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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Klarheit erst wieder Einzug, als Spops seine Hand zurückzog, der unterbrochene Körperkontakt das Band zerriss. Dennoch fand sie sich unfähig, an ihre Forderungen anzuknüpfen. Verzweiflung nahm sie in die Fänge, sie verstand nicht, was in ihr vorging. Die unerklärliche Reaktion ihres Körpers brachte sie vollends aus der Fassung. Ihr Leib glühte, jede Faser schrie danach, sich wieder an ihn zu schmiegen, erneut von dem Fieber seiner Berührung ergriffen zu werden. Dieses Mal wollte es ihr sogar mit zu Boden gerichtetem Augenmerk nicht gelingen, ihr Gleichgewicht zurückzuerlangen. Selbst als sie Jaydens verschleierten Blick auffing, er den Arm nach ihr ausstreckte und sie seine Finger drückte, gelang es nicht, das Schwanken des Fußbodens zu unterdrücken. Neben der Trage, weiterhin Jaydens Arm streichelnd, trat sie die Flucht aus dem Restaurant an, doch sie spürte Spops Präsenz in ihrem Rücken. Als würden seine Augen Löcher in sie hineinbrennen und mit der Hitze ihre Kehle in eine Wüste wandeln, um nur den einen Wunsch offen zu lassen – sich umzudrehen und in seine Arme zu sinken, damit er sie festhielte und sein feuchter Kuss ihren Durst stillte.
    Jaydens Mund formte unter der Sauerstoffmaske unverständliche Worte. Sie strich ihm das schweißnasse Haar aus der Stirn. Endlich fand sie die Sprache zurück, als wäre sie ein verloren gegangenes Requisit aus uralten Zeiten. Genau so klang ihre Stimme: hohl, dumpf, alt, zerbrechlich.
    „Darf ich ihn im Krankenwagen begleiten?“
    „Wir werden Ihren Freund im Hubschrauber nach Calama fliegen. Leider ist an Bord nicht ausreichend Platz.“
    Langsam hielt Nevaehs Fassung Rückkehr. „Dann werde ich mit dem Wagen nachkommen. Wo finde ich das Krankenhaus?“
    Der Rettungsassistent zog ein Stück Papier aus der Tasche und kritzelte ihr die Adresse auf, die er leise murmelnd vor sich hinsprach.
    „Würden Sie bitte auch die Telefonnummer notieren?“
    Er nickte und Nevaeh übertrug die Daten mit zittrigen Fingern in ihr Handy. In der Ferne hob das dröhnende Wummern von Hubschrauberrotoren an und kam schnell näher. Ein roter Helikopter setzte auf dem Feld gegenüber dem Restaurant zur Landung an. Erst im letzten Augenblick, die Helfer hatten die Trage bereits erhoben, überfiel sie schlagartig der Gedanke an den Autoschlüssel.
    „Moment“, krächzte sie. Das Sprechen fiel ihr noch immer schwer. Sie beugte sich über Jayden, hauchte „Entschuldigung“ auf seine zitternden Lippen und kramte in seiner Hosentasche. Erleichtert ertastete sie Metall und zog das Schlüsselbund heraus. In allerletzter Sekunde siegte ihr Optimismus, Widerstand bahnte sich eine halsbrecherische Welle durch ihr Innerstes. Sie drückte Jayden einen sanften Kuss auf die Stirn. „Halt die Ohren steif, Liebster. Ich bin bald bei dir.“
    Sie betete, dass ihre Stimme laut genug war, dass Spops die Aussage trotz des Dröhnens der Rotoren mitbekommen hatte. Er sollte bloß nicht glauben, dass er sie erneut auf unverschämte Weise mit einem Kuss überrumpeln oder in anderer Weise beeindrucken konnte. Jayden jedenfalls dankte ihr die Worte mit einem Strahlen in den Augen, das ihr umgehend ein schlechtes Gewissen einjagte. Autsch! Sie hatte ihm doch keine falschen Hoffnungen vermitteln wollen. Ihr gelang ein innerlicher Fluch für ihre verdammte Impulsivität. Das war allerdings wenigstenswieder die Nevaeh, die sie kannte.

     
    Elia starrte auf Nevaehs Rücken. Diese zierliche Person gebärdete sich störrischer als ein Maulesel. Allerdings übte sie dennoch eine Faszination aus, als saugte ihn ein mächtiger Hurrican in seinen Mittelpunkt. Nun, diese Erkenntnis war nicht neu, bereits als die Expedition noch in der Wüste weilte, hatte sich ihre Anziehungskraft auf ihn ausgewirkt. Aber nicht in dieser geballten Form. Vielleicht – hätte er sich nicht nur den Spaß gegönnt, ihr Starren zu erwidern und sich die Mühe gemacht, sie nicht allein nach lasterhaft geprägten Gesichtspunkten zu mustern. Allerdings waren seine Gedanken auch im Nachhinein noch zu häufig und zu intensiv um diese Frau gekreist.
    Er griff in die Jackentasche und zog das Etui mit seiner Sonnenbrille heraus. Ihre Blicke suchten zu tiefgründig nach verräterischem Glitzern in seinen Augen. Seiner Selbstbeherrschung, die ihn normalerweise zuverlässig jeden Muskel unter Kontrolle halten ließ, mochte er im Augenblick nicht trauen. Er bestätigte sich, was er ohnehin wusste: Die Tochter des Wissenschaftlers konnte

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