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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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brachte ihn in die Gegenwart zurück.
    Er sah, dass die Flammen im Kamin erneut zu erlöschen drohten. Mühsam hievte er sich mithilfe seines Stocks und der Sessellehne hoch. Aus einem Korb nahm er ein Holzscheit und legte es mit der Feuerzange sorgfältig nach. Dann bedeckte er es mit Spänen und schürte die Glut.
    Das Feuer gewann schnell wieder an Kraft.

    Es war eine schwierige Entscheidung.
    Angela Fedelis Reaktion hatte sie aus dem Konzept gebracht.
    Nun gab es zwei Möglichkeiten: es Alfredo Prestipino sofort zu sagen oder noch abzuwarten. Es war neun Uhr abends, und sie debattierten immer noch im Büro des Colonnello darüber.
    »Vielleicht sollten wir noch ein zweites Mal versuchen, sie zu überzeugen«, schlug Trimarchi am Ende mutlos vor.
    Ich geh da nicht wieder hin, dachte Foti. Nur auf ausdrücklichen Befehl, schließlich bin ich Soldat …
    Ferrara stimmte Trimarchi zu.
    »Ich werde selbst hingehen, morgen in aller Frühe«, erbot sich der Colonnello.
    »Ich denke wirklich, dass es noch einen Versuch wert ist«, meinte Ferrara.
    Umso besser, dachte Foti und entspannte sich sichtlich. »Aber was sagen wir ihrem Mann?«, fragte er laut.
    »Ich werde mit ihm reden«, antwortete Ferrara. »Ich sage ihm, dass wir noch auf grünes Licht aus Rom warten und der Vorgang seine Zeit braucht.«
    »Und was seine Frau angeht? Sicher wird er nach ihr fragen«, beharrte Foti.
    »Ich werde ihm sagen, dass einer von uns sie morgen früh aufsucht und mit ihr spricht.«
    Die anderen waren einverstanden.
    »Gut. Dann erzähl du uns jetzt, Foti, was du über Rocco Cannizzaro herausgefunden hast«, forderte Trimarchi den Capitano auf. Erleichtert, dass er nicht noch einmal zu Angela Fedeli musste, listete dieser die gesammelten Daten auf.
    Rocco Cannizzaro war am 2. Januar 1921 geboren und laut Einwohnerverzeichnis am 21. Mai 1955 in die VereinigtenStaaten ausgewandert. 1940 hatte er Serafina Prestipino geheiratet, die ihm ein Jahr später eine Tochter namens Elisabetta geboren hatte. Diese Tochter war kurz nach ihrem vierten Geburtstag gestorben. 1956 in New York wurde Luigi geboren, der einzige Sohn. Serafina Prestipino war eine Schwester von Carmelo Prestipino, Alfredos Vater, der zusammen mit seiner Frau in jungen Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Rocco Cannizzaro hatte vor seiner Emigration im Verdacht gestanden, einen Viehzüchter aus Rache ermordet zu haben, weil dieser ihm zwei Kühe gestohlen hatte. Viehraub war in den Fünfzigerjahren weit verbreitet gewesen. Doch in diesem Fall hatte man aus Mangel an Beweisen keinen Prozess gegen den mutmaßlichen Dieb anstrengen können.
    »Gut. Wir sollten eine Kopie dieses Berichts an den Leiter des FBI in New York schicken. Das ist für die Kollegen dort ebenfalls eine Bestätigung«, meinte Trimarchi abschließend.
    Ob es nun daran lag, dass sie so damit beschäftigt waren, eine Lösung für das Problem Prestipino zu finden, oder an ihrer Müdigkeit, jedenfalls fiel niemandem auf, dass der Leiter des SCO fehlte. Stefano Carracci war am späten Nachmittag zur DIA zurückgekehrt und ging zu diesem Zeitpunkt in einem anderen Raum das Verzeichnis des gesamten auf Russos Gutshof beschlagnahmten Materials durch: Terminkalender, Buchungsunterlagen, Unternehmenspapiere, Bewerbungen um öffentliche Ausschreibungen, auch im Gesundheitssektor, Reiseunterlagen …
    Es waren mehrere bis obenhin gefüllte Kisten.

    Alfredo Prestipino reagierte verwirrt auf Ferraras Worte.
    Der Commissario hatte ihn in der Einzimmerwohnungaufgesucht, die in einem Flügel des DIA -Gebäudes für den vorübergehenden Gewahrsam von Kollaborateuren der Justiz zur Verfügung stand. Die festgenommenen Mafiosi dagegen waren am Nachmittag teils in das Gefängnis von Reggio Calabria und teils in das von Palmi überführt worden.
    »Commissario, wenn meine Frau und meine Tochter nicht mit mir kommen, wird nichts aus dem Ganzen. Ich widerrufe meine Aussage, alles, was ich Ihnen erzählt habe – das können Sie schon mal dem Staatsanwalt ausrichten«, verkündete er trotz seines angsterfüllten Blicks mit Entschiedenheit.
    »Überstürzen Sie nichts, es wird sich alles klären. Haben Sie ein wenig Geduld.«
    Doch Alfredo Prestipino hörte ihm schon nicht mehr zu.

    Den Rest des Tages über erhielt Diego keinen Besuch mehr.
    Außer der Ziegenmilch hatten ihm seine Bewacher nichts anderes gebracht, und er hatte auch keine Stimmen mehr gehört. Seine einzige Gesellschaft waren gelegentliches

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