Atem gekommen war. Er betrachtete ihr Profil, die zitternden Lippen. „Was tun Sie

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