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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Kopf. Sie zog an einigen Haarsträhnen, doch sie waren zu verworren, um sich zu lösen. Sie gab auf und stieg aus. Das Auftreten entriss ihr ein Zischen, sie biss die Zähne aufeinander. Unmöglich. Es hatte keinen Sinn, sie konnte nicht laufen. Und in ihrem Gehirn schien sich eine Ameisenkolonie angesiedelt haben. Alles kribbelte und ließ sie schwanken. Sie musste fahrend das Tal des Todes absuchen.
    Nevaeh sackte zurück in den Sitz, schloss die Augen und atmete tief durch. Oh, sie würde herausfinden, was hier ablief. Sie würde diesen verdammen Elia ausfindig machen und ihn zur Rechenschaft ziehen. Sie würde Dad und Maria finden. Sie würde dieses Labyrinth an mysteriösen Geschehnissen meistern und Dad wohlbehalten aus denFängen dieses Verbrechers reißen. Sie würde …
    Noah!
    Beweg deinen Arsch her, Baby
.
    Als Nevaeh das nächste Mal erwachte, brauchte sie mehr Zeit, der zähen Schwärze zu entkommen. Wärme und Weichheit betteten sie in ein Wohlgefühl, das sie festhalten wollte. Sie hielt den Atem an und lauschte in die Stille, die sie schmeichelnd und anheimelnd umgab und nichts gemein hatte mit der Geräuschlosigkeit der Wüste.
    Langsam kristallisierten sich Hintergrundtöne hervor, ganz so lautlos, wie sie zunächst geglaubt hatte, war es nicht. Einmal glaubte sie, das Geräusch eines Rollwagens in der Nähe zu hören, dann das entfernte Knattern eines Mopeds. Die Zivilisation konnte nicht weit entfernt sein, dem Himmel sei Dank. Dieses Mal zogen die Erinnerungen ruhiger durch ihren Geist, riefen keine Rebellion oder Unglauben hervor, sondern flossen gemächlich dahin, als schaute sie einen Film. Mit den Handflächen strich sie über glatten Stoff. Sie lag in einem Bett. Jemand fasste nach ihrer Hand und flüsterte ihr ins Ohr.
    „Alles wird gut, Liebes. Du bist in Sicherheit, im Krankenhaus.“
    Trost umhüllte sie mit einem wollenen Mantel und streichelte ihre Sinne. Jaydens ruhige Stimme schenkte Kraft.
    Nevaeh versuchte sich zu erinnern, wie sie hergekommen war. Sie brütete darüber, was nun schon wieder passiert sein mochte, doch es war viel zu anstrengend, dafür das weiche Nest, in dem sich ihre Gedanken wiegten, zu verlassen. Irgendwann tat sie es doch.
    Sie musste es tatsächlich geschafft haben, nach der vergeblichen Herumkurverei den Wagen aus der Wüste hinauszusteuern und die sechzig Meilen lange Fahrt hinter sich zu bringen. Nachdem sie eingesehen hatte, dass sie nichts verrichten konnte und ihr keine Wahl blieb, als sich auf den Weg nach Calama zu Jayden zu begeben, um sich zu vergewissern, dass wenigstens das nicht ihrer Fantasie entsprang. In Unterwäsche und mit einem Adlerhorst auf dem Kopf. Oh Gott, was mochten die Ärzte und Pfleger gedacht haben? Nevaeh bewegte die Zehen. Sie spürte Verbände, jedoch keinen Schmerz. Ihre Zunge klebte am Gaumen. Sie befeuchtete die Lippen, da drückte sich etwas dagegen.
    „Trink einen Schluck.“
    Sie saugte sich an der Schnabeltasse beinahe fest. Das Wasser trug nur wenig dazu bei, den schalen Geschmack von der Zunge zu spülen.
    „Langsam.“
    Der Schleier, der um ihre Erinnerungen lag, lichtete sich, aber noch hielt sie die Augen geschlossen. Sie wollte Zeit schinden, ehe sie sich den besorgten Blicken stellte und wahrscheinlich zahllose Fragen zu beantworten hatte. Der Gedanke unterlag der vehementen Forderung ihres zweiten Ichs, diese lästige Benommenheit abzuschütteln. Ein Gefühl, das sie warnte, unnötig Zeit zu verlieren, bedrängte sie und warf sie schließlich schonungslos aus dem weichen Nest.
    „Jayden“, presste sie hervor. „Es ist alles wahr, oder?“
    Er zwirbelte sanft eine Haarsträhne um seinen Finger. „Sie wollten sie dir abrasieren. Ich habe sie daran gehindert.“
    „Danke“, wisperte sie.
    „Nicht dafür.“ Jayden presste seinen Mund an ihre Stirn. Die Berührung durchfloss warm und angenehm ihren Geist, sogar ein kleiner Wonneschauder überlief ihre Arme. Als er sich von ihr löste, öffnete sie die Lider.
    „Die Schießerei. Ich bin dir nicht ins Krankenhaus gefolgt, nicht wahr?“
    Ein verwunderter Blick aus seinen graublauen Augen traf sie. Sturmwolken.
    „Nein. Ich habe auch nicht erwartet, dass du klein beigibst. Was hast du aus diesem Pack herausgequetscht?“
    Was sollte sie ihm erzählen? Dass sie mit diesem … diesem Verbrecher schnurstracks ins Bett gestiefelt war? Dass sie sich in eine Anziehpuppe hatte verwandeln lassen, eingelullt von Parfüm-Ölen und überschwellendem Prunk? Ja, sollte

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