Blutsvermächtnis (German Edition)
von ihrer Haut, mehr von diesem unglaublichen Kribbeln, und er würde gnadenlos über sie herfallen, sie in seinen Wagen zerren und …
„Ich hoffe, ich werde Ihnen Satan persönlich auf den Balg hetzen.“
Nevaehs Worte straften ihre Taten Lügen. Ihre Hände schlangen sich besitzergreifend um seinen Nacken undzogen ihn zu sich heran. Sie presste ihm die Lippen auf den Mund, lockte seine Zunge, in einen rasanten Tanz zu verfallen. Gott, sie schmeckte wie der Himmel. Der Kuss brannte wie die Hölle. Seine Nervenbahnen drohten zu explodieren. Er wusste nicht, woher er die Beherrschung nahm, ihren Kuss ohne durchzudrehen zu erwidern.
Nach einer gefühlten Ewigkeit gab Nevaeh ihn frei. Viel zu früh. Er wollte nicht, dass sie aufhörte, und hielt sein psychisches Regiment aufrecht in der Hoffnung, die Willenlosigkeit hielte sie weiterhin gefangen und seine Ausstrahlung entlockte ihr einen weiteren Überfall. Nevaeh entglitt seiner Fesselung, ihr Wille löste sich von ihm und strebte nach Freiheit. Ein unnachgiebiges Zerren ihres Seins, dem er sich nicht widersetzen konnte, wollte er ihr keinen Schaden zufügen. Und das war das Letzte, das er beabsichtigte. Elia ließ ihren Geist los, nahm die Sonnenbrille ab und fing ihren verwirrten Blick ein.
„Sagte ich bereits, dass ich das Spiel mit dem Teufel und dem Feuer liebe?“ Ein letztes Mal labte er sich an den sanft abklingenden Gefühlen, dann trat er einen Schritt nach hinten. Mit demonstrativer Ernsthaftigkeit und Überzeugungswillen versuchte er, sie zu verleiten, mit ihm zu kommen – bevor die Paralyse vollständig von ihr abfiel.
„Nevaeh, bitte vertrauen Sie mir. Würden Sie gestatten, dass ich Sie in mein Heim einlade? Ich verspreche, dass Sie jederzeit gehen können.“
Nevaeh blickte ihn ausdruckslos an. Zu gern hätte er gewusst, welche Gedanken ihr im Kopf umhergingen, doch er hütete sich, ihr erneut mit seinen Fähigkeiten zu nahe zu treten. Irgendetwas beschwor ihn, dass er das nicht durfte. Dass sie es verdiente, ebenbürtig behandelt zu werden, ohne seiner Einflussnahme zu unterliegen. Er wollte nicht, dass sie ehrfurchtsvoll vor ihm kapitulierte, sondern wünschte sich, dass sie ihn auf ehrliche Weise zu schätzen lernte. Unsicherheit befiel ihn, ob er das zu leisten imstande war. In ihrer Welt war er, gäbe er sich normal, nur ein Mann unter vielen. Sie ahnte nicht einmal, wer er wirklich war. Konnte er es fertigbringen, ihr seine Andersartigkeit vorzuenthalten? Würde allein die erotische Anziehungskraft ihre Wirkung entfalten? Nie hatte er sich ausschließlich darauf verlassen müssen; sich überhaupt eine entsprechende Frage zu stellen brauchen. Beinahe hätte es sein Mitleid gegenüber normalen Männern geweckt, aber sein Stolz bremste ihn rechtzeitig.
In Bezug auf sein Wesen war es vielleicht besser, ihr gleich zu Anfang einen Schock zu verpassen und abzuwarten, wie sie reagierte. Es hatte Beziehungen zu Frauen gegeben, die mit der Wahrheit umzugehen wussten. Wenige, aber immerhin. Mit keiner war er auf Dauer glücklich geworden. Entweder hatten sie es nicht verkraftet oder sich als hinterlistig herausgestellt, seine Talente selbstsüchtig zu ihrem Vorteil einsetzen wollend. Oder er hatte Zweifel bekommen, dass diejenige Isi annähernd das Wasser reichte und sich dagegen gesträubt, sie Kraft seines Blutes am Altern zu hindern. So gingen einige Gefährtinnen dahin, folgten dem Lauf des Lebens und er war wieder allein zurückgeblieben. Seit einem erneuten halben Jahrtausend. Eine Sehnsucht, diesem Zustand ein Ende zu setzen, verdichtete sich zu zwingender Passion. Da Nevaeh noch immer nicht antwortete, warf er seinen Joker hinterher.
„Ich werde Sie zu Ihrem Vater führen.“
Das grenzte an Nötigung. Es war ihm nicht erst bewusst, als Nevaeh keuchte und ihre Augen sich in ungläubigem Entsetzen weiteten. „Bitte fürchten Sie sich nicht, Nevaeh. Folgen Sie mir.“
Crichton steuerte den Wagen zurück in Richtung Tal des Todes. Währenddessen wirbelten Elia zahllose Fragen durch den Kopf. Grundlegende Tatsachen seiner Existenz schossen ihm in den Sinn, an die er seit Äonen nicht gedacht hatte. Er hatte Nevaeh mit seinem Joker keine Wahl gelassen. Sie war nicht einmal fähig gewesen, ihm zu antworten und er wusste, dass sie noch zu sehr unter seiner Einflussnahme stand, um normal zu reagieren. Aber hatte er ahnen können, wie anders ein menschlicher Geist reagierte, der sich aus eigener Kraft seiner Einflussnahme zu entziehen
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