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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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Lieutenant. Lieber wäre es ihm gewesen, wenn es sich vermeiden ließe. Er hegte keine besonderen Sympathien für die Kollegen vom FBI , die ständig miteinander flüsterten und schreckliche Geheimniskrämer waren. Vor allem ihr elitäres Klassenbesten-Gehabe war ihm zuwider. Schließlich leistete er mit seiner Detective Squad durchaus auch gute Arbeit.
    »Ausgezeichnet«, sagte Morrison. Bernardi sah unterdessen den beiden Technikern von der Spurensicherung zu, die gerade dabei waren, die Paraffinprobe zu machen. Er ging näher heran und musterte die bereits fotografierten und gefilmten Beweisstücke, als da waren die Pistole, die Hülse Kaliber 7.65 mm und die zahlreichen anderen vomKaliber .22. Letztere taxierte er mit besonderem Interesse. Als er wieder neben dem Lieutenant stand, flüsterte er ihm ins Ohr: »Kaliber .22, Chef, genau wie die Kugeln, mit denen der Portier umgebracht wurde.«
    Reynolds nickte und wollte gerade erwidern, dass er diese Hülsen schon bemerkt habe, doch in dem Moment sprach ihn der ältere der Spurensicherungsfachleute an: »Lieutenant, unter dem Bücherschrank haben wir die aus der Waffe Kaliber 7.65 abgefeuerte Kugel gefunden. Sie ist an der Wand neben der Tür abgeprallt, nahe der Ecke. Und die Pistole hat eine abgefeilte Seriennummer.«
    Reynolds bat die Techniker, den Safe besonders gründlich zu untersuchen, vor allem auf eventuelle Fingerabdrücke hin.
    »Das machen wir zum Schluss«, sagten sie und blickten zu Morrison hinüber, der sich inzwischen vor den Safe gehockt hatte.
    In diesem Augenblick steckte ein anderer Detective den Kopf zur Tür herein und verkündete: »Lieutenant, das Ehepaar Prestipino ist jetzt hier.«

    »Guten Tag, mein Name ist John Reynolds, ich bin der Leiter der Detective Squad. Mr Prestipino, ich muss Sie bitten, zur Identifizierung der Opfer mit mir zu kommen«, sagte der Lieutenant, als er auf die beiden zuging.
    »Ich komme mit. Ich bin die Schwester von Rocco Fedeli. Mein Geburtsname ist Angela Fedeli«, schaltete sich die Frau ein und trat einen Schritt nach vorn.
    Sie war klein und kräftig. Ihre dichten, schwarz gelockten, von ein paar grauen Strähnen durchzogenen Haare reichten ihr bis knapp zu den Schultern. Die klaren braunenAugen verliehen ihrem ungeschminkten Gesicht etwas Leuchtendes. Sie konnte noch nicht weit über vierzig sein. Gekleidet war sie in ein strenges schwarzes Wollkostüm mit einer einreihig geknöpften Jacke. Außer einem Paar Goldohrringe war nichts Feminines an ihr.
    Der Lieutenant sah sie verdutzt an.
    »Gut, dann folgen Sie mir«, forderte er sie auf.
    Sie zogen die Überschuhe aus Papier an und betraten die Wohnung. Angela Fedeli identifizierte die Toten ohne Zögern.
    In der Leiche am Eingang erkannte sie den puerto-ricanischen Hausangestellten wieder, in den Ermordeten im Esszimmer ihre Brüder Domenico und Salvatore sowie den Cousin Nicola, der seit vielen Jahren für ihren Bruder Rocco das Hotel Jonio leitete.
    Anschließend identifizierte sie die weibliche Leiche als die Köchin und den Toten im Arbeitszimmer als ihren Bruder Rocco.
    Reynolds wurde aus der Frau nicht schlau. Sie zeigte keine Gefühlsregung, war ebenso undurchschaubar wie ein geschlossener Safe. Er sah ihr während der Prozedur mehrmals in die Augen, konnte darin aber keine Anzeichen von Trauer oder Verzweiflung erkennen, wie zu erwarten gewesen wäre. In seiner gesamten Dienstzeit hatte er noch nie eine Frau erlebt, die bei der Identifikation der Leichen enger Verwandter derart unbeteiligt blieb. Angela Fedeli war anders als alle anderen. Sehr ungewöhnlich.
    »Sie müssen uns noch aufs Revier begleiten.«
    »Einverstanden«, antwortete sie knapp.
    »Auch Ihr Mann und Ihre Tochter müssen dort erscheinen.«
    Angela Fedeli nickte. »Sie werden mitkommen.«

    »Lieutenant, stimmt es, dass es ein Blutbad gegeben hat?«
    »Wer hat die Leichen gefunden?«
    »Was können Sie uns sagen?«
    »Haben Sie schon jemanden verhaftet?«
    Immer dieselben Fragen. Ein regelrechtes Sperrfeuer, das den Lieutenant traf, sobald er aus dem Haus trat, die Hände tief in den Taschen seines Trenchcoats vergraben.
    Auf dem Bürgersteig wimmelte es von Menschen. Die Übertragungswagen der Fernsehsender mit ihren Parabolantennen auf dem Dach brachten den ohnehin schon zähen Verkehr noch mehr zum Stocken und verursachten einen Stau.
    Die Reporter standen in kleinen Gruppen beisammen, als sollten sie gleich an einer spontan anberaumten Pressekonferenz teilnehmen. Kaum hatten

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