Blutsvermächtnis (German Edition)
Sinn. Mommy, Granny und Catalina. Sie sandte ihnen eine Liebesbotschaft und verabschiedete sich innerlich. Sie würde lieber sterben, als sich Fields zu ergeben und ihm die Macht über ihren Geist zu überlassen.
„Steh auf.“ Fields trat einen Schritt zurück.
Ein Hoffnungsfunke leuchtete am Horizont ihrer Sinne. Langsam stützte sie den Oberkörper auf. Sie starrte Fields an, auf seine Bewegungen bedacht. Er rührte sich nicht. Sein dunkles Haar hing wirr in die Stirn und ließ ihn wirken, als wäre er dem Wahnsinn näher als sie noch vor wenigen Minuten. Nevaeh sprang von der Liege und wich bis an das Fenster zurück. Sie wagte einen kurzen Blick, ehe sie Fields erneut fixierte.
„Ich habe einen Fehler gemacht.“
Der Fluchtinstinkt gab ihr keinen Raum, seine Worte zu verarbeiten. Erneut erfasste sie Details von draußen und konzentrierte sich dann wieder auf den Mann, von dem sie weniger als fünf Schritte trennten. Sie hatte den Lieferwagen etwa hundert Yards entfernt auf einer Garagenzufahrt gesehen. Korhonen wartete tatsächlich auf sie. Er unterhielt sich mit den Men in Black.
Ob sie es schaffen würde, das Fenster aufzureißen und um Hilfe zu rufen? Wäre sie schneller als Fields, wenn er auf sie zusprang? Oder sollte sie besser losspurten und hinausrennen? Möglicherweise stand dieser Butler vor der Tür und würde sie aufhalten.
„Ich weiß nicht, wie ich …“, begann Fields.
Sie wagte einen weiteren Blick. Die Hunde liefen jetzt nah am Haus entlang. Schwarze Labradore. Die Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen strahlte Eleganz aus, die dunkeln Augen Friedfertigkeit. Doch Nevaehs Furcht vor Hunden minderte der Eindruck nicht. Sie würde an ihnen vorbeimüssen.
„… am besten beginnen soll.“ Fields kam einen Schritt auf sie zu.
Adrenalin jagte ihr einen Schreck durch den Leib und neben einem heftigen Zusammenzucken klärte es ihre Panik. Sie erkannte mit einem Mal, dass sie sich weniger vor Fields fürchtete als vor den Viechern. Die widersprüchlichen Gefühle ihrer Begegnung in der Halle kehrten zurück und Faszination kristallisierte sich heraus. Sie schluckte. Der Mann hatte sie fast umgebracht – wahrlich faszinierend.
Nevaeh suchte seinen Blick. Seine Miene verriet keine Gefühlsregung, kein Muskel zuckte und seine Augen waren überschattet. Dass er sie nicht am Aufstehen gehindert hatte und reglos verharrte, ließ den winzigen Hoffnungsschimmer weiter keimen. Hatte er sie nicht sogar aufgefordert, aufzustehen? Es musste mittlerweile eine Minute vergangen sein. Innere Stärke baute sich auf und festigte die Gewissheit, dass sie Fields nicht mehr fürchtete – nicht, seit sie den Tod als Alternative akzeptiert hatte. Sie straffte die Schultern.
„Ich werde jetzt gehen.“ Sie hielt die Luft an, während sie mit schnellen Schritten an ihm vorbeipreschte. Würdeer sie im nächsten Augenblick von hinten packen? In Wahrheit bangte ihr mehr davor, nach draußen zu rennen und es auf eine Begegnung mit den schwarzen Teufeln ankommen zu lassen. Sie würde sich lächerlich machen und den mühsam errungenen Vorteil verspielen, machte sie an der Haustür kehrt.
„Warte, Nevaeh.“ Fields sprach so leise, dass sie ihn fast überhörte.
Sie riss die Tür auf und blieb wie angewurzelt stehen. Innerhalb eines Wimpernschlags stand Fields neben ihr.
„Was tun Sie hier, Korhonen?“ Fields Stimme klang barsch.
Nevaeh wich einen Schritt hinter seinen Rücken zurück. Aus den Schatten hinter dem DPA-Mann schälten sich die Umrisse seiner Begleiter.
„Mir dauert das alles zu lange.“
Ruhig atmen. Garantiert wollte Korhonen sie nicht hier herausholen, sein Gesichtsausdruck jagte ihr Angst ein. Sie traute ihm nicht.
„Verschwinden Sie, Korhonen. Unser Geschäft ist abgeschlossen“, zischte Fields.
Niilo Korhonen lachte. „Sie glauben doch nicht, dass ich mich mit den paar billigen Kröten abspeisen lasse?“ Er schnaubte.
„Billige Kröten nennen Sie hundert Millionen, ja?“
Nevaehs leise Hoffnung, dass Fields Verhalten sich wandelte und er sich als Hilfe erwies, starb. Er hatte Korhonen bestochen, um sie in die Hände zu bekommen. Hundert Millionen? Sie rang nach Luft. Erneut schoss ihr Panik in die Adern, dass es vielleicht sogar eine Lüge des korrupten DPA-Leiters sein könnte, dass Agenten Noah aus Chile zurückholen würden. Oh Gott. Sie wusste, dass Noah kein Blatt vor den Mund nahm und die Dinge manchmal zu impulsiv anging, wie sie. Wenn er mit Varela zusammenstoßen würde,
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