Blutsvermächtnis (German Edition)
Wagenschlüssel. Nevaeh wollte sich auf ihn stürzen, ihn hindern, egal, was er vorhatte, doch in diesem Augenblick ertönte ein schrilles Klingeln. Sie schrak heftig zusammen. Joshua zuckte ebenfalls zurück. Ein Handy klingelte unaufhörlich.
„Mylady bringen … oft gekli…“
Wie in Zeitlupe beobachtete Nevaeh, wie Dad Maria abtastete, bis er das Telefon fand. Ihr Handy. Er richtete sich auf und warf es Nevaeh ins Fahrzeuginnere entgegen. Reflexartig fing sie es auf.
„Geh ran. Wer es auch ist, ruf gottverdammte Hilfe, damit du dich in Sicherheit bringen kannst!“
Nevaeh kam es vor, als reagierte sie erneut wie ein Roboter. Ein ungutes Gefühl lähmte ihre Bewegungen, ließ sie sich innerlich winden, als wäre es eine Vorhersehung, die sie aufhalten wollte. Sie klappte das Gerät auf, drückte die Annahmetaste, führte es an ihr Ohr. Kein Laut verließ ihre Lippen. Sie wollte schreien, kreischen, heulen, um Beistand betteln.
„Nevaeh?“
Die Stimme lähmte ihren Verstand vollends. Durch tränenverschleierten Blick nahm sie wahr, wie Dad Maria das Handgelenk an den Mund hielt, ihr von seinem Blut einträufelte.
„Ich weiß, dass jemand dran ist. Bist du es, Nevaeh?“
Entsetzen gefror ihre Glieder. Sie stöhnte auf.
„Ich habe Noah! Ich erwarte, dass du umgehend in L. A. erscheinst und dich mir stellst.“
Was tat Dad da? Was redete Jason? Nevaeh kniff die Augen zu. Ein Albtraum. Nichts von dem, was passierte, konnte der Realität entsprechen.
„Ich werde dir jetzt die Ausfahrt öffnen, Sternchen.“
Kochende, pulsierende Lava kroch durch ihre Adern. Hitzeschauder reichten eisiger Kälte die Hand. Hinter sich hörte sie Geräusche, die im Nebel ihrer Benommenheit verschwammen.
„Nevaeh? Verdammt, sag etwas! Wenn du nicht augenblicklich antwortest, werde ich Noah töten.“ Weitere Sekunden verstrichen. „Ja… Jason“, presste sie hervor.
Ein höhnisches Lachen antwortete ihr. „Du weißt es also, ja? Umso besser. Beweg deinen Arsch her, Baby.“
Die Stille aus dem Gerät schwoll zu unerträglicher Pein. Jason hatte aufgelegt. Der Schock ging wie ein Hagelsturm auf Nevaeh nieder. Ihre Arme und Beine zitterten unkontrolliert.
15 Musical von Andrew Lloyd Webber
16 Musikstück aus „Love Never Dies“
17 Ich schaffe es.
18 (Sie sind auf einer) Versammlung in der Küche.
19 Ich weiß!
20 rechts
Los Angeles – Kalifornien
D er Maskierte schob sich wie eine Flutwelle auf Noah zu. Brausende Gischt schlug über ihm zusammen, als der Mann sich vorbeidrängte, seine Kapuze tief in das Gesicht gezogen. Er rückte die schwarze Sonnenbrille zurecht. Ihre Schultern berührten sich und sein Duft zog Noah in die Nase. Die Erkenntnis verpasste ihm einen brutalen Schlag in die Magengrube und ließ ihn taumeln.
„Wag es nicht, dich von der Stelle zu rühren.“
Selbst ohne diesen Befehl wäre Noah unfähig gewesen, einen Finger zu krümmen. Zu katastrophal eroberte die Fassungslosigkeit seine Glieder, nagelte seine Füße am Boden fest und umnebelte seinen Verstand. Hilflos sah er mit an, wie Jayden das Tor öffnete, seinen Wagen in die Garage fuhr und in aller Seelenruhe zum Haus zurückkam. Jayden! Nein, unmöglich!
„Saubermachen!“
Gegen seinen Willen beugte sich Noahs Rücken, seine Hand griff nach dem am Boden liegenden Tuch. Sein Magen drehte sich, als er den Blutfleck an der Haustür beseitigte, doch nicht allein deshalb. Konnten böse Mächte so viel Zufall gleichzeitig walten lassen? Der Geruch. Jaydens Geruch. Die Manie gegen jede Art von Unreinheit.
„Komm rein und schließ die Tür.“
Auch diese Anweisung befolgte Noah, ehe er dem Vermummten wie eine Büroklammer hinter einem Magneten hergezogen in das Wohnzimmer folgte. Etwas wie ein Bann fiel von ihm ab und er fand sich wieder in der Lage, zu sprechen.
„Wo ist Catalina? Was ist das für ein Spielchen?“
„Hat dir meine Vision in deinen hübschen Schädel nicht gezeigt, was sich zugetragen hat, Darling?“ Ein höhnisches Lachen dröhnte durch den Raum.
Vision? Woher wusste der Kerl von den Bildern, die sich in seinem Kopf abgespielt hatten? Noch immer klammerte Noah sich mit Gewalt an die Hoffnung, einer Täuschung erlegen zu sein. Das konnte unmöglich Jayden sein. Er suchte nach den Gesichtszügen seines Gegenübers im Schatten unter der Kapuze. Nicht nur sein Geruch, auch seine Bewegungen signalisierten, dass er seinen Partner vor sich hatte. Noahs Verstand hämmerte die Erkenntnis mit jedem Pulsschlag in
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