Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
Vom Netzwerk:
gerötet und ihre Fingernägel zwar gepflegt, aber nicht lackiert waren. Obwohl er gerade, gefolgt von Bernardi, gehen wollte, kehrte er noch einmal um.
    »Ach, Miss, sagen Sie, haben Sie bei Ihrem Onkel gearbeitet?«, fragte er.
    »Nein, ich bin Studentin. Im letzten Jahr, ich mache bald Examen.«
    »Welches Fach?«
    »Ich studiere Jura an der Columbia Law School.«
    Während die beiden Detectives davongingen, bückte sie sich und holte ihr Handy aus ihrem Rucksack, das mit der Melodie von My heart will go on von Celine Dion klingelte, dem Titelsong aus dem Film Titanic . Reynolds und Bernardi hörten noch, wie sie sich meldete: »Schatz, ein Glück, dass du anrufst!«
    Ihr Gesicht hatte nun eindeutig mehr Farbe.

    Inzwischen war es vier Uhr nachmittags.
    Die beiden Detectives beschlossen, einen Kaffee trinken zu gehen. Die Sonne spendete immer noch eine angenehme Wärme. Kaum zu glauben, dass es schon November war.
    »Diese milde Luft, Mike! Dabei hatten wir gestern den reinsten Weltuntergang«, bemerkte Reynolds und stapfte durch die Haufen von trockenem Laub, die das Pflaster bedeckten.
    Die Nachricht von den Morden hatte sich bereits verbreitet, und draußen auf dem Gehsteig warteten ein paar Journalisten und Fotografen. Die Detectives ignorierten sie, bogen in die Madison Avenue ab und betraten die erstbeste Snackbar, wo sie zwei Kaffee bestellten. Während sie vor sich hin schlürften, sagte Bernardi: »Ein derartiges Massaker hat es in unserem Revier noch nie gegeben.«
    »Wirklich eine üble Geschichte, mit der wir es da zu tun haben. Schrecklicher Anblick, diese entstellten Gesichter. Und bloß ein einziger Hinweis, der den Mord von gestern Abend betrifft … Der Wohnungsinhaber ein unbeschriebenes Blatt … Hoffen wir, dass die Spurensicherung uns was Neues liefert.«
    »Hoffen wir’s.« Sie standen auf.
    Insgeheim schloss Bernardi mit sich Wetten darüber ab, ob der Lieutenant diesmal ausnahmsweise die Rechnung übernehmen würde. Keine Chance. Reynolds’ Knausrigkeit war sprichwörtlich.

    Als John Reynolds die Wohnung zum zweiten Mal betrat, folgte Bernardi ihm.
    Im Arbeitszimmer hörten sie Stimmen. Sie sahen zwei Fachleute von der CSU , die sich über die Leiche beugten. Neben ihnen stand der Staatsanwalt und sagte irgendetwas.
    Ted Morrison war ein kahlköpfiger kleiner Mann von fünfundfünfzig Jahren mit dünnem Oberlippenbart und einem Spitzbauch, der aus dem Jackett seines untadeligen hellgrauen Anzugs hervorragte. Morrison war ein Experte im Kampf gegen das organisierte Verbrechen und koordinierte die damit beschäftigte Spezialeinheit. Die beiden Detectives gingen auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.
    »Guten Tag, Doktor Morrison.«
    »Hallo, als ich ankam, haben Sie gerade mit der jungen Frau dort im Flur gesprochen, da wollte ich Sie nicht ablenken. Wer war das eigentlich?«, fragte er auf seine gewohnt joviale Art.
    »Die Nichte des Wohnungsinhabers«, erklärte Reynolds. Dann deutete er auf die Leiche.
    »Wie heißt er?«
    »Rocco Fedeli, Italiener aus Kalabrien.«
    »Der Name sagt mir nichts. Gehörte er zu einer der ›Familien‹?«
    »Nein, zu keiner.« Reynolds referierte das Ergebnis der Anfrage beim zentralen Vorstrafenregister.
    »Ein Unbekannter also«, schloss Morrison.
    Die Detectives nickten.
    »Und die anderen?«
    »Wir müssen sie noch identifizieren, aber sie scheinen alle Italiener zu sein, mit Ausnahme des Mannes in der Diele und der Frau – das sind die Hausangestellten, Puerto Ricaner.«
    »Die Italiener?«, fragte Morrison weiter.
    »Zwei der Männer könnten Brüder von Rocco Fedeli sein, das schließe ich zumindest aus der Aussage der Nichte. Von dem dritten wissen wir noch gar nichts. Wie gesagt, die Identifizierung hat noch nicht stattgefunden«, erklärte Reynolds.
    »Vielleicht sollten Sie die Unterstützung des Organized Crime Control Bureau anfordern, Lieutenant, der Abteilung, die auf Ermittlungen gegen kriminelle Organisationen spezialisiert ist«, schlug Morrison vor.
    »Ja, das denke ich auch. So wie es aussieht, ist es unvermeidlich, das OCCB einzuschalten.«
    »Und auch das FBI «, fuhr Morrison fort. »Ich leite die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft von Manhattan in die Wege, in deren Zuständigkeitsbereich schon der Mord von gestern Abend fällt.«
    Die beiden Detectives verständigten sich durch einen Blick und nickten dann.
    »Ich werde das FBI schnellstmöglich kontaktieren, falls sie nicht sowieso schon informiert sind«, antwortete der

Weitere Kostenlose Bücher