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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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mich jederzeit anrufen.«
    »Ist gut. Ich bin der Erste, der wissen will, was passiert ist, schließlich mache ich mir Sorgen um meine Familie – so wie es hier in Manhattan zugeht! Ich habe den Eindruck, dass die jüngste Politik in puncto Sicherheit völlig erfolglos war. Es stimmt zwar, dass die Straßen sauberer geworden sind, dass man nicht mehr angebettelt wird und dass keine Penner mehr zu sehen sind, aber Verbrechen gibt es nach wie vor im Übermaß. Man ist zu jeder Tageszeit in Gefahr, nicht nur nachts. Aber das weiß niemand besser als Sie, Lieutenant, stimmt’s?«
    Reynolds ging nicht darauf ein und verabschiedete sich von ihnen. Dann stiegen Vater und Sohn in den Aufzug.
    Der Lieutenant ließ seinen Blick um dreihundertsechzig Grad kreisen und suchte nach Überwachungskameras.
    Schade, es gab keine. Eine Videoaufzeichnung hätte Denis’ Aussage bestätigen können.
    Keine eindeutigen Indizien bisher, leider.

    Die ersten Indizien kamen kurz darauf vom Gerichtsmediziner.
    Robert Cabot sah aus wie höchstens vierzig. Hochgewachsen, kastanienbraune, mittellange und nach hinten gekämmte Haare, wache, scharf blickende Augen. Wenn man diesen Mann so sah und ihn nicht näher kannte, hätte man nie vermutet, dass der vertraute Umgang mit dem Tod für ihn zum Alltag gehörte. Auch lagen ihm die zynischen Sprüche fern, mit denen sich manche seiner Kollegengegen den Abscheu und Schrecken wappneten, den man vor einer Leiche empfindet. Er arbeitete in der Gerichtsmedizin an der First Avenue, in den Räumen des King’s County Hospital Mortuary.
    Er strahlte Ruhe und Kompetenz aus, als er auf den Lieutenant zuging, an den Händen noch die Latexhandschuhe und die Plastiküberschuhe an den Füßen.
    Er erklärte, dass der Rigor mortis der Gliedmaßen noch nicht eingetreten sei und er zwei Einschusslöcher von Pistolenkugeln im Nacken gefunden habe. Es gab nicht den Hauch eines Zweifels: Es handelte sich um Mord.
    »Wann ist er gestorben?«, wollte Reynolds wissen.
    »Das ist noch nicht lange her. Nach der Autopsie kann ich Genaueres sagen.«
    »Leichenflecken?«
    »Keine.«
    Reynolds überschlug rasch, dass der Zeitpunkt des Todes höchstens vier Stunden zurückliegen konnte. Andernfalls hätte sich das Blut aufgrund der Schwerkraft in den unteren Körperregionen angesammelt und wäre durch das Gewebe gesickert, wo es jene bläulichen Flecken bildete, die sogenannten Leichenflecken.
    »Austrittswunden?«, fragte Reynolds weiter.
    »Keine.«
    »Die Projektile sind also im Körper stecken geblieben?«
    »Genau. Ich werde sie bei der Autopsie entfernen, dann können wir die Flugbahn berechnen und daraus ableiten, wo Opfer und Mörder sich beim Abfeuern der Schüsse befanden.«
    »Vielen Dank, Doktor Cabot. Wann nehmen Sie die Autopsie vor?«
    »Hm, ich kann sie morgen früh durchführen, so gegenzehn. Ich werde Ihnen den Bericht so bald wie möglich zukommen lassen.«
    »Detective Bernardi wird ihn abholen.«
    »Gut, ich erwarte ihn«, sagte Cabot seufzend. Er zog die Handschuhe aus und hob zum Abschied grüßend den Arm. John Reynolds hatte ihn noch nie jemandem die Hand geben sehen. Als hätte er Angst, sich durch Körperkontakt mit irgendetwas anzustecken.
    Reynolds rief Bernardi an und bat ihn zu überprüfen, ob es einen Polizeieinsatz, eventuell auch von anderen Revieren, in dem Apartmenthaus gegeben hatte. Dann wies er einige Beamte an, die Pförtnerloge sowie die Wohnung des Opfers zu durchsuchen, und andere, die Hausbewohner zur Befragung aufs Revier vorzuladen. »Denen, die nicht zu Hause sind, und den Ladeninhabern in der Nachbarschaft schiebt ihr eine Aufforderung unter der Tür durch, sich baldmöglichst, spätestens im Lauf des morgigen Vormittags, im 17. Revier einzufinden.«
    Die Detectives machten sich auf den Weg.
    Unterdessen hatten die Spezialisten von der CSU , der Crime Scene Unit, die Spurensicherung abgeschlossen, und zwei Angestellte des Leichenschauhauses waren dabei, die Leiche in einen Sack aus schwarzem Kunststoff zu legen.

    Die Portiersloge war in ihren Ausmaßen bescheiden.
    John Reynolds hatte in seinen vielen Dienstjahren schon größere, aber auch sehr viel armseligere gesehen. Es gab nur wenige Gegenstände darin: ein langes Holzregal, einen zweitürigen, hölzernen Schrank, der mit Zeitungen, Zeitschriften und Werbeprospekten vollgestopft war. Eine Einkaufstüte in einer Ecke enthielt die Resteeiner Mahlzeit, einen Cheeseburger und ein Tütchen Ketchup vom nahe gelegenen

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