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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Schicksal zu erleiden wie Jenna. Sein Herz krampfte sich zusammen, brachte ihm zu Bewusstsein, wie tief seine Gefühle für Nevaeh nach wie vor wurzelten.
    „Dream Shaper“, kam es leise über seine Lippen, als er sich auf den Sitzplatz neben seiner Verflossenen schob. Ihr eisiger Schreck strahlte ihm bis ins Mark. „Bitte, Kleines, lass uns reden.“
    So hatte er sie stets genannt. Er war fast fertig gewesen mit seinem Studium, als Dad ihm erzählte, was der wahre Grund für den Zusammenbruch der Caballs war. Dream Shaper. Seine Mutter hatte den Tod ihres Nesthäkchens nicht verwunden, sie starb bald nach Janniks Unfall an ihrem Kummer. Dad hatte es einen unbezahlbaren Preis gekostet. Er hatte mit dem Eispickel versucht, seinen Sohn zu retten. Als es ihm endlich gelang, das Eis zu durchbrechen, fischte er über eine Stunde in dem Eisloch herum, aber natürlich war Jannik längst untergegangen. Dads Hände konnten trotz aufwendiger medizinischer Maßnahmen nicht erhalten werden. Man amputierte sie ihm wenige Tage nach dem Begräbnis. Nach Moms Tod geriet er zu einem verbitterten Tyrannen.
    Jason und er, knapp acht Jahre älter als der damals vierjährige Jannik, ersetzten seine fehlenden Gliedmaßen. Sie sammelten Holz in den Wäldern, lernten, mit der Axt umzugehen. Sie fuhren bereits mit dreizehn Vaters Truck, besorgten die Einkäufe und sonstige Erledigungen im Dorf und in der nächstliegenden Stadt. Der Dorfpolizist drückte beide Augen zu. Kein Mensch störte sich daran, dass sie viel zu jung waren, all die Aufgaben zu übernehmen und auch an der Übertretung der Gesetze nahm niemand Anstoß. Auf dem Land tickten die Uhren anders. Das Mitleid schlug hohe Wogen, doch wirkliche Hilfe brachte es ihnen nicht.
    Jason, von jeher leicht exzentrisch veranlagt, entwickelte sich nach der Pubertät immer mehr zu einem Außenseiter. Er bekam keinen vernünftigen Schulabschluss zustande, obwohl es ihm an Intelligenz nicht mangelte. Als Jayden auszog, um an der juristischen Fakultät im 500 Meilen entfernten Helsinki Kriminalistik zu studieren, blieb Jason bei Dad und kümmerte sich um ihn. Sie klebten zusammen wie Pech und Schwefel. Nicht Liebe verband sie, sondern gemeinsamer Hass. Nicht untereinander, sondern auf Nevaeh. Das erfuhr Jayden allerdings erst, als sein Vater sich kurz vor Abschluss des Studiums offenbarte und ihm die Wahrheit über Janniks Unfall erzählte.
    Dieses Mal reagierte Nevaeh nicht hysterisch, sie zischte ihn an und ihre grünen Iriden sprühten Blitze. „Verschwinde auf der Stelle! Ich schreie Zeter und Mordio, falls du nicht gehst.“
    Verdammt, nun war Schluss mit lustig. Er schnappte sich ihre Handgelenke, zog Nevaeh an sich und beugte ihr gleichzeitig den Oberkörper entgegen. Ehe sie sich zu wehren in der Lage befand, nahm er ihr Gesicht zwischen die Hände und zwang sie, ihn anzusehen. Sie erstarrte, versuchte, sich zu entwinden, aber ihre Kraft reichte bei Weitem nicht an seine heran. Wie gern hätte er sie geküsst, ihren Geschmack gekostet, ihre warme Weichheit genossen anstatt der verhärteten Striche, zu denen sie die Lippen zusammenpresste. „Wenn du das versuchst, wirst du nie etwas über deine Gabe herausfinden und die Chance verspielen, deinen Bruder wiederzusehen. Also, wirst du mir zuhören?“ Er ließ Nevaeh langsam los, als sie zaghaft nickte.
    Heilige Maria, er brauchte bis Argentinien, bis er endlich den Eindruck gewann, dass sie anfing, ihm zu glauben, dass er einen Zwillingsbruder hatte, der in seine Rolle geschlüpft war. Ihr Misstrauen lag in allen Gesten, es stand in jedem Ton zwischen ihnen und er durfte ihr keinesfalls schon jetzt seine damaligen Motive erklären, ihr Sachverhalte offenbaren, die sie in ihren Grundfesten zu erschüttern drohten. Doch zumindest gelang es ihm, dass sie einigermaßen ruhig in seiner Nähe blieb, während er die Kollegen seiner Abteilung beim DPA beauftragte, herauszufinden, ob die chilenischen Behörden sie überhaupt einreisen lassen würden oder sie Gefahr liefe, direkt am Zoll verhaftet zu werden.
    7 Wenn einer nicht hören will,
ist alles reden umsonst.

Atacamawüste, Chile
    „I hr könnt den Gips ablegen. Ihr werdet ihn nicht mehr benötigen, es sei denn, Ihr beabsichtigt, ihn mir über den Schädel zu ziehen.“
    Joshua Morrison wich vor Elia zurück. Sein Gesicht sprach noch immer Bände voller Panik.
    „Ich möchte mich demütigst für meine Überreaktion entschuldigen. Ich hätte Euch nicht anfassen dürfen. Mein Wort als

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