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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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versuchte? Er hatte das nie zuvor erlebt, ahnte nicht, dass sie nur langsam und schwer aus der Paralyse auftauchen würde. Als er spürte, dass die Nachwirkungen noch in ihr tobten, hatte er die Wagentür geöffnet und sie an der Hand mit sich gezogen. Sie folgte zwar ohne Gegenwehr, aber als freiwillig hätte er das dennoch nicht reinen Gewissens bezeichnet.
    Elia verspürte ungeheure Erleichterung, als sie ihn endlich mit klarem Blick musterte.
    „Darf ich wenigstens erfahren, wohin wir fahren?“
    Er lächelte, glaubte, dass man das Rumpeln hören musste, das die von seinem Herzen fallenden Felsbrocken verursachten.
    „In die Atacamawüste, ganz in die Nähe des Camp-Standortes.“
    „Ich dachte mir, dass Sie dort in der Nähe zelten.“
    Er lachte leise und überließ sie ihren Grübeleien. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und die Verlockung, mit dem Finger über die weiche Haut zu fahren, ihre Hand zu ergreifen und mit Küssen zu überdecken, zerrte an seiner Beherrschung. Nur die Furcht, sie zu verschrecken, in ihren Augen die Panik eines Rehs, das seinem Jäger gegenübersteht, zu erblicken, hielt ihn ab. Er hatte bereits einen gravierenden Fehler begangen – und würde sich hüten, einen weiteren zu riskieren. Diese Frau musste er auf natürlichem Wege erobern. Zum ersten Mal in seinem Leben, war das zu glauben? Da musste er erst 12.413 Jahre alt werden.
    Das Zugehörigkeitsgefühl wuchs mit jeder Sekunde, die Nevaeh neben ihm weilte. Wie sie mit einer Strähne ihres Haars spielte, den Mund zu einer Schnute verzog, während sie mit den Zähnen an der Lippe knabberte – wie sie mit der Zungenspitze darüber fuhr und heißer Glanz sich auf das volle Rot legte. Bei allen Göttern, sie sollte damit aufhören. Auf der Stelle. Ihm wurde ganz anders, als sich sündhafte Bilder an seine geschlossenen Lider malten, die seine Hose zu eng werden ließen. Er schaffte es nicht, ein kaum vernehmbares Seufzen zu unterdrücken, sie hörte es. Sie sah ihn an, als wüsste sie haargenau, was in ihm vorging. War da gar ein Lächeln um ihre Mundwinkel gezuckt, ehe sie den Kopf senkte?
    Elia holte tief Luft und schloss die Augen, bis sich die Wallung seines Blutes halbwegs beruhigte.
    Plötzlich durchfloss Bedauern sämtliche Fasern seines Seins, dass er ihr eine Zusage gemacht hatte, die unmöglich einzuhalten war. Sie würde nicht gehen können, so oder so. Nicht, wenn er sein Versprechen hielt. Er würde weder Joshua Morrison noch seine Tochter zurück in die Welt lassen können, ohne sein Dasein in Gefahr zu bringen. Sein Reich, seine Existenz. Die Gebeine seines Sohnes. Er musste den Verstand verloren haben. Wie konnte er bei einem Haus voller Domestiken glauben, auf Dauer geheim halten zu können, dass Nevaeh und Joshua sich bei ihm aufhielten? Wie konnte er annehmen, dass die Existenz seines Reiches im Geheimen bliebe?
    Er würde keinen der Menschen, die nun bei ihm weilten, jemals wieder gehen lassen können. So sah die Wahrheit aus. Und Nevaeh und er würden ein glückliches Paar werden. War es nicht das, was er voller Inbrunst ersehnte? Sie an seine Seite zu binden, ihre Nähe zu gewinnen, ihren Körper zu verschlingen?
    Beim Barte des Propheten! Doch nicht auf diese Art und Weise. Er hatte es nicht nötig, sich eine Gefangene zuzulegen. Erst recht keinen ganzen Stall voll. Elia suchte vergeblich nach der Erhabenheit seiner Rasse, nach den Vorzügen und Talenten seiner Abstammung. Er hatte sich zu einer inakzeptablen Handlungsweise hinreißen lassen. Ausschließlich geleitet von seinen Gefühlen, vom Überkochen lüsterner Begierde, ohne Überlegung. Diese kleine rote Hexe brachte seinen sorgsam gepflegten Nimbus gehörig durcheinander.
    Elia ging geistig auf Abstand. Auch körperlich rückte er einige Inches von Nevaeh ab.
    Obwohl er der einzige überlebende Abkömmling seiner Spezies war und es demnach niemanden interessieren mochte, machte er seinen Wurzeln keine Ehre, indem er sich über jegliche Vernunft hinwegsetzte. Sein Volk war ein Geschlecht von Kriegern gewesen, allerdings führten sie ihre Feldzüge bereits vor Ewigkeiten mit festen Werten und Regeln, die man erst Jahrtausende danach als „Humanität“ in den Wortschatz der Homo sapiens aufnahm. Sie töteten nicht, außer zur Selbstverteidigung. Sie unterwarfen die fremden Stämme mit Geschick und Wissen, brachten Zivilisation, Ordnung und Wohlstand. Dafür profitierten sie von den Gaben, die man ihnen entgegenbrachte. Von den Blutgaben ihrer

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