Blutsvermächtnis (German Edition)
Ehrenmann: Es wird nicht wieder vorkommen.“
Elia bemühte sich, neben seiner Aussage eine besänftigende Ausstrahlung zu übermitteln. Er ärgerte sich, dass er zu heftig reagiert hatte und keine Informationen aus dem Wissenschaftler herausbekommen hatte. Er sollte reif genug sein, die Angelegenheit weiser und feinfühliger anzugehen. Obwohl es ihm unter den Nägeln brannte, herauszufinden, wer der Informant war, musste er sich am Riemen reißen – es brachte ihm nichts ein, wenn er gewaltsam versuchte, Joshua Gedanken zu entlocken. Der Mann hatte die Wahrheit gesprochen, als er behauptete, den Informanten nicht zu kennen, das hatte Elia gespürt, aber in seiner Wut nicht wahrhaben wollen. Dieses Mal würde er es beherrschter angehen. Solange keine erneute akute Gefahr drohte, gab es keinen Anlass zur Hektik. Mit mehr Hintergrundinformationen würde er der Lösung des Rätsels Schritt für Schritt näher kommen.
Allmählich beruhigte sich Joshuas wild hebender und senkender Brustkorb.
„Und wirklich, vertraut mir. Ihr benötigt den Gipsverband nicht. Crichton?“
Der Butler tauchte aus den Schemen am Rande des Kaminzimmers auf. Er trug ein Tablett mit einer Schere und einer Wasserschüssel. Erhobenen Hauptes ging er auf Morrison zu.
„Wenn Ihr gestattet, Sir?“
Der Angesprochene reagierte zunächst wie paralysiert. Elia trat ein paar Schritte rückwärts. Die Wangen seines Gegenübers nahmen etwas Farbe an. Elia tastete mit seinen Sinnen nach den Wunden, die er seinem Gast geschlagen hatte, und seufzte leise, als er spürte, dass sein neuerlicher Auftritt wie Balsam wirkte und die Neugierde des Wissenschaftlers erneut Oberhand zu gewinnen versprach. Er beobachtete, wie sein Lakai den Verband aufschnitt und Joshua ungläubig seinen erst vor wenigen Tagen eingegipsten Arm betrachtete, ihn vorsichtig bewegte und schließlich in der Schüssel wusch. Elia wartete, bis er Hemd und Manschetten gerichtet und den Frack übergezogen hatte. Ein Schmunzeln legte sich um seine Lippen. Er brauchte nicht einmal seine übersinnlichen Kräfte, um festzustellen, dass Morrison die gewandelte Atmosphäre genoss und sich zunehmend wohlfühlte, als hätte er Angst und Wut mit dem Gipsstaub in der Waschschüssel zurückgelassen. Elias Charisma wirkte wie immer Wunder.
„Darf ich vorschlagen, wir vergessen den Vorfall und kehren an den Punkt bei Abschluss des vorzüglichen Dinners zurück? Ist es recht, dass Crichton Euch noch einen Digestif kredenzt?“
„Wie es Euch beliebt, Sir Spops.“
Elias Lächeln verbreiterte sich. „Bitte nennt mich Elia.“ Bisher gab sich Joshua einigermaßen wortkarg, eingeschnappt vielleicht. „Spielt Ihr Schach, Morrison?“
Ein verwunderter Ausdruck verdunkelte die graugrünen Augen, ließen sie wie einen schattigen Mangrovenwald wirken. Die Antwort beinhaltete den erhofften Wissensdurst. „Ja, weshalb fragt Ihr?“
„Quid pro quo. Lasst uns eine Runde spielen. Für jede Figur, die Ihr schlagt, werde ich Euch eine Eurer Fragen beantworten. Umgekehrt gilt dasselbe.“
„Einverstanden.“
Der Leihwagen rumpelte über die unbefestigte Straße in Richtung Tal des Todes. Bislang war alles problemlos verlaufen, die Einreise nach Chile ohne Hindernisse erfolgt. Am Flughafen hatten sie einen Jeep angemietet und sich unterwegs mit einer Campingausstattung, Lebensmitteln und Getränken versorgt. Es dunkelte bereits, sie würden es nicht mehr schaffen, das Lager bei Tageslicht aufzubauen, aber Nevaeh weigerte sich standhaft, die Nacht in einem Hotel zu verbringen und so hatte er zusätzliche Batterien und drei Kanister Diesel besorgt, damit das Scheinwerferlicht ihnen bei laufendem Motor Licht spendete. Jayden kurbelte das Seitenfenster hoch. Kaum verschwand die Sonne hinter den Berggipfeln, fing es an, kühl zu werden. Nicht lange, und die Temperatur unterschritt den Nullpunkt.
„Ich kann es nach wie vor nicht fassen“, murmelte Nevaeh.
Er war nicht sicher, ob sie eine Antwort erwartete und schwieg. Doch dann rang er sich zu der entscheidenden Nachfrage durch. Er musste einfach herausfinden, was damals geschehen war, wie es sein konnte, dass Jason in seine Rolle geschlüpft war.
„Was ist damals mit Jason vorgefallen?“
Nevaeh blickte starr auf die ausgebreitete Landkarte auf ihren Knien und antwortete nicht. Nach einer Weile gab sie kurze Anweisungen, bis ihr plötzlich ein erstickter Aufschrei entglitt.
„Hier ist es. Halt an.“
Das war also der Ort, an dem das Camp
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